Gleich vorne weg: könnte beides sein.
Bereits Anfang des Jahres gab’s mit dem ersten Alpha Release von Zcash schon breitere Aufmerksamkeit. Inzwischen ist der erste „stable“ Release da. Mit an Bord zum „offiziellen“ Start waren sogar Handelsplattformen wie kraken.com. Dafür gibt es bisher lediglich Kommandozeilen-Wallets und frühe GUI´s unter Linux. Immerhin zum Start mit Platz 42 schon unter den Top50.
Hinter Zcash steckt das Fintech-Startup Zcash Electric Coin Company – was auf den ersten Blick ein fahles Gschmäckle hat – insbesondere bzgl. Neutralität und dem beachtlichen Mining-Reward-Abschlag (aka Genius Tax) für Gründer & Investoren von 20% im ersten und 10% in den weiteren 3 Jahren nach Start. Auf den zweiten Blick aber vielleicht doch ein gangbarer Weg Innovation auf der Blockchain zu fördern – natürlich mit sagenhaftem Gewinn, sollte sich die neue Währung etablieren.
Unklar ist noch die Rolle der geplanten Non-Profit orientierten Zcash Foundation – sie soll Motor werden, um die Weiterentwicklung im Sinne aller Nutzer voranzutreiben und die Neutralität wahren. Finanziert werden soll das ganze mit 1% aus dem Gründer Anteil.
Aber was ist soooo neu an Zcash, was nicht auch schon andere Kryptowährungen bieten?
Der eigentliche Clue bei Kryptowährungen sind nicht die Coins, sondern die Blockchain – die zugrunde liegende Technologie. Auf der Blockchain können (im Prinzip) fälschungs- und damit beweissicher Transaktionsdaten – mit Zeitpunkt, öffentlich einsehbar und dezentral verteilt – gespeichert werden. Die Software und die Weiterentwicklung sind ebenfalls öffentlich und jeder „kann“ Betreiber sein und teilhaben an diesem Prozess. Kryptografie mit Peer-2-Peer gekreuzt und das ganze unter Open Source veröffentlicht.
Bäm! BTC – Bitcoins. Soweit so gut – olle Kamellen.
Ok – Megaidee: Die Transaktionsdaten müssen nicht zwingend währungsbezogen sein, es können beliebige Daten sein. Das führt uns zu – Achtung! Buzzword-Alarm – Smart Contracts. Ja, zukunftsweisende Idee – entsprechend gabs den Hype um Ethereum und The DAO. Die Idee hat unter anderem das Potential eine ganze Kaste an Notaren arbeitslos zu machen.
Letztlich sind die Coins nur Mittel zum Zweck, um das (kosten)aufwändige Berechnen der Blöcke = das kryptografisch gesicherte Speichern von Transaktion, zu incentivieren. Im besten Fall sind die Coins mehr Wert als an Zeit, Schweiß, Strom und extra gebauter Hardware in das Minen gesteckt wurde. Schönes Arbitrage-Geschäft – wenn es denn läuft.
Aktueller Nachteil an gespeicherten Transaktions-Daten auf den Blockchains von BTC, ETH und den weiteren Altcoins-Kollegen = Privacy.
Sender & Empfänger sind anonymisierbar – öffentlich für jeden einsehbar sind jedoch dieTransaktionsketten und die Transaktionsdaten selbst. Das will nicht jeder.
Hier setzt Zcash an: Empfänger, Sender und Transaktionsdaten können damit nach Anforderung gezielt anonymisiert und verschlüsselt gespeichert werden. Wer den richtigen Schlüssel hat/bekommt, kann die Daten dann entschlüsselt sehen. Das ist neu und hat Potential. Am ehesten für Smart Contracts, etwas weniger für reine Währungstransaktion. Zcash scheint für Smart Contracts jedoch nicht angelegt zu sein.
Dazu kommen Startschwierigkeiten: ausgerechnet bei den geschützten Transaktionen gab es zum offiziellen Start direkt einen Bug. Das zeigt einmal mehr, dass Kryptografie in Kombination mit anderen – ich nenn sie mal – Hochtechnologien insbesondere im frühen Stadium extrem anfällig ist für Fehler mit zum Teil erheblichen Folgen. Im gleichem Maße sind jedoch auch die Entscheidungsprozesse relevant und müssen schlau aufgesetzt sein. Das zeigte nicht zuletzt die Aufspaltung von Ethereum wegen des „The Dao“ Crashs.
Also: Zcash – Scam oder Potential?
Organisatorisch eher Scam Ecoin – Street-Credibility in Gefahr! Es drohen Forks ohne 20% Auto-Reward. Kurs fallend.
Technisch mit Potential – wobei auch hier Übernahmen in andere Cores denkbar sind. Es ist immerhin Open Source.