Freies Radio Berlin

Gestern Abend mit A. die Schönhauser Allee hoch gelaufen und dort so etwas wie eine Radiostation mit davor umherlungernden Menschen entdeckt. Es ist die Funkwelle FM und die Macher schreiben in ihrer Geheimbotschaft:

Unser Sendestudio ist in der Schönhauser Allee 161a. Die Menschen, die daran vorbeigehen, können durch ein großes Schaufenster direkt hineingucken. Das tun sie aber nicht. Sie laufen, den Blick geradeaus gerichtet, an uns vorbei. […] Sie hören uns aber nicht, denn entweder sind sie betrunken, sie verstehen unsere Sprache nicht, oder sie haben Kopfhörer auf.

Wir haben gestoppt und nachgefragt. Als Dank wurden wir erst mal unfreundlich angeranzt. Als wir dann aber hartnäckig und auch ein wenig schlurchig (Vorsicht Paradox!) weiterfragten, wurden die Gestalten ein wenig zutraulicher und zeigten uns die Sendeantenne auf der Kirche und kommentierten ihre Aktivitäten mit „dit is Berlin“.

Das Radioprojekt versteht sich als „Freies Radio in Berlin“ und möchte dem massenkonfektionierten Mainstream aus dem Äther etwas entgegensetzen. Gesendet wird noch bis zum 17. August: 24 Stunden auf 95,2 MHz und auch im Netz.

Smokers Delight

Am Wochenende lese ich in der ZEIT einen Artikel zum Rauchverbot und dem kommenden Prozess von Sylvia Thimm vor dem Bundesverfassungsgericht. Halt! Die Sylvia vom „Doors“ um die Ecke?! Mensch, die kenn ich doch!!!

Über ihre Gäste sagt Sylvia „Die sind schon groß, die können selbst entscheiden“ und „Meine Gäste wollen keine Cocktails oder linksdrehenden, aufgeschäumten Yogi-Tee. Die wollen Bier, Wodka oder Whisky – und dazu eine Zigarette“

Rauchzeichen

Finde ich ja super, wenn Leute für ihre Überzeugung kämpfen. Die Überregulierung durch Deutschland und die EU darf nicht einfach hingenommen werden. Sylvias Kneipe „Doors“ ist ohne Rauch so wenig vorstellbar, wie Kino ohne Ton oder Schäuble ohne Überwachungsdrang. Da ihre Klage jetzt erfolgreich war, wird im Doors auch weitergeraucht!
Go Sylvia, Go!

Hätte das Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung doch wenigstens ein Zehntel der Aufmerksamkeit vom Rauchverbot bekommen…

Quelle: MoPo
Empfehlenswert zum Thema: Spiegelfechter

Release-Party: Zukunft und die Lichter

Prima! Zukunft und die Lichter laden ein zum Feiern. Samstag, 5. Juli 2008, 21 Uhr in der Wabe:

 Liebe Freunde der akustischen Populärmusik deutscher Sprache und von Zukunft und den Lichtern,

es ist soweit, wir feiern!
Ein bisschen verspätet. Und zwar unser digitales Release auf Mondo Moon Publishing.

Deshalb spielen wir in einem ganz besonders stilvollen Konzertsaal, nämlich der Wabe
http://www.wabe-berlin.de/
in der Danzigerstraße 101, am

Samstag, den 5.07.08 um 21 Uhr.

Kostenpunkt 5 bis 8 € (davon bekommen wir einen großen Teil, ist also für einen guten Zweck ;-))

Außerdem werden wir unterstützt von der bezaubernden Carrie Erving
http://profile.myspace.com/index.cfm?fuseaction=user.viewprofile&friendid=64854646

Und zur Feier als Geschenk an Dich haben wir einen Rohmix, den es eigentlich erst im Spätsommer auf unserem baldigen Album gibt, zum download online gestellt auf unserer Myspace-Seite
http://www.myspace.com/zukunftunddielichter

Wir freuen uns also auf eure Kinder, Omas, Neffen, Brüder, Schwestern, Freunde, Bekannte, Liebhaber, Ehegatten, Hamster und auf DICH!

Gruß

El Futuro

Empfehlung: Hingehen, anhören, kaufen, kaufen.

Und wer das nicht schafft, der MUSS nach zum Biberacher Schützen reisen – dort spielen sie am 12.7.2008!

Grand Theft Auto IV – Sim Amok

I did it! Ich habe mir eine Playstation3 in der Videothek um die Ecke ausgeliehen. Natürlich nur um dem Phänomen Grand Theft Auto IV auf den Grund zu gehen.

Um es vorweg zu nehmen: GTA 4 ist ein faszinierendes und doch sehr zwiespältiges Spiel. Das ist kein Spielspass mehr, sondern eher die Simulation einer künstlich geschaffenen Parallelwelt in der anarchistische Testosteron-Phantasien umgesetzt werden können. In der Intimsphäre des eigenen Wohnzimmers darf jeder auf sämtliche gesellschaftlichen Normen scheißen. Im Spiel geht es um die individuelle Freiheit, alles zu tun, was man tun will. Es geht nicht um die Anderen. Es geht um Egozentrik. Die Spielfigur steht sogar wortwörtlich meist im Mittelpunkt des Bildschirms. Man tut was man will.

Grand Theft Auto 4

Bei meinen ersten ungelenken Fahrmanövern mit gestohlenen Autos überrolle ich versehentlich ein paar Passanten. Die Darstellung der physischen Verhältnisse eines solchen Aufpralls ist dabei so realistisch, dass ich gleich mal mit Vollgas über die Gehwege und durch Parkanlagen fahre. Unschuldige Passanten stets im Visier. Der virtuelle Amoklauf. Klar, man zieht mit so einem destruktiven Verhalten die Aufmerksamkeit der spiel-internen Polizei auf sich. Ich werde schließlich verhaftet. Aber egal, denn sofort wache ich ja wieder ohne Geld und Waffen vor der Polizeistation auf. In einem Internetforum empfiehlt ein Spieler sich immer konsequent von der Polizei erschießen zu lassen: Denn dann wacht man vor dem Krankenhaus auf und verliert seine Waffen nicht. Wie man an Raketenwerfer, Schrotflinte oder Baseballschläger kommt, steht im gleichen Internetforum. Man ruft von seinem Handy im Spiel einfach eine bestimmte Telefonnummer an und schon hat man die „einfache“ oder „erweiterte“ Waffensammlung. Also schieße ich nachts im Park von Liberty City mit meinem Scharfschützengewehr eine Laterne nach der anderen aus. Man sollte das aber nicht zu nah an der Straße machen, sonst hat man gleich wieder einen Streifenwagen an der Ferse. Im großen Park-Springbrunnen komme ich dann auf die Idee mit einer anderen geheimen Telefonnummer (Cheat) ein völlig überdimensioniertes Jetboot erscheinen zu lassen und damit den Tümpel aufzuwühlen. Ich fahre so lange im Brunnen umher, bis ich das Boot über den Beckenrand katapultiere und es auf dem Asphalt liegen bleibt. Dann laufe ich einfach auf die nächste Straße. Bleibe mittendrin stehen und verursache damit einen Verkehrsstau. Aber Vorsicht: Nicht alle Fahrer halten an – die aggressiveren Charaktere fahren einen auch schon mal rücksichtslos über den Haufen! Dann laufe ich die Reihe der angestauten Autos und fluchenden Fahrer ab und wähle mir ein Auto aus. Mit einem Druck auf die Dreieck-Taste reißt meine Spielfigur die Autotür auf und zerrt den Fahrer auf die Straße. Die Beifahrerin flieht panisch aus der Beifahrertür. Ich steige ein, gebe Vollgas und remple mich durch die Wagen vor mir. Dann bemerke ich, dass auf dem Rücksitz des gekaperten Autos noch eine Frau sitzt, die bei jeder neuen Beule im Auto und jedem meiner Handbremsen-Manöver hysterisch schreit. Ich kümmere mich nicht darum und wähle einen guten Radiosender aus. Die zahlreichen Radiostationen im Spiel werden unter anderem von Juliette Lewis, Iggy Pop, Femi Kuti und Karl Lagerfeld moderiert. Die Musik reicht dabei von den Sisters of Mercy über John Coltrane bis zu Agnostic Front, Shaggy und Les Savy Fav. Sogar die von mir sonst gemiedenen Musikrichtungen Reggae und HipHop machen im passenden Autotyp Laune. Mit dem Handy kann man jederzeit den aktuell im Radio gespielten Song erfragen, und ihn dann auch außerhalb von Liberty City (also in der echten Welt) als MP3 bei Amazon kaufen.

Wenn man also so mit dem Soundtrack seiner Wahl durch die Stadt fährt, die Kreis-Taste für die authentische Kinokamera mit den sich ändernden Blickwinkeln gedrückt hält, dann fühlt sich das schon nach ganz großem Kino an. Und da man das alles selbst auswählt und steuert, fühlt es sich sogar noch um einiges direkter und „echter“ an. Die Komplexität des Spiels ist so hoch, dass die Gesamtheit an Möglichkeiten mehr als die Summe der einzelnen programmierten Teile ergibt. So können sich individuelle Spielerfahrungen ergeben, die von den Game-Designern eigentlich gar nicht vorgesehen waren. Wenn man nicht der relativ linearen Storyline des Spiels folgt, entdeckt man eine fremde, runtergekommene und zugleich faszinierende Welt. Die Menschen denen man auf der Straße begegnet, lesen Zeitung, nehmen Handygespräche an oder essen einen Hotdog. Und sie sehen fast alle unterschiedlich aus. Sensationell ist das Sounddesign des Spiels: Wenn man auf den Holzbrettern der Strandpromenade läuft und einen Metallmülleimer anrempelt, dann hören sich Schritte, Mülltonne und die Menschen in der unmittelbaren Umgebung auch so an, wie sie sich auch in „echt“ anhören würden!

Die überraschende Faszination für das Spiel wurde sicher auch durch einen relativ abgedunkelten Raum, gute Lautsprecherboxen und einen 40“ Fernseher unterstützt. Den Hinweis aus dem Begleitheft pro Stunde mindestens 15 Minuten Spielpause zu machen, habe ich natürlich ignoriert. Laut Spielstatistik habe ich grade mal 4,49% des Spiels gelöst.

Das Spiel ist in Deutschland frei ab 18 Jahren. Theoretisch gut so, aber gerade so etwas war für mich als Teenager ein ganz besonderer Anreiz. Und sicherlich bekommt man das heute als 14-Jähriger so einfach wie Zigaretten oder Bier. Früher war ich bei den ganzen Gewalt-durch-Computerspiele-Diskussionen meist äußerst liberal. Nach diesem Spiel muss ich meine Position irgendwie neu überdenken: Der technologische Fortschritt der Simulation von Wirklichkeit ist enorm. Die nächsten 20 Jahre werden die Simulation wohl extrem nahe an die echte Erfahrung heranrücken. Faszination und Grauen. Als ich vorgestern um kurz nach Mitternacht die Playstation zurück in die Videothek brachte, fühlte ich mich schon fast so allmächtig wie die 4 Stunden zuvor im Spiel. Soll ich einfach auf die Strasse schlendern und einen Stau provozieren? Den Fahrer rausprügeln? Im schlimmsten Fall wache ich ja sowieso nur kurze Zeit später vor dem Krankenhaus auf und bin wieder wie neu…

4 Zimmer Wohnung in Kreuzkölln gesucht

Ich suche mit meiner Gefährtin eine neue Wohnung in Berlin. Alles ab 3,5 Zimmer, 80qm und mit Balkon ist interessant für uns. Gerne in Kreuzberg, Mitte oder Prenzlauerberg. Noch besser im Hybridbezirk Kreuzkölln nahe am Wasser. Und da ich keine Lust auf Immobilienhaie und Maklerkraken habe, bitte ich euch alle Infos und Hinweise per Email (mac {ääät} dataloo.de) in unsere Richtung zu schießen.DANKE!

Monochrome Crackhuren 2.0

Irgendwie ist die re:publica ja doch auch wie jede andere Konferenz: Das homogene Publikum dünstet sich im eigenen Saft und feiert sich selbst. Während letztes Jahr noch viel gebloggt wurde, schweigen dieses Jahr die WordPressen und man twittert sich gegenseitig zu.

Der neuste Hardwaretrend ist das iPhone, mir großem Abstand folgt dieses Billig-Triple-E-Laptop von Asus mit dem Mäusekino-Bildschirm. Generell bekommt man aber in den Hallen der re:publica den Eindruck, dass Apple über Nacht die anderen 95% Marktanteil in Deutschland übernommen hat.

Meine Highlights waren heute die Monochrom Show und das sensationelle Konzert der Zwei toten Crackhuren im Kofferraum The toten Crackhuren im Kofferraum. Ersteres ein österreichischer Humor und Gesellschaftskritik MashUp, das andere 9 durchgeknallte Elektropunkmädchen mit Prosecco-Klopapier-Bühnenshow und Textzeilen wie „Bei MySpace online sein ist noch keine Party … Ich will Spass!“ (oder so ähnlich). Danke Österreich und Friedrichshain: You made my day.

[Nachtrag] Die gesamte Monochrome-Show gibts als Video!

Magazin ANALOG #01 PRIVAT erschienen

Über Post freu ich mich ja selten – meist Rechnungen, Finanzamtsnachzahlungen, vermeindliche Lottogewinne und Werbung für Herrenhalbschuhe ab 60 (ihr kennt das ja…).

Aber an manchen Tagen kommts ganz anders: völlig überraschend ist die erste Ausgabe des Magazins Analog im Briefkasten gelandet (1000 Dank Svenja – war echt von den Socken…)

Ich hab ja ein Faible für schöngemacht Selfmade-Magazine, -Zeitschriften und -Zeitungen und bin sehr begeistert (natürlich auch vor allem deswegen weil Stasi 2.0 und Schäublone drin sind) von dieser ersten Ausgabe, die sich dem Thema Privat widmet und dabei aus dem vollen digitalen Netz-und Blogalltag schöpft. Mal echt was anderes diese Inhalte statt durch LCD-Pixel auf Papier genießen zu können.

Für mich ne prima Klolektüre (und das ist absolut aufwertend gemeint – wo sonst hat man noch Zeit…) – also: kaufen, kaufen, kaufen.

Die neue Ausgabe des Echtzeit-Magazin find ich ebenfalls prima.

PSsst: Leider ist meine Kamera am Arsch, sonst hätt ich euch noch ein paar schöne Schnappschüsse der Magazine dazugepackt…

Etappensieg Vorratsdatenspeicherung

VDS teilweise außer Kraft / Leitung gekappt

Das alles gibt mir doch ein gutes Gefühl:

Nach der Einschränkung bei Online-Durchsuchung und KFZ-Kennzeichen-Scannen hat das Bundesverfassungsgericht heute auch die Vorratsdatenspeicherung stark eingeschränkt. Details dazu beim Ak Vorratsdatenspeicherung, Netzpolitik, Die Zeit, SpOn.

Es gibt jedoch nachwievor weitere Datensammelwutvorhaben der Bundesregierung, wie die staatliche Registrierung aller Flugreisen oder das Erfassen des Brief- und Paketverkehrs, die jetzt ebenso kritisch beleuchtet und hinterfragt werden müssen.

In Karlsruhe scheint die letzte vernünftige Instanz unserer Demokratie zu sitzen – wenn man sie anfruft: das Bundesverfassungsgericht.