Stasi 2.0 revisited

Ihr seid großartig! Wahnsinn! Was die letzten Tage hier abgeht… wer sich übrigens fragt wo der Urspung des Begriffs „Stasi 2.0“ liegt, darf gerne dies und das lesen.

Doch bekanntlicherweise ist nicht alles Gold was glänzt: ich muß ja gestehen, daß ich mich zuvor lediglich minimalstvagetangentialperifer mit den immer neuen Regierungsvorhaben wie Vorratsdatenspeicherung von Telekommunikationsverkehrs- und biometrischen Daten (in Form von digitalem Fingerabdruck und Passbild) und damit quasi auch der Abschaffung der Unschuldsvermutung beschäftigt habe, aber irgendwann gar nicht anders konnte als recht empört zu reagieren. Willkommen im Longtail…

Wer es bisher ebenfalls versäumt hat, sollte – nein – muß sich das hier alles zu Gemüte führen und begreifen um was es eigentlich geht.

Denn was zurecht viele gerade bemängeln: wir posten bloß, gehn nen Kaffee trinken und hoffen, daß in der Zwischenzeit endlich jemand was dagegen unternimmt.

Es geht darum von der Empörung über ein Versprechen zu vielen Taten zu gelangen. Einen guten Teil kann man übrigens auch prima vom Rechner aus angehn.

Auch wer bisher lediglich das Stasi2.0-Schäublonen-Bild gepostet hat sollte wenigstens sachlich fair zusätzlich einen Link zum Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung setzen um den ganzen mehr Gehalt zu geben – weg vom Hype hin zur Versachlichung.

Außerdem: an die eigene Bloggernase fassen: hab mit als erste Reaktion auf die Wellen der Begeisterung erst mal das feine WordPress Plugin Delete Comment IP installiert um der eigenen Vorratsdatenspeicherung Einhalt zu gebieten. Jetzt werden Kommentare nach fünf Tagen automatisch in der Datenbank von IP- und Email-Adressen und dem Webbrowser-ID (UserAgent) befreit (was ganz gut mit Spam Karma zu harmonieren scheint) – zumindest wird so das Mapping mit den Webserver-Logs etwas erschwert. Hier wird detailiert beschrieben wie es sogar ganz ohne IP geht – auch mit anderer Blogsoftware – und außerdem mit schönen Siegel-Buttons für die eigene Site.

Zu guter Letzt einen gutgemeinten Ratschlag (die sind ja bestenfalls das Schlimmste) an die Volksvertreter: liebe Regierung, liebes Bundeskabinett, hallo Herr Bundesinnenminister Schäuble – Augen auf, Ohren auf: wie wär´s mal zur Abwechslung mit Liebe statt Angst schüren.

[update]

Die Piratenpartei ist auch dabei.

Angst essen Liebe auf

Immer das Gleiche: Wenn ich es dann doch mal wieder ins Theater schaffe (und das Stück auch sehenswert ist), nehme ich mir vor, ab jetzt viel öfters ins Theater zu gehen. Bis ich dann nach einem Jahr mal wieder ins Theater gehe…

Weltuntergänge
Letzte Woche sah ich das zeitgenössische Stück „Weltuntergänge“ von Marc Becker im Theater unterm Dach. Das Stück handelt von den hochmodernen Ängsten unserer Generation: Einsamkeit, Atomkrieg, Isolation, Terroranschläge, Altersarmut, Vogelgrippe, Versagensängste, Altern… Die Angst als Triebfeder des (modernen) Menschen. Es war Fragen-aufwerfend, aktivierend, inspirierend, lustig, oberflächlich, dicht, tief und auch heiter. Widersprüche sind eben nicht zwangsläufig unlösbar, sondern dürfen sich gerne auch mal gegenseitig umarmen und etwas völlig neues bilden.

Das Stück hat mich an eines der einfachsten Modelle für Taten und deren Motivation erinnert: Danach gibt es nur zwei Grundmotivationen des Menschen, und jede Aktivität ist entweder durch Angst oder durch Liebe motiviert.

ps – In Stuttgart startet Weltuntergänge am 17.März.