Finanzkrise und Realwirtschaft

In Berlin Prenzlauer Berg wirkt sich die Finanzkrise bereits jetzt auf die Realwirtschaft aus: Als ich eben um 15 Uhr zum Mittagstisch in meine Lieblings-Wirtschaft ging, war ich der erste Gast des Tages! So was gab es noch nie! Vor der Wirtschaft saßen die 2 kompetenten Köche und rauchten gelangweilt: Trotz ihrer internationaler Ausbildung (Frankreich, Thailand, Deutschland) wollte heute bis 15 Uhr niemand ihren täglichen Küchenzauber verkosten. Dann kam ich! Das Tonkabohnenpanacotta war süß und lecker…

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Aber jetzt: Back to work.

Aphrodisierende Tonkabohnen

Mein Lieblingsmittagstisch besteht aus einem bezahlbaren 3-Gang-Menü (9€) der Oberklasse, das ich gerne in einem nahe gelegenen französischen Restaurant zu mir nehme. Inzwischen kennen mich auch die sehr kreativen Jungköche, und der Kellner lädt mich auch mal auf einen Crémant nach dem Essen ein. Heute gab es als Dessert eine Tonkabohne-Ingwer Melange, die wie eine Crème Brulée mit dem Flammenwerfer karamellisiert wurde. Auf meine Nachfragen teilte man mir mit, dass der Tonkabohne in weiten Teilen der Welt eine erotisierende Wirkung nachgesagt wird. Und jetzt kommt der Hammer: In Deutschland gibt es eine gesetzlich verordnete Höchstdosis die zum Kochen verwendet werden darf (Aromenverordnung).

Tonkabohnen

Der Chefkoch hat mir dann ein paar in Alufolie gewickelte Tonkabohnen zum experimentieren geschenkt und mir mitgeteilt, dass mein Dessert die 10fache erlaubte Dosis enthalten hatte. Für solche Erlebnisse muss man Berlin einfach lieben. Leider ist meine Freundin noch immer bei der Arbeit…

Essen, jetzt!

Heute bin ich psychisch angeschlagen. Und da reicht es auch nicht, dass mein Blick auf die Welt2007 sowieso schon melancholisch verdunkelt ist – nein, da muss ich dann auch noch im Tassili beim Bezahlen in ein trauriges Gesicht sehen. Ich habe doch nur den extrem leckeren Schawarma ausdrücklich und in höchsten Tönen gelobt, und da meint der Besitzer resigniert „Das reicht leider nicht…“. Er sagt, er hält das noch maximal 2 Monate durch: Einfach zu wenig Gäste, und das obwohl er nur hochwertige und frische Zutaten benutzt. Ich war da jetzt 4 Mal Essen und Falafel, Schawarma, Couscous und Oliventagine waren jeweils außerordentlich gut, also wirklich weit oberhalb der Norm. Besonders fallen die raffinierten Soßen und das Couscous auf. Mittelmäßigen Fressläden dürfen gerne wieder verschwinden, die guten und engagierten müssen bleiben! Wer hier im Kietz wohnt, sollte da unbedingt mal hingehen und bitte auch weitersagen.

Tassili – Arabische Spezialitäten (Imbiss und Restaurant)
Danziger Strasse 36, 10435 Berlin