Ich habe gestern den Kinokassenknüller Borat gesehen, und muss sagen, ich war von der kurzweiligen Trash-Komödie angenehm überrascht. Nach dem Film spürte ich zwar kein bleibendes Gefühl (wodurch sich die wirklich tollen Filme auszeichnen), aber während der Spätvorstellung konnte ich teilweise doch richtig losprusten. Der Film zeichnet sich durch extreme politische Unkorrektheit bei der wirklich keiner (USA, Kasachstan, Frauen, Männer, Juden, Christen, Hetero, Homo …) verschont bleibt. Obwohl mich im Vorfeld mehr das Drumherum wie die effektvollen Medienauftritte von Borat und die Reaktion von Kasachstan interessierte, war der Film dann doch recht okay.
Ich bin ja selbst erst durch die Medienberichterstattung und die lodernde Prozesswelle von unfreiwilligen(?!) Darstellern neugierig auf den Film geworden. Wie man sich auch beim Film oft unsicher ist ob das jetzt dokumentarisch oder inszeniert ist, so frage ich mich das auch bei der Borat-Berichterstattung in den Medien: Sind die angetrunkenen Studenten wirklich sauer (und wollen Geld) oder ist die laufende Klage dann doch nur ein geplanter Schachzug der Marketing-Agentur hinter Borat? Auch dass ein Verband der Roma und Sinti klagt, eine TV-Produzentin (die Borat in eine Morgenshow einlud) gekündigt wurde und die Regierung von Kasachstan stinksauer offizielle Erklärungen abgibt um das Ansehen des eigenen Landes zu retten, ist eine wunderbare Werbung für den Film und gießt weiter Öl in die Hype-Flammen. Selbst die offizielle deutsche Borat-Seite von 20th Century Fox mit der schrecklichen deutschen Synchronfassung Vorsicht!) zeigt den Trash-Charakter des Marketings den man konsequent auf allen Kanälen umsetzt: In Australien tauchen gesprühte Graffitis auf, während in den Strassen Berlins wild plakatierte Schablonengraffitis (Stencils) von Borat hängen (z.B. das, dieses oder das hier).
Alles keine wirklich offiziellen und bezahlten Werbemittel, sondern mehr ein kommerzieller Einbruch in den öffentlichen Raum. Das Borat-Marketing ist wirklich beeindruckend: so findet man Borat auf MySpace und zahlreichen „unoffiziellen“ Fan-Seiten. Klar, der losgetretene Hype motiviert natürlich die Fans zu zahlreichen Aktivitäten im Internet und auf den Strassen, trotzdem frage ich mich an einigen Stellen wie unoffiziell ist das wirklich?! Auch bei YouTube finden sich zahlreiche Borat Videoclips – da schert man sich bestimmt bei der Filmfirma nur wenig um die Verletzung von Urheberrechten, sondern freut sich über frisch rekrutierte Kinobesucher. Woher kommen denn die ganzen Schnipsel, die eben nicht im Kinofilm gelandet sind, wie dieser hier?
Mit dem schäbig aussehenden aber effektvollen Marketing könnte Borat vermutlich als der profitabelste Film in die Kinogeschichte eingehen, denn gekostet hat er vermutlich nicht viel, und der internationale Kassenerfolg wird noch eine Weile andauern. Wer jetzt noch etwas mehr lesen will, der kann sich ja mal den Beitrag in der Englischen Wikipedia gönnen, der kann allerdings inzwischen aufgrund von Vandalismus nicht mehr öffentliche editiert werden.
aeh is jezze n bischen borat OT… …ist es nicht einfach so: das vermaledeite ding mit dem marke-thing (und was dahinter steckt: am ende immer grosse kapitale unternehmen/aktiengesellschaften) drueckt sich eben ueberall rein! (unwort des jahrhunderts: ‚guerilla marketing‘ ;-) kaum gibt es ‚illegale‘ (anarchistische politische) antikunst auf der strasse mit freien wilden ideen fuer umme und einfach aus sich selbst heraus und gegen das normale buergerbewusstsein und die konsumwelt gerichtet muss da sofort auch der kapitale duennschiss sein schwaenzchen reinhaengen: der kann sich naemlich schon lange nicht mehr erlauben irgendwo sein schlappes ding nicht drinne zu haben! und wenn man ihn anpisst pisst er nicht zurueck sondern verkauft sofort auch noch sein neues feuchtes stinkendes hosenbein als super innovation seiner selbst! (was ja nix gutes ueber die kaeufer denken laesst: anscheinend kaufen die ja alles oder sie moegen es wohl sehr selbst angepisst zu werden) wirklich ‚profitfreie‘ plaetze darf es einfach nicht mehr geben: sie muessen schnellst moeglich vergewaltigt und einverleibt werden und ihr ‚potential‘ zum profit erwirtschaften ausgenutzt werden! dazu kommt diese seltsame postmoderne grundeinstellung vieler ‚kultur- und kunst- und medienarbeiterInnen‘ man waere so ja so frei auch ueber werbung medien und kreative inhalte irgendetwas am ’system‘ drehen zu koennen! aber es dreht sich dann am ende doch nur um das eine altbekannte: den aktuellen kontostand! auch die miesesten kapitalkorrupten regierungen und ihre armeen ja der ganze mord und totschlag selbst haben ihre kreativen argenturen: und das sieht ja auch alles ganz hip aus: ist aber nur der selbe alte miese tod! im menschlichen grunde ist da naemlich ueberhaupt nichts passiert! da ist keen fortschritt! das schlimme daran ist -jedenfalls fuer mich- dass fast nichts anderes ueberlebt: nichts da draussen in der welt und auch nichts mehr bei uns innendrinnen! was ist das fuer ein fucking ‚wert‘ der da am ende uebrigbleibt???
Das mit dem „kein bleibendes Gefühl hinterlassen“ hast Du prima beschrieben Mac. Auch ich bin erst durch die intensiven und kontroversen Medienberichte auf den Film aufmerksam geworden und war wohl auch ein wenig überrascht über die schon als überschwenglisch zu bezeichneten Lobhuldigen im Feuilleton der Süddeutschen. Vielleicht lag’s somit wieder mal an den (zu) hohen Erwartungen,
dass der Film für mich nicht ganz das hielt, was er versprach. So hab ich alles in allem weniger gelacht, als ich dachte.
Ich hatte auch so ein bisschen das Gefühl, dass das vor 4-5 Jahren vielleicht noch anders gewesen wäre. An politische Unkorrektheit hat man sich mittlerweile irgendwie gewöhnt. Es schockiert doch eigentlich nur noch begrenzt. Vielleicht liegts daran, dass sich zu viele diesem „Stilmittel“ bedienen und bedient haben. Das man in einer Rodeo-Show in Texas schwulenfeindliche Statements entlockt, überrascht doch nicht wirklich? Gelegentlich waren mir manche Jokes und Szenen auch ein wenig zu platt. Vielleicht kam hier seine Comedy-Herkunft durch. Natürlich hatte der Film auch seine guten und witzigen Momente („this cheese is made of titts of my wife“ oder
Borat im Schwarzenviertel). Wobei ich hoffe, dass sein Running Gag von der „US And A“ auch in meinen Wortschatz freudigen und permamenten Einzug halten wird.
die anderen videoschnipsel sind von den alten ali g. sendungen, denke ich. die website ist ja enttaeuschend, weil sie fast komplett in flash gemacht wurde. da wird ein fehlendes image in form einer grafik simuliert, was enttaeuscht. cooler waere html3.2 gewesen ohne ueberhaupt einmal ueber den code zu schauen.
marketing hin oder her: borat ist ein idol.
@ Cooper: Danke für die Info bzgl. der Videoschnipsel – da bin ich natürlich nicht drauf gekommen, obwohl ich wusste, dass die Figur Borat schon früher aufgetaucht ist.
@ alice cooper:
ist heute nicht jeder ein idol…
fuer 15 minuten? (dank des marken-thing)
;-)
Ja, hier wurden im großen Stil alle verfügbaren Medien vom Kommerz manipuliert. Das habe ich auch schon bemerkt und fühle mich seit längerem davon belästigt. Die meisten habens aber nicht gerafft und denken sie sind einfach so drauf gestoßen.
ich weiß nix über borat