Is real – Kurzgeschichten aus Israel

Ich komme gerade zurück von 10 Tagen Israel. Und bevor sich die intensiven bis skurrilen Erlebnisse wieder der Luft des Alltags auflösen, werde ich sie hier in kleine Kurzgeschichten verpacken.

Der Beginn der Reise stand schon mal unter dem Stern des Schlurchens: Zuerst habe ich bei der Abreise den Geldbeutel samt Kreditkarten vergessen (ist mir 10 Minuten vom Haus entfernt eingefallen und konnte so korrigiert werden). Dann bin ich gut gelaunt in die falsche S-Bahn eingestiegen (ich wohne ja erst 10 Jahre in Berlin, da passiert so was schon mal). Am Berliner Flughafen fiel mir auf, dass ich den nagelneuen Lonely Planet Reiseführer für Israel zu Hause auf der Heizung habe liegen lassen. Und kurz vor der Landung in Tel Aviv wird mir außerdem klar, dass mein Führerschein noch im anderen Geldbeutel liegt, und ich somit den reservierten Mietwagen nicht fahren darf. Ein schlechter Start für eine tolle Reise. Bald mehr auf diesem Kanal…

Großmutter Paranoia

Heute einen langen Abend mit meiner 87-jährigen Oma verbracht. Geistig noch fit, aber viel von dieser Fitness steckt sie leider in ihre Paranoia. Angefangen hat das alles vor etwa 2 Jahren: Seither wird (fast) jeder in ihrem Umfeld verdächtigt. Ein Mieter klaut ihr nachts im Keller Heizöl aus der Zentralheizung (Beweis war ein ölverschmierter Fleck auf dem Boden). Dann kamen die Vögel, die sie früher auf ihrer Terrasse fütterte, plötzlich nicht mehr, da der Nachbarsjunge mit einem Gewehr auf sie schießt (schließlich ist er ja bei der Bundeswehr). Nachdem sie den Öl-Dieb-Mieter losgeworden ist, hat sich der Nachfolger (ein normaler Familienvater) heimlich Schlüssel ihrer gesamten Türschlösser nachgemacht und benutzt hinter ihrem Rücken ihr Badezimmer (um bei sich selbst Heizkosten zu sparen) und schneidet sich dort scheinbar auch die Haare. Als sie ihm gegenüber die Verdächtigung äußert, er würde in ihrer Abwesenheit in ihre Wohnzimmerpflanzen urinieren, beschließt er freiwillig auszuziehen. Die aktuellen Mieter verfügen scheinbar auch über Zweitschlüssel (obwohl sie nach dem letzten Mieter diverse Schlösser austauschen ließ) und schleichen nachts in ihren Gemächern umher. Als vor ein paar Monaten ihre weit über 20-jährige Katze gestorben ist, behauptete sie, der Sohn des Mieters hätte mit einer Eisenstange die Katze zu Tode gefoltert. Um diese Behauptung zu untermauern rief sie auch die Polizei. Ob sie denn nicht ihre Türen abschließe, wollte der Polizist wissen. Sie erwiderte: „Natürlich, aber die kommen überall rein“. Meine Eltern und die Frau, die sie regelmäßig betreut, versuchten sämtliche Vorwürfe mit vorsichtigen Hinweisen auf deren Absurdität zu entkräften. Aber sie bleibt bei ihrer Meinung. Schließlich schlägt ihre Betreuerin die Obduktion der toten Katze vor. Der Tierarzt diagnostiziert Tot aus Altersschwäche und kann keine Fremdeinwirkung feststellen. Auch das reicht nicht. Oma behauptet nun, der Mieter hätte den Tierarzt bestochen und so eine Falschaussage erwirkt.

Paranoia

Über diese ganzen Themen habe ich heute mehrere Stunden ruhig und teilweise besonnen mit ihr geredet. Konnte ihr die Absurdität ihrer Unterstellungen aber nicht klar machen. Bis auf die Tatsache, dass sie aufgrund einer Makuladegeneration inzwischen wirklich sehr schlecht sieht (man hat ihr vor 4 Jahren nach einem Autounfall den Führerschein entzogen) ist sie geistig und körperlich sehr fit. Sie arbeitet täglich mehrere Stunden in ihrem Garten und erinnert sich recht lückenlos an die Inhalte eines unserer Telefonate vor 4 Monaten.

Mit ihrer Paranoia macht sie sich und ihrem Umfeld das Leben schwer. Die Gespräche mit meinen Eltern und Verwandten brachten keine Besserung. Auch die liebe Dame, die sie regelmäßig betreut, kommt in diesem Punkt nicht weiter. Konsultierte Ärzte überrumpelt sie mit ihrer Geistesgegenwärtigkeit. Die Verschreibung von Psychopharmaka war bisher aus bürokratischen Ursachen scheinbar nicht möglich. Ich hoffe sehr für meine Oma, dass sie bald die richtigen Medikamente nehmen darf um sich die restlichen Jahre ihres Lebensabends noch schön und angenehm zu gestalten.

Man darf nie die Nerven verlieren

Was für ein Scheißtag. Beruflich ist heute (mal wieder) eine kleine Katastrophe eingetreten. Generell versuche ich auf das Gute in jeder Situation zu fokussieren, das fällt in diesem Falle nicht so leicht – ist aber (wie immer) möglich. Jetzt kann ich eine Lektion im „Niemals-die-Nerven-verlieren“ lernen und mit Besonnenheit und Ruhe einen Blick auf die Situation werfen. Bei solchen Gelegenheiten auch immer interessant: Die Priorisierung von einzelnen Faktoren im persönlichen Lebenszeitkonto überprüfen und gegebenenfalls neu ordnen. Trotzdem Scheiße, und das an meinem wöchentlichen Fastentag
(Artikelüberschrift ist zur Selbsttherapie gedacht)

Weltallergie

Schon seit meiner Jugend befällt mich in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder eine sehr nervige Krankheit: Die Weltallergie. Es handelt sich hierbei um eine allergische Reaktion meiner Befindlichkeit auf die Welt. Leider auch in den letzten Tagen wieder – sehr nervig das Ganze…

Symptome:

  • Nicht aus dem Bett aufstehen können
  • Absolute Lustlosigkeit mit der Welt, und den auf ihr befindlichen Menschen zu kommunizieren
  • Permanente Schwarzseherei und -malerei
  • Alles Scheisse finden (z.B. Welt, Deutschland, Berlin, sich selbst)

Therapieformen:

  • Sex
  • Bewegung und Sport (danach Sauna)
  • Spaziergänge
  • Nette Menschen treffen
  • Sich darüber im eigenen Blog lustig machen

Belastbarkeit

Gerade muss ich mal wieder feststellen, dass ich leider überhaupt nicht belastbar bin. Es läuft gerade so viel schief und natürlich kommt auch alles auf Einmal. Da bekomme ich sofort ein äußerst unangenehmes Gefühl in der Magengegend und bin vor Überforderung nicht mehr strukturiert, sondern nur noch deprimiert. Den Punkt „Belastbarkeit“ im Persönlichkeitsprofil kann ich also überhaupt nicht bedienen, Scheisse.