Bewusst erleben

Das Schreiben hier in Dataloo macht mir gerade nicht nur deshalb so viel Freude, weil es eine fortlaufende spannende Schreibübung ist, sondern auch weil es mich oft bewusster leben und erleben lässt. Meine Wahrnehmung der Umwelt verschärft sich, denn es könnten ja überall kleine Geschichten lauern. Was ist schon dabei, mittags mal ein schlechtes Restaurant zu erwischen: Früher war’s nur Ärger, heute kann ich mich daran erfreuen und beobachte genau was alles trashiges passiert – die kleine Handkamera immer im Anschlag. Das Interessante und Spannende liegt überall: In der Großstadt und auf dem Land, in Gruppen, oder wenn man ganz alleine ist. Egal ob Sekt oder Selters, finanzielle Unabhängigkeit oder Hartz IV: Immer schön Augen und Ohren offen halten und die Welt reinlassen.

Wenn ich hier mal länger nichts schreibe, dann liege ich unter einem Haufen Arbeit, will nichts passieren sehen, möchte es nicht teilen, bin faul oder lebe eben völlig unbewusst vor mich hin – Shit happens.

24 Stunden – Upgrade gesucht

Ein Tag hat 24 Stunden. Davon schlafe ich 8, bewege mich 1 Stunde von A nach B, bin 1 Stunde mit Nahrungsaufnahme beschäftigt, verbringe 15 Minuten auf dem Klo, 20 Minuten im Bad und 20 Minuten im Haushalt. Aber halt, da war doch noch was?! Genau: ich arbeite täglich noch zwischen 1 und 14 Stunden. Da bleibt nicht viel übrig.

Wie soll ich in dieser Zeit alles unterbringen was ich gerne tun möchte: Fahrrad fahren, mit Freunden sprechen, Kontakte in die USA halten, Blogs lesen, in Dataloo schreiben, Krafttraining, Ausdauertraining, Bücher lesen, Sex haben, private Emails beantworten, mit der Familie telefonieren, für Freunde kochen, mit Freunden trinken, tanzen, ausgehen, mehr Konzerte sehen, ins Theater gehen, interessante neue Kinofilme gucken, interessante alte Kinofilme auf DVD gucken, entspannt Musik hören, Wired lesen, Brand Eins lesen, die Zeit lesen, Snowboarden, Surfen, Tracks auf Arte sehen, Kulturzeit auf 3Sat sehen, Harald Schmidt im Ersten belachen, in Berlin spazieren gehen, in den Bergen wandern, neue Stadtteile erforschen, neuen Menschen kennen lernen, alte Freunde kontaktieren, mit Freunden Dinner abhalten, guten Rotwein trinken, Online Spiele zocken, Brandenburg bereisen, Deutschland bereisen, Europa bereisen, die Welt bereisen, gut zuhören, gut sprechen, neue Ideen generieren, alte schlechte Ideen verwerfen… und bei alle dem natürlich noch immer schön entspannt bleiben.

Die einzige Lösung scheint mir ab jetzt sofort auf Schlaf und Arbeit zu verzichten, dann hätte ich evtl. die Chance einen kleinen Teil davon umzusetzen. Aber auch dann würde sich das Problem nicht auflösen, sondern die Wunschliste länger, und die restliche Zeit knapper werden, bis die Zeit wieder auf Null geschrumpft ist. Das verhält sich ähnlich wie mit einer neuen Festplatte: Erst scheint die neue so viel Platz zu bieten, um dann schon nach kurzer Zeit wieder mit gewachsenen Datenbergen und Betriebssystemen prall gefüllt zu sein: 0MB frei.

Vom Glücklichsein

Da es das beste deutschsprachige Interviewmagazin Alert schon lange nicht mehr gibt, muss man zum zweitbesten greifen. Aber glücklicherweise erschien die Galore, seit langer Zeit mal wieder, mit einer Topbesetzung: Götz Alsmann, Woody Allen, Jonathan Meese, Martin Walser und Blixa Bargeld.

Weiterhin berichtet der Glücksforscher Ruut Veenhoven, der die „World Database of Happiness“ verwaltet, ein paar unerwartete Dinge über den aktuellen Stand der Glücksforschung:

Heiraten macht glücklich

… dass Paare vor der Eheschließung weniger glücklich sind als nach der Hochzeit, Später geht die Glückskurve ein bisschen runter, aber sie bleibt oberhalb des Niveaus, das sie als Ledige hatten.

Kinderkriegen hemmt das Glück

… Bei Paaren, die Kinder bekommen, sieht man das Glücksniveau in der Folge sinken – besonders wenn die Mutter arbeitet. Das Glücksempfinden steigt später, wenn die Kinder das Haus verlassen, wieder an.

Die Soziale Stellung ist dem Glück egal

In westlichen Gesellschaften gibt es nur wenig Zusammenhang zwischen sozialer Stellung und Glück.

Glückliche leben länger

Langzeitstudien über Glück und Gesundheit zeigen, dass unglückliche Menschen eher sterben als glückliche.

Also jetzt alle:
Heiraten, keine Kinder zeugen, Karriere ignorieren und einfach nur glücklich länger leben.

Quelle: Galore

Whatever I think I am, that’s what I’m not

Der Albumtitel der Arctic Monkeys „Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not“ entspricht nur der Realität von jungen Menschen in den frühen Zwanzigern. Das neue Credo für alle Mittdreissiger lautet hingegen „Whatever I think I am, that’s what I’m not„.

Belastbarkeit

Gerade muss ich mal wieder feststellen, dass ich leider überhaupt nicht belastbar bin. Es läuft gerade so viel schief und natürlich kommt auch alles auf Einmal. Da bekomme ich sofort ein äußerst unangenehmes Gefühl in der Magengegend und bin vor Überforderung nicht mehr strukturiert, sondern nur noch deprimiert. Den Punkt „Belastbarkeit“ im Persönlichkeitsprofil kann ich also überhaupt nicht bedienen, Scheisse.

Normal ist.

Normal ist alles. Normal ist nichts.

Ok. Hört sich voll eso an. Ist es auch. Vielleicht. Und doch:

Als ich heute gemütlich um meinen Block im Pberg spazierte, überholte mich ein Typ – schon von weit hinten entfernt singend-summend-opera-style-mäßig. Gleichzeitig: mir entgegenkommend 2 Jogger.

Also: der Singer – lauthals stimmenprobendsingend an mir vorbei – ebenso die 2 Jogger – den Typen angrinsend.

Ah – ja – nee, is klar! Geht ja gar nicht – lauthals singend in Berlins Strassen rumlaufen. Ist echt nicht normal! Sowas! Meschugge! Blöde! Was soll´n das? Willst dich wohl wichtig machen? Soso und das macht dich besonders? Hebt dich raus aus dem … Pöbel, dem gewöhnlichen… aha aha

Ich grinste kurz in mich rein und erwischte mich bei dem dem Gedanken: was wäre wenns anders wäre. Leute laufen singend durch die Straßen. Und wenn du dann joggst wärste voll neben der Spur und die Sänger würden grinsen.

Singend laufen… wenn ich singen könnte?! Mhh…. aber würde ich auch joggen, wenn ich joggen könnte..?

Na denn – beobachten is auch okay. Irgendwie. Vielleicht ist das ja normal. Checken aber nicht shiften. Erkennen aber nicht partizipieren. Lassen und nicht tun. Das Leben ist theoretisch. Möglich.

Normal ist was man draus macht.