Zahnarzt 3000

Man setzt sich in den Zahnarztstuhl. Der Dentist schiebt einen gerade noch handlichen Kamera-Finger in den Mundraum. Mit einem Fußschalter löst er die Infrarotkamera aus, die mit einer motorgesteuerten Prismen-Optik knapp 20 Fotos aus leicht unterschiedlichen Winkeln der Bissleiste schießt. Auch die gegenüberliegenden Zähne werden fotografiert. Auf dem Flachbildschirm errechnet der Computer einige Augenblicke später ein 3D-Modell der Zähne inklusive dem Gegenbiss. Der Zahnarzt nimmt einen kleinen Keramikstift mit der Zahnfarbe und steckt ihn im Labor in eine Fräsmaschine. Man liest 20 Minuten den neuen Spiegel (würg!) und trinkt ein Glas Wasser. Dann ist das neue Keramik Inlay fertig. Das Loch wird mit Wasser und Luft gesäubert und der Kleber kommt rein. Dann das gefräste super-passgenaue neue Inlay. Kurz andrücken. Passt. Und Tschüss.
Mir gerade eben genau so passiert.

Wann kommt wohl das erste Computer-Virus (läuft auf Win XP), das aus den Stiften kleine Keramikelefanten fräst?

Visuelle Tagebücher

Ein Freund sendete mir einen Artikel wie man Fotos ganz toll nachbearbeiten kann. Da wurde mir plötzlich klar was eigentlich meine eigene Philosophie der Kamera ist: Ich bin ein „Point-and-Shoot“-Fotograf bei dem neben dem Drücken des Auslösers so wenig wie möglich zusätzliche Arbeit anfallen darf. Komplexe Setups und inszenierte Fotos überlasse ich gerne den Profis und Kamera-Perfektionisten.

Meine Kamera muss handlich, klein und jederzeit zum Schuss bereit sein. Ich versuche einfach nur die Situationen in meinem Leben zu entdecken, in denen es spannende Bilder geben könnte. Auch wenn ich immer mal wieder bei den üblichen Motiven wie Konzertbühne, Sehenswürdigkeit oder Gruppenfoto abdrücke, so bin ich immer auf der Suche nach dem unkonventionellen Blickwinkel auf die Dinge. Ich liebe es auch Naturszenen auf minimalistische Geometrien zu reduzieren, und so das Auge des Betrachters mit nur wenigen Elementen zu reizen. Auch die Nachbearbeitung eines Fotos interessiert mich nicht wirklich: In den letzten 8 Jahren in denen digitalen Kameras meine visuellen Tagebücher füllten, habe ich vielleicht eine Handvoll Fotos in Photoshop retouchiert. Für mich muss ein Foto bereits bei der Aufnahme stimmig sein. Einzig wenn ein Bild sowieso verarbeiten muss (z.B. Verkleinern um es in Dataloo zu verwenden) erlaube ich mir den Bildausschnitt zu optimieren.

Eine kleine Auswahl aus meinen visuellen Tagebüchern gibt’s seit einem Jahr regelmäßig und fortlaufend auf meinem Flickr Photostream.

Umme Ecke

Um die Ecke (so bezeichnet man in Berlin alles im Umkreis von 5 km) hat ein neuer Laden mit vielen Schweizer Kreuzen und dem Namen „Znüni“ aufgemacht. Drinnen sieht alles aus wie eine altbackene Berliner Backstube mit dem üblichen kargen Abgebot (im Vergleich zu Süddeutschen Bäckereien), und deshalb frage ich die Verkäufern „Was ist denn hier jetzt das Schweizerische?“ – und sie versteht mich nicht. Irgendwann meint sie das würde irgendwann noch kommen… aha! Beim Verlassen sehe ich zwei Grauhaarschlurche im Seniorenalter die sich in einen Porsche Boxter zwängen mit dem sie offensichtlich ihre Berufsjugentlichkeit beweisen wollen. Und ich kann euch leider keine Fotos dazu zeigen, da meine neue Kamera schon wieder im Eimer ist.

Statement aus Stuttgart

On-The-Road-Blogging von unterwegs und dazwischen hat nicht stattgefunden, stattdessen Internetabstinenz, Schneespaziergänge und Kinobesuche. Stuttgart liegt im Schnee, ich frühstücke Brezeln und höre die persönliche Best-Of-2005 Musik. Seit ein paar Tagen zeigt meine Blog-Schnappschuss-Kamera nur noch „Error25“ und will nicht mehr… Schniff!
Ach ja: „Factotum“ mit Matt Dillon als Henry Chinaski zeigt die Bilder, die mir vor 10 Jahren beim Lesen von Bukowski durch den Kopf schwirrten.