Warum hier weitermachen?

Auch nach den überraschend vielen Reaktionen von RSS-Lesern und sogar einem Aktionsaufruf vom sehr geschätzten mr. ix, bin ich noch immer dabei meine Motivation auszuloten. Was hat mich in der Vergangenheit dazu getrieben hier zu schreiben? Da mir niemand Geld für meine Zeit und die Schreiberei bezahlt, und ich auch keine Lust habe Dataloo mit Werbung zu bekleben bleibt nur die intrinsische Motivation. Die Möglichkeit meine Gedanken einer kleinen aber feinen Gruppe von Internet-Sonderlingen nahezubringen ist sicherlich ein Teilaspekt. Viel interessanter ist die Selbstverpflichtung das eigene Bewusstsein wieder zu schärfen und der Welt an allen vermeintlich langweiligen Ecken die interessanten Aspekte abzuringen. Meine Lieblingsphilosophin Hannelore Elsner sagte mal man müsse den sich ständig wiederholenden Schleifen des Lebens konsequent neue Sichtweisen entgegensetzen, um die immer gleichen Situationen jedes Mal aufs Neue neu zu erleben. Also sinngemäß hat sie irgendwo was Ähnliches gesagt. Soviel zu Quellenhinweisen. Also könnte ich mich selbst unter Druck setzen meine Umwelt wieder intensiver wahrzunehmen um dann später daraus ein paar Zeilen in Dataloo zu drehen.

Blogs und deren Nachfolger wie Twitter, Google+, Facebook, Foursquare oder Tumblrs beachte und lese ich noch weniger, als ich es sowieso schon immer gemacht habe. Somit sind Diskussionen über akute Netzthemen oder Stasi 3.0 hier fast nicht zu erwarten. Ich denke das geht hier im Idealfall irgendwie so weiter wie ich es auch früher schon mal gemacht habe: Ich schreibe hier einfach so rein auf was ich gerade Lust habe. Nennt es digitale Kolumne, launischer Bullshit oder wie auch immer ihr wollt.

Die Top-5 Vorsätze für 2008

Neujahrsvorsätze sind schnell ausgesprochen und selten länger als eine Woche durchgehalten. Von einem amerikanischen Wellness-Papst kommen folgende kuschelweichen Vorsätze für 2008: Mehr Rotwein trinken, viel dunkle Schokolade essen, dauernd lachen, grinsen und strahlen und natürlich mehr Sex. Das macht nicht nur Spass, sondern lässt dich auch noch länger leben! Ich liebe es!

Ein Tipp noch von mit: Wer sich 2008 vom Alkohol fernhalten möchte, sollte schleunigst mit dem Rauchen anfangen, denn am 1.1. beginnt ja das Rauchverbot in Kneipen. Wenn jetzt noch Alkohol im öffentlichen Raum verboten wird (falls die Flatrate-Schnaps-Kids so weiter machen, dann kommt das in 2009), dann ist man auch in Deutschland bereits illegalisiert, wenn man gleichzeitig raucht und trinkt.

Und nicht vergessen: Nach dem Anstoßen um Mitternacht die Kippe ausmachen! Oder wenigstens auf Bio-Zigaretten ohne Zusatzstoffe umsteigen, dann bekommt man nur Bio-Krebs.

Sich alt fühlen

Gestern war ich mit zwei Freunden mal wieder an der sensationellen Lofi-Lounge im Schokoladen. Diese empfehlenswerte Veranstaltung mit jeweils 2-3 Bands wird an jedem zweiten Mittwoch von der wunderbaren Kitty Solaris organisiert. 3 Konzerte in intimer Atmosphäre für 6 Euro. Die Bands spielen hier nicht mit Gewinnabsicht, sondern aus purer Leidenschaft. Der Schokoladen scheint sowieso die letzte Bastion im ausverkauften Berlin-Mitte zu sein – oder wo bekommt man sonst noch ein Bier für 1,50€?

Und da die mit viel Elektrodruck spielenden Sons des Disco extra wegen diesem Konzert aus Frankreich nach Berlin gereist waren, haben wir sie nach dem Konzert noch durch diverse Bars geschleppt. Irgendwann haben wir erfahren, dass die Jungs grade mal 21 sind. Wenigstens ist ihnen bei unserer Altersangabe die Kinnlade runtergefallen. Trotzdem haben wir uns mit unseren 100 Jahren (33+33+34) gleich wie alte Männer gefühlt. Vermutlich haben die beiden Franzosen uns dann aus Mitleid in eine vermeintliche GoGo-Bar geschleppt. Ich wohne seit 10 Jahren in Berlin und kenne keine einzige GoGo-Bar. Die Sons des Disco waren den zweiten Tag in ihrem Leben in Berlin und kannten schon eine. Als wir dann zu Fünft biertrunken in den Rotlicht-Laden stolperten musste erst mal die Bar wieder eröffnet werden – die hatte schon zu. Keine Tänzerinnen an der Metallstange. Unser französischer Freund war enttäuscht. Zum Trost tranken wir Becks für 3,50€ das Stück. Die Bardame schaltet 2 Fernseher an. Auf den Bildschirmen tauchte eine nackte Asiatin auf, die sehr, sehr lange braucht um eine Banane zu essen. Jetzt fühlte ich mich wirklich steinalt. Mit dem Bier in der Hand das Etablissement verlassen und nach Hause.

Star-Hopping

Eine Bekannte rief mich kürzlich an um mir von ihrem Traum zu erzählen: Sie saß mit mir zusammen und war überrascht mit welcher Ernsthaftigkeit ich davon berichtete, dass ich mich jetzt von den Russen ins All schießen lasse, um dort Star-Hopping zu machen. So wie man in Griechenland Insel-Hopping betreibt, nur eben von Stern zu Stern. Irgendwann merkte Sie, dass wir uns in ihrem Traum Hunderte von Jahren in der Zukunft befanden, und nur sie noch mit einem 2007er-Bewusstsein ausgestattet war.

Star-Hopping ist doch ein schönes Bild für das, was nach dem Tod passieren könnte: Man hüpft von Stern zu Stern, bis man irgendwann im ganzen Kosmos aufgeht. Man verschmilzt mit jedem Stern, Planeten, Meer, Sandkorn, Tier und Menschen – ja, mit jedem Atom, Quark, String und Was-auch-immer. Wie eine homöopathische Dosis bleibt man im Universum erhalten, und ist doch an jeder beliebigen Stelle nicht mehr konkret nachzuweisen…

Dieser sentimentale Beitrag ist vermutlich dem Film Novembermann geschuldet, den ich heute vor einem Telefongespräch mit der Träumerin angesehen habe. Und sicher auch daran, dass ich heute noch keine Nahrung zu mir nehmen konnte, weil in mir ein Verdauuungsteufel wütet.

Man darf nie die Nerven verlieren

Was für ein Scheißtag. Beruflich ist heute (mal wieder) eine kleine Katastrophe eingetreten. Generell versuche ich auf das Gute in jeder Situation zu fokussieren, das fällt in diesem Falle nicht so leicht – ist aber (wie immer) möglich. Jetzt kann ich eine Lektion im „Niemals-die-Nerven-verlieren“ lernen und mit Besonnenheit und Ruhe einen Blick auf die Situation werfen. Bei solchen Gelegenheiten auch immer interessant: Die Priorisierung von einzelnen Faktoren im persönlichen Lebenszeitkonto überprüfen und gegebenenfalls neu ordnen. Trotzdem Scheiße, und das an meinem wöchentlichen Fastentag
(Artikelüberschrift ist zur Selbsttherapie gedacht)

Webcam Remote Fastnacht

Während auf der Achse Köln-Mainz Büttenreden geschwungen werden und halb Süddeutschland im wohl dosierten Alkoholnebel verwabert, benimmt sich Berlin mal wieder ignorant. Außer ein paar versprengten Ex-Bonn-Politikern die im Regierungsviertel feiern, alles wie immer: Samstag, Wellness-Bio-Markt, Kinderwagen-Rally und bis 22 Uhr Pärchen-Shopping im Minimal (der jetzt nicht mehr so heißt – was mir aber egal ist) oder im 5-Sterne-Gourmet-Karstadt.

Karneval, Fasching, Fasenacht gibt es nur im Süden und Fastnacht nennt man es im Schwarzwald. Nun wollte ich jetzt doch mal den Fastnachtumzug der Höchenschwander Tannenzäpfle via Webcam verfolgen. Also ganz moderne Fern-Fastnacht sozusagen. Wenn ich nicht noch in den letzten Ausläufern eines grippalen Infekts stecken würde, dann auch gerne mit Rothaus Bier vor dem Laptop. Aber ich hab’s wohl verpasst und nur ein paar versprengte Narren gesehen (siehe Bild).
Fastnacht Hoechenschwand

Selbst habe ich ja Fastnacht im Schwarzwald ja schon lange nicht mehr mitgemacht, habe aber ein paar sehr schöne Erinnerungen (zumindest an den Teil, an den ich mich erinnern kann) die weit in meine Jugend zurückreichen. Das war früher eine angenehm überdrehte euphorische Woche in der alle Geschäfte zu waren, und man selbst zwischen Hemdglunker-Ball, Western-Bars und Mädels mit Hexenmasken umhertorkelte. Die Magie lag aber an den herrlichen 15 Jahren, die man selbst alt war: Man fühle sich mit Zigarillo und Bacardi-Cola total Erwachsen, aber musste irgendwann eine Mitfahrgelegenheit finden, trampen oder eben doch 4 km Nachtwandern. Vermutlich schwer diese Gefühlssensationen mit Mitte 30 noch mal zu reproduzieren. Aber geil war’s halt scho!

Die Fastnacht ist ja laut Wikipedia:

… die Zeit der Ausgelassenheit, Fröhlichkeit und überschäumenden Lebensfreude …

Das Leben ist zu kurz für schlechten Rotwein

Früher kaufte ich regelmäßig Rotwein im Lidl, und dabei dachte das wären tolle Preis-Leistungs-Weine. Vielleicht war das auch so. Inzwischen allerdings kann ich die meisten dieser industriell optimierten Rotweine aus Kalifornien, Chile und Australien nicht mehr trinken. Gestern Abend den Samstag mit guten Freunden, guten Filmen und guten Weinen verbracht. Tendenziell ist es ja so, dass die Weinflaschen an so einem Abend immer besser werden: So auch gestern. Der Erste war gut (Italien), der Zweite besser (Italien) und der Dritte (Spanien) eine Sensation. Ob das auch so gewesen wäre, wenn man in der umgekehrten Reihenfolge geöffnet hätte?