Berliner Schloss – Humboldt 21

2007 wurde politisch beschlossen, ab 2010 mit dem Wiederaufbau des Berliner Schlosses zu beginnen. Das wurde dann noch mal auf 2014 verschoben. Die Kosten dafür sollen aktuell wohl 590 Millionen Euro betragen. Millionen? Das klingt bei den Milliarden, die uns im Rahmen der Finanz-, Euro- und Schulden-Krise um die Ohren fliegen, erstmal nicht so viel. Warum steckt man solch eine Summe aber in ein einziges Megaprojekt, wenn man damit 59.000 Kulturprojekte mit jeweils 10.000€ fördern könnte? Warum stehen so viele Projekte von leidenschaftlich engagierten Menschen vor dem Aus, nur weil ein paar Tausend Euro fehlen? Kommen die jungen und gebildeten Menschen aus der ganzen Welt wegen eines Stadtschlosses nach Berlin?

Rigoletti jedenfalls konnte die Parallelen mit Stuttgart 21 nicht länger übersehen und hat die Bewegung Humboldt 21 gegründet. Mit ihrer unkonventionellen Protestaktion setzt sie aber nicht auf die Empörung der vielzitierten Wutbürger, sondern sammelt schon jetzt Spenden für den kommenden Rückbau des Berliner Schlosses.

Um die historischen Zusammenhänge und die aktuellen Hintergründe zu verdeutlichen, plant sie jetzt eine alternative, von der Humboldt-Box unabhängige, Video-Schlossplatzführung. Die Videoführung im öffentlichen Raum soll via Smartphone unter anderem die Fragen „Wie funktioniert perfekter Lobbyismus?“ und „Wer bezahlt das Schloss und von was?“ beantworten. Da das große Geld (590 Millionen!) aber nicht bei Underground-Projekten wie Humboldt 21 ankommt, sammelt sie die benötigten 1.499€ für die Videoführung über das Internet. Falls das nötige Geld für die Videoführung zusammenkommt, wird diese übrigens auch den Tourismus in Berlin ankurbeln, denn sie wird in Deutsch und Englisch angeboten. Unterstützt Humboldt 21 und fördert die Videoführung!

Die Griechen und das Geld

Oft sind die naheliegenden Ideen die Besten. Das Griechenland-Bashing ist seit Monaten eine beliebte Tätigkeit von Ratingagenturen, Zeitungen, Fernsehen und Stammtischen. Warum also nicht einfach nach Griechenland reisen und dort die Stimmung in Stadt und Land aufzeichnen. Genau das hat unser Bekannter Florian Thalhofer mit Hilfe vom Athener Goethe-Institut getan.

Auf seiner neuen Minigeschichten-Plattform „Die Griechen und das Geld“ (D.G. & D.G.) erzählt er kleine Geschichten von der Straße. Dabei geht es natürlich viel intimer und persönlicher zu, als wenn sich bspw. ARD-Korrespondenten neben die Demonstrationen stellen und das Mikro irgendwelchen selbsternannten Volkssprechern ins Gesicht drücken. Thalhofer ist eher ein Beobachter des Ungesagten und der Zwischentöne. Dazu braucht es diesmal auch kein Multimediafeuerwerk: Ein einziges Foto und ein paar Zeilen in Gonzo-Manier reichen völlig aus. Großartig.

Somewhere: This Must Be The Place

Da „Melancholia“ gestern Abend im Kino ausverkauft war, haben wir „Cheyenne – This Must Be The Place“ gesehen. Um es vorwegzunehmen: Der Film war mehr als nur ein Lückenbüßer. Die erste halbe Stunde erinnerte mich von der visuell sehr reduziert und konzentriert aufgefangenen Stimmung an „Somewhere“ von Sofia Coppola. Beide Filme dekonstruieren den Mythos vom erfüllten Leben im materiellen Wohlstand am oberen Ende der Superstar-Leiter. „Somewhere“ beginnt damit, dass der erfolgreiche Hollywood-Schauspieler gelangweilt seine Runden im schwarzen Ferrari dreht. „This must bet he Place“ eröffnet mit dem Blick auf das satte Leben eines ehemaligen Popstars, der sich zwischen Tiefkühlpizza und Sportprogramm im leeren Pool seiner großzügigen Villa bewegt.

Während der glattgebügelte und unkantige All-American Schauspieler in Somewhere an der Spitze seines Erfolges steht, blickt der alternde Popstar Cheyenne aus seinem zerfallenden Robert-Smith-Makeup auf seine gruftig schillernde Karriere vor 20 Jahren zurück. Beide Figuren eint die Einsamkeit und Langeweile die sich am vermeintlichen Zielpunkt für sie ergibt. Hallo Jugend: So sieht euer Traum vom Popstar/Schauspieler vielleicht in echt aus?! Aber vermutlich steht die Irgendwer-Sucht-den-Popstar-Jugend die altmodisch langsame Schnittfolge beider Filme sowieso nicht bis zum Schluss durch: Die wurden ja nicht mit Wim Wenders, sondern mit YouTube groß und dürften für beide Filme nicht mehr als ein „total langweilig, passiert ja nichts“ übrig haben.

„Somewhere“ bleibt dabei auf seiner ganzen Länge beim Thema Einsamkeit: Beliebiger Sex, beliebige Partys, beliebige Komfortsituationen, beliebige Dialoge. Und gerade deswegen ist „Somewhere“ sensationell entlarvend und zerschießt mit einer erzählerischen Dickflüssigkeit den amerikanischen und kapitalistischen Traum vom Leben on the Top.

„Cheyenne“ hingegen will irgendwie fast zuviel: Holocaust, Schuld und Sühne, Aufarbeitung von Familienproblemen, Robert Smith, Ozzy Osbourne, trampende Indianer, Wim Wenders, Humor, David Lynch und was weiß ich noch alles. Auch wenn „Cheyenne“ im Gegensatz zu „Somewhere“ das Thema nicht stringent durchzieht, so wirken beide Filme auf mich wie Variationen auf den Bankrott des Amerikanischen Traums. Letztlich passen sie auch hervorragend zur „Occupy“-Bewegung und der aktuellen Suche nach Alternativen zum Kapitalismus.

„Cheyenne – This Must Be The Place“ läuft gerade im Kino und „Somewhere“ habe ich vor etwa einem halben Jahr auf DVD gesehen. An beide Filme vergebe ich mal locker flockig 4 von 5 Sternen.

Frisch gepresst: Freestyle Magazin mit Frisbee

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Druckfrisch auf den Tisch. Hab mir die zweite Ausgabe des Freestyle Magazins geholt, das genau um eine Frisbee passt. Mit Frisbee hat es nur vage peripher zu tun, dafür bringt es aber viel visuellen Freestyle mit.

Feine Sache für 17,20 Euro mit Wham-O World-Class 119 Gramm. Lohnt sich für Frisbee Style Nerds – wie mich.

Hahnenwasser statt Mineralwasser

Nicht nur ist es viel günstiger Leitungswasser (0,0015 € / Liter) statt Mineralwasser (0,50 € / Liter) zu trinken, nein es ist auch aus ökologischer Sicht eine absolutes Muss! Selbst ungekühltes stilles Mineralwasser aus der Flasche belastet die Umwelt bis zu 1000-mal mehr als das Wasser aus der Leitung. Wenn man dann noch Verpackung (Plastikflaschen!) und Kühlschrank hinzurechnet wird es noch grausliger. Eine Flasche Mineralwasser wird durchschnittlich 180 km transportiert und verbraucht dabei bis zu 0,3 Liter Erdöl (Leitungswasser: 0,00003 Liter Erdöl).

Zum Thema Qualität bleibt zu sagen, dass Leitungswasser in Deutschland bestens kontrolliert wird und teilweise sogar noch strengeren Verordnungen unterliegt als abgefülltes Mineralwasser: z.B. Mineralwasser bis zu 50 mg Arsen pro Liter, während bei Leitungswasser nur bis zu 10 mg Arsen pro Liter erlaubt sind. Einziges Problem können ggf. alte Rohre in Altbauten sein (Schwermetalle), aber das kann man mit einem einmaligen Test überprüfen.

Leider gibt es den Luxus des aus dem Hahn strömenden Top-Wassers nicht in allen Ländern der Welt. Aber hier in Deutschland können wir uns glücklich schätzen und sollten diesen Reichtum aus der Leitung auch konsumieren und nicht mit Plastikflaschen und unnötiger Verschwendung fossiler Brennstoffe die Umwelt belasten.

Abschließend noch ein Zitat von Herr Haekelschwein, dass ich voll und ganz unterschreiben kann:
Seit wir Wasser in Flaschen kaufen, obwohl es billiger und bequemer aus dem Hahn kommt, hat die Werbebranche den Respekt vor uns verloren.

In diesem Sinne: Ändere dein Trinkverhalten!

Quellen:
Aufrüsten beim Durstlöschen
Leitungswasser statt Plastikwasser!

Datalooliste 2009

Besser spät als nie: Meine Favoriten in 2009.

Album:
Es gab 2009 musikalisch irgendwie nicht viel Nennenswertes was mich bewegt hat, vielleicht hab ich auch nur zu wenig Musik gehört?! Trotzdem meine Top-3…

The xx – xx / Simple Songs und eigentlich nichts Besonderes… Dann aber eben doch was ganz Besonderes! Erklären kann ich das nicht.

A Place to bury Strangers – Exploding Head / Klingt wie ein Indie-Album Anfang der 80er. Aber mit etwas mehr WUMMS.

Tosca – No Hassle / Im Alter wird man melancholisch und mag plötzlich wieder fahrstuhlmusikesque Lounge-Alben von der einen Hälfte von Kruder & Dorfmeister.

Weiterhin bemerkenswert sind Soap & Skin mit ”Lovetune for Vaccum“ (noch zu wenig gehört, um hier in die Top3 zu hieven) und Kings of Convenience mit dem harmlosen aber schönen Album „Declaration of Dependence“.

Film:
Ich geh ja wirklich kaum noch ins Kino, dafür schaue ich mit der Gefährtin viele DVDs im Wohnzimmer an. Ich habe mal meine Film-Kurzkritiken auf Twitter (#tweetamovie) durchgesehen, und hab -glaub ich- diese Top-3 für 2009:
„Gran Torino“ / fast so dreckig authentisch wie „The Wrestler“. Eastwood überzeugt! 4/5 Sterne! #tweetamovie

„The Wrestler“ / Toller Film über Einsamkeit und Alter mit sensationellem Mickey Rourke Comeback. 4/5 Sterne. #tweetamovie

The Yes Men fix the world / Besser als alles von Michael Moore. Kapitalismuskritik mit Humor. 4/5 Sterne. http://bit.ly/2HntDP #tweetamovie

Livekonzert:
Und auch dieses Jahr wider: Schokoladen rockt noch immer! Viele tolle Abende in der Lofi-Lounge (Mittwochs), Soundtrack (Donnerstags) und Thirsty & Miserable (Freitags, manchmal)

Hier sprenge ich mal den Rahmen von 3 Konzerten, weil es einfach zu viele gute Gigs waren!

Johanna Zeul in der Supamolly / Auf Platte okay, Live wirklich unfassbar!!!

Toman & September Malevolence im Schokoladen / Ein fettes, fettes Post-Rock und Math-Rock Brett!

Butthole Surfers in der Kesselfabrik / Ist zwar nicht meine Lieblingsband, sondern die meiner Gefährtin. Fand das Konzert aber geil, schon wegen der durchdrehenden Fans im Alter zwischen 40 und 60.

Aucan im Schokoladen / Junge Italiener drehen an Gitarren durch! Und dann so viele!

Her Name is Calla & The Horrible Trees / Auf Platte toll, Live phantastisch!

So, das war’s von meiner Seite.
Jetzt seid ihr dran! Tippt eure Favoriten hier in die Kommentare!

One Hit Blog Wonder – Stasi 2.0 bei tschk!talks am 7. Januar 10

Fein fein! Mal wieder was Neues:

Nach dem letzten Egostreichel-Auftritt von dataloo im Rahmen von Talk about the Weather im Oktober letzten Jahres gibt´s am 7.1.10 für alle Nichterschienen (und klar auch alle die es nochmals gnnn wollen) die prima Möglichkeit das Being-Stasi-2.0 nachzuholen. Und zwar bei der Ur-Eröffnung der tschk!talks im Lupita.

Mit dabei ist auch wieder Jörg Pfeiffer – seines Zeichens km42-Reisender für Spiegel Online und ein echt glänzender Unterhalter.

Na dann bis denn!

20 Meter kollaborative Kunst: der Bettine Fries

Der Bettine Fries - kleiner Ausschnitt

20 Meter!

Ein echt immens langes Stück Kollaborations-Kunst entstanden aus einem Weiter-mal-klebe-schnippsel-pinsel-zeichen-Prozess mehrerer Illustratoren – eine quasi visuelle Kommunikation voll und ganz im Google Wave Stil, die sich in 97 Etappen am Leben der Bettine von Arnim (ja, die vom 5 Mark Schein) entlang hangelt.

Hat was und erzählt Bettinas Leben viel spannender als ihr Wikipedia Artikel.

Den Fries gibt´s  hier – geflasht.

Hier gibt´s Fotos von einer Ausstellung.

Ich meine: ganz großer Postsport. (Kommt aus der gleichen Ecke).