Stasi 2.0: Symbole, Slogans und Aktionen

Eigentlich wollte ich ja so weitermachen wie bisher und das Thema Stasi 2.0 und den dranhängenden Rattenschwanz komplett Dirk überlassen. Ich selbst halte mich für einen unpolitischen Menschen, was wohl die meisten meiner Freunde und Bekannten sofort bestätigen würden. Trotzdem kann ich bei den ganzen Diskussionen um die Aktion Überwach! meine Finger nicht still halten und muss jetzt noch mal was dazu tippen.

Um das gleich mal klar zu stellen: Ich spreche hier als Mac und nicht als Dirk/Überwach!/Stasi2.0. Die Aktion Überwach hat Dirk im Alleingang entwickelt, ich habe ihm lediglich Zuspruch, Tipps und meinen Segen dafür gegeben.

Neben den kritischen Stimmen gibt es glücklicherweise auch sehr viel Begeisterte, die den kreativen Ansatz und die smarte Umsetzung loben. Aus den meisten Kritiken lese ich letztlich den Vorwurf „Das ist alles populistisch, moralisch bedenklich (die Wahl der Mittel und Waffen) und enthält keine fundierte Information“. Und ich sage: Ja, das stimmt – na und?

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Bei Überwach geht es nicht um eine perfekte und lückenlose Überwachung der staatlichen Organe (die wissen sehr wohl sich zu anonymisieren, wenn das nötig wäre), sondern es geht nur um eine konzeptionelle Darstellung des Überwachungsvorgangs. „Vorratsdatenspeicherung“ – was für ein typisch deutsches Wortkonstrukt! Was sagt das dem normalen Bürger um die Ecke?! Was kann er sich darunter vorstellen? Welche Vorgänge beinhaltet dieses Wort? Die Aktion Überwach ist ein Anschauungsobjekt, das sehr intuitiv verdeutlicht, was Überwachung im Internet ist, dabei werden die Rollen der Spione und Überwachten pikanterweise einfach umgedreht. Das ist populistisch, aber es ist auch Punk, und vor allem ist es ein kreativer Ansatz, um Aufmerksamkeit zu generieren.

Die Kritik

„…Denkt mal drüber nach, der Button ist nett, jedoch ohne fundamentale Aufklärung bullshit…“

trifft vielleicht einen wesentlichen Punkt. Dataloo ist kein Blog von intellektuellen Datenschutz-Aktivisten – nein, liebe Freunde, unser Motto lautet „United Trash!“. Wir sind nicht hier, um fundamentale Aufklärung zu leisten. Aber ich denke, die Aufmerksamkeit, die hier zum Thema generiert wurde, haben wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln an die entsprechenden Instanzen weitergeleitet. Wirklich überall, wo das möglich ist, verlinkt Dirk zum Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung, Freiheitsredner und zahlreichen weiteren Informationsressourcen. Darüber hinaus wurden inzwischen fast 1000 T-Shirts verkauft und die gesamten Einnahmen werden als Spende an den AK-Vorratsdatenspeicherung überwiesen. Zusammen mit dem Spendenanteil von Spreadshirt kommt da eine 4-stellige Summe zusammen – hey, ich hätte das Geld auch gerne versoffen!

Was wollt ihr eigentlich noch?! Das hier wird sicher nicht zum Datenschutz-Blog, zumindest nicht mein Teil von Dataloo. Die Anbindung an fundamentale Aufklärung durch enge Verlinkung, permanente Nennung und Aufforderung zur Selbstinformation sowie die selbst initiierte Spendensammlung finde ich mehr als ausreichend. Via Dataloo wurde eine große Aufmerksamkeit für das Thema generiert, ich fühle uns allerdings nicht zuständig für den fundamentalen Kern: Schuster, bleib bei deinen Leisten.

Bleibt zusammenfassend zu sagen: Der abstrakte Themenkomplex Vorratsdatenspeicherung wurde meiner Meinung nach mit der Aktion Überwach sehr gelungen in die Allgemeinsprache übersetzt und die dahinter liegenden Vorgänge beispielhaft visualisiert. Es handelt sich dabei mehr um ein Kunstprojekt als um ein ernst gemeintes technisches System zur Rück-Überwachung.

Die hier genutzten Symbole (Schäublone), Slogans (Stasi 2.0) und Aktionen (Überwach!) sind populistisch, oberflächlich und plakativ – aber eben auch treffend, komprimiert und in der Lage, in der breiten Masse mehr Aufmerksamkeit zu generieren als intellektuelle Abhandlungen zum Thema. Das hat keine Informationstiefe (kann es ja gar nicht!) und mag moralisch bedenklich sein, es ist aber pragmatisch. Die Aufmerksamkeit ist da, jetzt können die DatenschutzAktivisten gerne dort ansetzen, die Leute abholen und fundamentale Aufklärung betreiben.

Für mich ist Dataloo kein Aktivisten-Blog, weil ich keiner bin. Ich verabschiede mich jetzt ins analoge Leben, draußen scheint nämlich die Sonne.

18 Gedanken zu „Stasi 2.0: Symbole, Slogans und Aktionen

  1. Wie ich solche Relativierungen hasse – die sind ekelerregend.

    Geht stricken, das könnt Ihr besser, als den Blödsinn hier. Ihr habt nicht im Ansatz die Kritik verstanden. Ganz schlimm sowas.

    Kapiert Ihr in Euren Kleinhirnen nicht, dass Ihr hier ne 1a-Rasterfahndung aufzieht, die nebenbei bemerkt, diverse Rechtspolitiker gerne hätten, das Bundesverfassungsgericht aber abgelehnt hat?

    Dass Ihr Zuspruch von den Lemmingen, die nicht von A nach B denken können, ist nicht verwunderlich, schließlich erfährt unser Innenminister auch sehr viel Zuspruch.

    Die Rasterfahndung ist ein […] entwickeltes Verfahren zur vernetzten Durchsuchung von Datenbeständen. Dabei werden bestimmte Personengruppen aus öffentlichen oder privaten Datenbanken herausgefiltert, indem man nach Merkmalen sucht, von denen man annimmt, dass sie auch auf die gesuchte Person zutreffen

    http://de.wikipedia.org/wiki/Rasterfahndung

    Dataloo ist für mich in diesem Moment tot – nichts weiter als Stasi 3.0. Es ist sogar noch schlimmer. Von Schäuble, Zypries & Co. erwartet man nichts anderes – hier kann man nun sehen, welch Geistes Kind manche Leute sind, und wie sehr sie selbst überwachen würden, wenn sie an der Macht wären.

    hey, ich hätte das Geld auch gerne versoffen!

    Keine Chance, es scheint, als hättet Ihr Euren Verstand schon versoffen. Prost.

  2. eine 1a-Rasterfahndung? ich hab noch nie was lächerlicheres gehört..

    mir ist euer umgangston und euer verhalten zuwider. ‚ekelerregend‘, ‚geht stricken‘, ‚in eueren kleinhirnen‘ – alles tendeziell beleidigendes bullshitvokabular. dann noch kritische kommentare auf der eigenen seite löschen – kommt mir alles vor wie im kindergarten.

    so wie ihr (vornehmlich chris) mit bloggern umgeht, ist get-privacy für mich gerade mal tot. schließt euch doch in euren elitären privacy-turm ein und.. meinetwegen könnt ihr dort auch ’stricken‘, vielleicht kommt dabei ja was vernünftiges raus.

  3. @Chris: Und wenn du schon über Rasterfahndung sprechen willst, dann empfehle ich dir auch mal meinen (bisher von dir nicht freigegebenen) Kommentar auf deinem eigenen Blog zu lesen und darauf öffentlich zu reagieren.

  4. @Steffino: Ich finde es auch sehr, sehr schade, dass außgerechnet solche Leute wie Chris meine Interessen bzgl. des Datenschutz vertreten sollen. Da wird 4 Minuten nach meinem Beitrag rüpelhaft kommentiert ohne auch nur im Geringsten auf meinen Beitrag einzugehen.

  5. (bin vorhin schon wieder im spam-ordner gelandet – habe adblock für die seite jetzt mal deaktiviert, mal schauen, ob es etwas nutzt.. den kommentar hier könnt ihr dann ja löschen)

  6. Das kann ich so nicht stehenlassen. Mac, ignorier die üblen Trolle und mach mit Dirk weiter wie bisher. Ihr liegt alles andere als auf dem Holzweg. Ganz große Klasse.

  7. Hey Mac, danke für die klärenden Worte. Ich kann Deinen Standpunkt nachvollziehen, und ich finde es toll, dass ihr so schön-populistisch das Thema an den Mann gebracht habt. Der Slogan stasi 2.0 und die Schäublone war genau das, was wir zu dem Zeitpunkt gebraucht haben. Und vielen dank auch für die Spenden durch die Shirts. Bei Stasi 2.0 bedarf es auch keiner weiteren Erklärung, wie Du schreibst war es genug, zu den betreffenden Seiten zu verlinken. Populistisch und plakativ, völlig in Ordnung.
    Auch bei Deinen Worten, worum es bei der überwach Aktion geht, stimme ich Dir sofort zu. Es ist einfach nur ein Spiel, das die Problematik ebenfalls plakativ aufzeigen soll. Nur leider ist es mit dem aktuellen Skript kein Spiel mehr, sondern es werden nun mal alle IPs von einem Server zum anderen geschickt. Und somit kann ich Chris auch verstehen (auch wenn ich ebenfalls die Art und Weise etwas daneben finde) – denn so geht es einfach nicht. Die Aktion ist einfach zu krass, um sie so zu lassen. Also hier braucht es einfach Hintergrundinfos und Erklärungen. Wenn ihr/ Dirk darauf keine Lust habt, dann startet nicht ein solches Projekt (völlig im Alleingang?) einfach mal so in Blaue hinein, sondern holt Euch Hilfe und Rat und baut das ganze ordentlich auf. So kann der Schuss auch nach hinten losgehen. Und das wäre schade.

  8. Die Crux ist doch: wie geht es weiter?

    Ich bin sehr misstrauisch gegenüber Aktionen, wo die üblichen Verdächtigen mal eben einen HTML-Schnippsel einsetzen. Das ist so bequem und veränert zunächst überhaupt nichts.

    Im Gegenteil kann das dann sogar Schaden anrichten. Die Leute, die man zu einer Aktion bewegen kann, denken nun dass sie ihre Schuldigkeit getan haben. Andere können glauben, dass es hipp und völlig OK ist, den vermeintlichen Gegner per IP-Adresse zu „enttarnen“. Datenschützer können als Spinner diskreditiert werden, die nicht wollen, dass jemand aus dem Gesundheitsministerium auf ihrer Webseite surft.

  9. Schön das du dich als co-Autor so differenziert mit der Thematik befasst. Ich finde die bisherigen Aktionen über dataloo sehr kreativ und „der Sache“ dienend. Hierauf mit einer deratigen Polemik zu reagieren, und eine politisch motivierte Kunstaktion wie Sie uberwach für mich ausstrahlt mit Rasterfahndung zu vergleichen ist einfach unangebracht – Chris hier ist dein Keks.

  10. HIER jiet et noch mehr United Trash!
    Dataloo, ick liebe Dir für Dir Deine kreativ-punkigen Aktionen.
    Det inspiriert die Leute, eijene Sachen auf die Beine zu stellen.
    Wenn die Kritik von Chris konstruktiv jemeint sein sollte (….davon sollten wir ja zunächst fairerweise mal ausjehen….auch wenn er sich komplett und völlig im Ton vergriffen hat), dann lieber Chris: Mach mal eenen Vorschlag, wie man die Aktion noch in Deinem Sinne verbessern kann, ohne sie gleih in Bausch und Bogen zu verdammen.

  11. Es ist in meinen Augen völlig legitim, wenn man die Öffentlichkeit durch »Symbole, Slogans und Aktionen« auf gesellschaftliche Mißstände und Unterdrückung durch staatliche Organe aufmerksam machen möchte.

    Natürlich versucht die gegnerische Seite mit archetypisch vorgetragenen Totschlagargumenten (Populismus, Moral, etc.) das träge Bewußtsein der gerade erwachenden Volkseele wieder in den Schlaf zu singen. Doch wer über ein sensibles »Gehör« verfügt, dem wird die monotone Stimmlage und der öde Gleichklang der Intrumente nicht entgehen.

    Wir alle kennen dieses Lied der ewigen Angst. Man hört es während der Kindheit, in der Jugend und wenn man sich einbildet, erwachsen zu sein. Aber vielleicht sollte man aus Gründen der Präventation alle Falschparker aufhängen, damit Frau Merkel und die übrigen Angstmacher auch in Zukunft einen ruhigen Schlaf haben.

  12. […]Die hier genutzten Symbole (Schäublone), Slogans (Stasi 2.0), oberflächlich und plakativ – aber eben auch treffend, komprimiert und in der Lage, in der breiten Masse mehr Aufmerksamkeit zu generieren als intellektuelle Abhandlungen zum Thema[…]

    Das finde ich auch, und genau das daran finde ich ja so toll! Es hat einen sehr karikativen Charakter, der mir so gefallen hat, dass ich selbst bislang 4 Bilder / Aufreißer zum Thema Stasi2.0 gezaubert habe.

    […]Es ist in meinen Augen völlig legitim, wenn man die Öffentlichkeit durch »Symbole, Slogans und Aktionen« auf gesellschaftliche Mißstände und Unterdrückung durch staatliche Organe aufmerksam machen möchte.[…]

    Ich finde es nicht nur legitim, nein ich halte es sogar für ein MUSS

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