Prenzlberg Paranoia

Ich wohne eigentlich in einem recht gepflegten nicht-sanierten Haus im in Prenzlauer Berg. Es ist nett hier: keine Drogenverkäufer auf der Strasse, kaum Autodiebstahl, wöchentliche Bio-Wochenmärkte und sogar ein Organic-Supermarkt umme Ecke. Gelegentlich gröhlen am Wochenende mal betrunkene Briten, oder ein grobmotorischer Brandenburger zerschmettert eine Bierflasche auf der Strasse – sonst Nichts. Und trotzdem ist mir heute wieder aufgefallen, dass die Bewohner in diesem Haus sofort nach Betreten der heimischen Wohnung ein oder gleich mehrere Schlösser von innen verriegeln. Und es handelt sich hierbei nicht um eine Ausnahmeerscheinung: es ist mir in unserem Haus schon mehrfach aufgefallen, vor allem wenn das morgens um 11 oder mittags um 2 passiert. Bis auf die lässige Dame im 3. Stock scheinen alle von dieser Türschloßpanik befallen zu sein!
Welches Bild von ihrer direkten Umgebung schaffen sich diese Leute? Schauen die zuviel explosivtafftrash im TV?

9 Gedanken zu „Prenzlberg Paranoia

  1. is glaub nich nur aufm p(ee)-berg so: diese tuerverschliesspanik befaellt so manchen deutschen un is berlin unabhaengig: ja die welt ist eben soooo schlecht wie die im ‚reality’fernsehn jedenfalls in den koepfen vieler tv-zombies! buergerliche ruhe misstrauen angst und immer sorge um den privaten ‚besitz‘ da stehn die deutschen doch druff: anerzogene konditionierung?! naja solange man sich da drum sorgen macht muss man ja och nich ueber was anderes nachdenken: z.b. wo der ganze scheiss herkommt der mir geklaut werden kann… selbst ein winziges gartentor muss ja z.b. in schwaben aus gruenden der sicherheit immer geschlossen sein: a. wird der einbrecher zu doof sein es aufzumachen und b. zu unsportlich um drueber zu springen!

  2. …hey, nichts gegen eine gepflegte paranoia. als deine nächste direkte nachbarin kann ich sagen: obwohl 10 leute beim einzug meines geliebten im letzten jahr geholfen haben gab es 2 dreiste typen von der strasse, die ein paar sachen während des kistenschleppens aus der wohnung gezockt haben. sowas ist nicht schön!

  3. Heute morgen wurde bei nem Freund aus´m Prenzlberg eingebrochen. Da halfen die ganzen Vorhängeschlößer nichts. Paranoia hilft allerdings ebenso wenig.

  4. Keine Drogendealer? Ups – und ich dachte immer der Helmholtzplatz wär voll davon… Dann machen die wohl doch alle nur in Schuhcremes, Bürsten und Messer schleifen …

  5. Na außerdem kann die Schließerei ganz elementare technische Gründe haben. Gerade in Prenzlauer Berg – insbesondere da wo ich wohne, im wip-verwalteten 50er Jahre Altneubau – hat man sich nur begrenzt bemüht, alles so zu gestalten, dass es passt, wackelt und Luft hat. So ist es mir tatsächlich schon passiert, dass ich plötzlich in voller Häuslichkeitsmontur und -pose beim Wechsel vom Wohnzimmer ins Bad über den Flur feststellen musste, dass die Oma von gegenüber durch ihren Spion freien Blick hat in mein Schlafzimmer am Ende des Flurs. Der Schnapper schnappt eben nicht so richtig. So reicht ein Luftzug und alles ist offen. Die geometrischen Implikationen finde ich nun so heikel, dass ich auch immer rumschließe. Die Vorstellung, Morgentoilette zu machen in einem Raum mit meiner Nachbarsoma ist mir doch zu unangenehm.

  6. ahhhh ich wusste es das ein fehler war die wohnung gegenüber von dir zu beziehen – hab schon viel gehört aber das ich jetzt wie ne oma ausseh sprengt den rahmen! ///

  7. Warum denn so passiv? Kannst doch bestimmt mal aktiv werden und zumindestens nachfragen (vielleicht machen die das eher unbewußt?) oder sogar mal einen Zettel aushängen, wie nett und friedlich eure Gegend doch sei oder ein Mieterfest im Hinterhof organisieren, damit man mal sieht, wer hier Mieter ist und ein bißchen aufeinander aufpaßt (bei uns werden fremde LEute immer sofort von allen Mietern angesprochen „Kann ich Ihnen weiterhelfen?“ und das hilft sehr gut gegen böse böse Schurken).

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