Von Hand gesalzen

Heute beim Frühstück (New York Bagel = Bagel getoastet, Butter, Kapern, Räucherlachs, Sahnemeerrettich, Zwiebeln) frage ich mich beim Öffnen der Lachspackung, wieso da „von Hand gesalzen“ als zentrales Verkaufsargument auf die Packung gedruckt ist. Dann hatte ich eine Vision: Der gesamte Produktionsprozess läuft vollautomatisch in Roboter-Lachsfarmen. Ein Fischfuttersilo öffnet sich computergesteuert 3-6 Mal pro Tag und verteilt das geschredderte Irgendwas in die Aufzuchtbecken. Der Gehalt an Antibiotika im Wasser wird ständig von Sensoren überwacht und im Bedarfsfall durch Zugabe erhöht – sind halt ein bisschen viel Lachse auf engem Raum, aber soll ja keiner krank werden. Dann wenn die Fische groß genug sind, zieht sich ein Sieb vom Beckengrund bis über die Wasseroberfläche und erntet die Lachse, die dann über ein Fließband von Robotern ausgenommen und filetiert werden. Anschließend kommen die Filets in die prozessorgesteuerte Räucherkammer.

Räucherlachs von Hand gesalzen

Und dann passiert es: Nach dem Räuchern kommt ein kautziger alter Fischer mit einem Strohkorb voll Meeressalz und läuft ganz gemächlich durch die Gänge der 8000qm große Halle und bewirft die Räucherlachse zu beiden Seiten mit Salz. Und da das der einzige manuelle und ursprüngliche Vorgang in der Räucherlachsproduktion ist, schreibt man das dann natürlich ganz groß auf die Verpackung.

Ich hoffe es ist nicht so – Aber irgendein Fischproduzent darf mich gerne in seine Farm einladen, und ich sehe dann vor Ort nach dem Rechten. Und ja: Der New York Bagel war total lecker.

Holiday For Strings, Mittwoch 10.01.007

Pontus ist der blonde Schwede der bis Anfang 2004 mit JB das legendäre Rookie (meine Lieblingspinte und zweites Wohnzimmer) im Prenzlberg schmiss. Und dieser Pontus ist über den Umweg London nun in New York gelandet und spielt mit seiner schwedischen Band Holiday For Strings am Mittwoch den 10.01.007 im Berliner Lido. Bestimmt spielen Peter Bjorn And John im Vorprogramm von den Holidays noch ihren gepfiffenen Sommerhit Young Folks.

Terry Gilliam Retrospektive

Terry GilliamKulturwochenende: Gestern Abend bei der Deutschland Premiere des neusten Gilliam Films „Tideland“ (interessanter Film, aber leider überhaupt nicht mein Ding) im Rahmen der Terry Gilliam Retrospektive im Babylon Kino in Mitte. Sonntagmittag dann noch der Nachschlag in Form einer fast 2-stündigen Gesprächsrunde von Mr. Gilliam und zwei Cordhosenträgern vom Revolver Film-Magazin.

Terry Gilliam war Teil der sagenhaften Monty Python Gruppe, die damals mit ihren Arbeiten und Filmen den Humor komplett neu definierten. Und auch die heutige Interviewrunde war geprägt von Lachern, Leichtfüßigkeit, Selbstironie und einer vorbildlichen Einstellung gegenüber dem Leben, dem Tod und dem ganzen Universum. Es fällt sehr schwer, einzelne Gesprächsfetzen aus diesem inspirierenden Schauspiel zu isolieren, und leider kann ich auch die Veranstaltung nicht als YouTube-Video anbieten. Trotzdem soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass Terry erwägt die gesamte Bush-Regierung zu verklagen, da diese seinen Film Brazil, 20 Jahre nach Fertigstellung, ohne Tantiemenzahlungen an ihn, einfach in der echten Welt umsetzt.

Männer haben kein Gehirn

Die Ärzte sind cool, waren immer cool (bis auf Sahni) und werden vermutlich auch im hohen Alter noch cool bleiben. Denn die Ärzte verkörpern das kompromisslose Lustprinzip: Bedingungslos das tun, was man tun will.

Wenn ich auch inzwischen das musikalische Werk der Band nicht mehr wirklich verfolge, so war ich natürlich als Teenager auch totaler Ärzte-Anhänger. Das war damals eine zentrale Entscheidung: Entweder man Stand im Lager der Toten Hosen (= humorlos, proletarisch, dumpf, simpel, Altbier, gradlinig) oder eben bei Die Ärzte (= humorvoll, twisted, komplex, verspielt, spaßig).
Männer haben kein Gehirn

Und um den wirklich absurden Humor der Ärzte selbst zu erhören, könnt ihr euch die Liveplatte der Lesereise zum Buch „Ein überdimensionales Meerschwein frisst die Erde aufselbst runterladen. Ein grandioses Spektakel der besonders absurden Art zwischen Monty Python und Dadaismus.

>> Download „Männer haben kein Gehirn“ [mp3 im ZIP-Archiv]

Trashiger Mittagstisch

Ich war grade auswärts zum Mittagstisch und da gab es eine Lektion was man alles falsch machen kann, wenn man neu in der Gastro-Branche startet:

  • Gäste sofort mit „Do you speak English“ anreden, da man kein Deutsch kann (besonders in Ostberlin sehr effektiv!).
  • Ständig husten, Nase hochziehen und nebenher Kette rauchen.
  • Ein Trinkglas bis zur Hälfte(!) mit Absolut Vodka füllen und damit hinter einem halbdurchsichtigen Vorhang verschwinden.
  • Essen (Dim Sum) mittlerer Qualität überteuert anbieten (bei dem extrem hohen Preis/Leistungs-Verhältnis der restlichen Gastronomie im Prenzlberg).
  • Behaupten das Dim Sum wäre „totales fun food“.
  • Sich mit dem vorbeikommenden Freund vor den Gästen auf Englisch streiten.
  • Beim Bezahlen das Wechselgeld aus einem Versteck(?) in einer Teedose ziehen.

Das war mein erster und letzter Besuch in diesem neuen Laden. Trotzdem war die Frau wirklich nett, so dass ich hier den Namen des Restaurants nicht nennen werde. Nächstes mal geht’s wieder zum Happy-Hour-Sushi-Mann nebenan.

Visuelle Tagebücher

Ein Freund sendete mir einen Artikel wie man Fotos ganz toll nachbearbeiten kann. Da wurde mir plötzlich klar was eigentlich meine eigene Philosophie der Kamera ist: Ich bin ein „Point-and-Shoot“-Fotograf bei dem neben dem Drücken des Auslösers so wenig wie möglich zusätzliche Arbeit anfallen darf. Komplexe Setups und inszenierte Fotos überlasse ich gerne den Profis und Kamera-Perfektionisten.

Meine Kamera muss handlich, klein und jederzeit zum Schuss bereit sein. Ich versuche einfach nur die Situationen in meinem Leben zu entdecken, in denen es spannende Bilder geben könnte. Auch wenn ich immer mal wieder bei den üblichen Motiven wie Konzertbühne, Sehenswürdigkeit oder Gruppenfoto abdrücke, so bin ich immer auf der Suche nach dem unkonventionellen Blickwinkel auf die Dinge. Ich liebe es auch Naturszenen auf minimalistische Geometrien zu reduzieren, und so das Auge des Betrachters mit nur wenigen Elementen zu reizen. Auch die Nachbearbeitung eines Fotos interessiert mich nicht wirklich: In den letzten 8 Jahren in denen digitalen Kameras meine visuellen Tagebücher füllten, habe ich vielleicht eine Handvoll Fotos in Photoshop retouchiert. Für mich muss ein Foto bereits bei der Aufnahme stimmig sein. Einzig wenn ein Bild sowieso verarbeiten muss (z.B. Verkleinern um es in Dataloo zu verwenden) erlaube ich mir den Bildausschnitt zu optimieren.

Eine kleine Auswahl aus meinen visuellen Tagebüchern gibt’s seit einem Jahr regelmäßig und fortlaufend auf meinem Flickr Photostream.

Nachricht vom Universum für 2007

Eine wichtige Nachricht vom Universum an euch (sorry nur Englisch):

Basically, Dataloo readers, getting what you want is most efficiently accomplished by pretending you already have it. All of the time.

So, how do you like your power that lies inside of you, datalooers?

The Universe.

Quelle: TUT’s notes from the universe