Passive Trunkenheit

Aus dem neuen und ersten Buch „Heimweg“ von Harald Martenstein:

Der Bruder trank ebenfalls fast nur Bier, weil sich mit diesem Getränk die Phase des allmählichen Betrunkenwerdens, die der Kenner mehr schätzt als den statischen Zustand des Betrunkenseins, besser in die Länge ziehen lässt als mit einer Spirituose.[…]

Er befand sich in der schönsten Phase des Betrunkenwerdens, dann, wenn einem noch vereinzelt Gedanken von kristalliner Klarheit gelingen, wenn die Zunge den Befehlen des Gehirns noch im Großen und Ganzen gehorcht, wenn die Betrunkenheit einem noch steigerungsfähig erscheint, aber alles Belastende und Bremsende sich bereits aus dem Gehirn verabschiedet hat.

Sowieso ein schöner Roman.
Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass ich mal wieder ne Kur mache?

Subaloo 06 – I want to lose it all

Subagas

Track 06: I want to lose it all

[mp3 download]

Nächste Runde in der Blogspielplatte: „I want to lose it all“ von Subagas.
Ein ungestümer Jam mit impulsivem Schlagzeug, Gitarre und dem Ruf nach Freiheit.

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>>> Blogspielplatte „Subaloo“

Die Hoffnung des deutschen Humors

Humor und Deutschland sind zwei Dinge die nicht so einfach zusammengehen, jedenfalls nicht oberhalb der Gürtellinie. „Deutsche Comedy“, das ist ja in sich schon ein Widerspruch! Vermutlich kein Zufall, dass es hier keinen deutschen Begriff (Kleinkunst?!), sondern nur den Anglizismus „Comedy“ gibt. Wenn ich daran denke, dass Figuren wie Stefan Raab oder Michael Mittermeier die Gesichter des deutschen Humors sein sollen, dann läuft es mir kalt den Rücken runter. Ich war geschockt, dass Filme wie „Schuh des Manitu“ oder „Traumschiff Surprise“ in Deutschland so erfolgreich waren. Diese Filme habe ich mir wirklich wohlwollend angesehen: Ich war gut drauf, leicht angetrunken und bereit auch über platte Witze zu lachen, habe aber jeweils nicht mehr als 20 Minuten ausgehalten. Ein Bekannter aus England meinte dazu mal: „When something is gay, it is funny – That’s German humor“. Kein Wunder, dass die Filme im Ausland total gefloppt sind – Hoffentlich spricht mich nie ein Europäer auf diese Machwerke an.

Aber es gibt natürlich auch geistreiche Comedy und guten Humor in Deutschland. Da muss man ja gar nicht so lange suchen: Harald Schmidt natürlich! Tiefen Respekt vor dem Godfather des deutschen Humors – er ist in meinen Augen über jeden Zweifel erhaben. Und natürlich gibt es noch das Duo Grissemann & Stermann, das ich am Samstag mit meiner Begleitung T im Berliner BKA gesehen habe. Obwohl ich sie schon 3 Mal live gesehen habe, bin ich auch diesmal wieder zwischen Lachattacke und Prust-Anfall gependelt. Ungewohnt war nur, dass Dirk Stermann nicht mehr raucht (auf der Bühne) und Christoph Grissemann nicht mehr trinkt (auf der Bühne). Grissemann + Stermann sind die Hoffnung des deutschen Humors (auch wenn einer Österreicher ist) und ich bin gespannt auf ihren ersten Kinofilm „Immer nie am Meer“ der eine phantastische Geschichte erzählt: Am Anfang kommen die Beiden (mit Beifahrer Heinz Strunk auf dem Rücksitz) mit dem Fahrzeug von der Strasse ab und brettern in ein Waldstück. Die Karosserie ist allerdings so verkeilt, dass keiner mehr aussteigen kann und die restlichen 90 Minuten des Films im Auto stattfinden. Super Knalltüten-Idee würde ich sagen.

Für alle Grissemann + Stermann Anfänger:
G+S primitiv über Biolek (Audio)
G+S Tourette (Audio) – Dranbleiben und abwarten!
G+S für Fußballfans

Woche 19 – Berglöwen-Land

Berglöwen-Land, Big Sur, Kalifornien, USA

Berglöwen-Land, Big Sur, Kalifornien, USA.

Kalenderblatt als Desktophintergrund zum Runterladen
>> Desktophintergrund Woche 19

Kurzanleitung:
1. Hintergrund-Bild anklicken.
2. Mit der rechten Maustaste auf das sich öffnende Bild klicken.
3. Im Menü „Als Hintergrund“ oder „Als Hintergrundbild einrichten…“ auswählen.
4. Eine Woche lang geniessen, dann das neue Kalenderblatt auf Dataloo holen.

Überwacht die Überwacher der Überwacher!

Political contribution networks

Eine prima Idee den US-Politikmarkt zu dokumentieren: Unfluence. Erinnert sehr an das legendäre, aber leider nicht mehr aktuelle They Rule, das Daten der freien Wirtschaft mit denen von opensecrets verknüpft. mehr…

Einen ähnlichen Ansatz für Deutschlands Politiklandschaft verfolgt Lars Burghard mit seinem Projekt der Politischen Datenbank für Parteienfinanzierung. Es fehlt dort allerdings noch an einer zusätzlichen Verknüpfung von Parteien, Firmen, Verbänden, Gewerkschaften, etc. und das auch auf der personellen Ebene. Auch das sollte machbar sein.

Und wie sieht das ganze EU-weit aus?

Überwach?

Wenn´s beim wohl momentan brisantesten Gesellschaftsthema Bürgerüberwachung die Opposition in diesem Land schon nicht klar und deutlich auf die Reihe kriegt, sollte es wenigstens möglich sein direkt von Bundeskanzlerin Merkel eine Richtungsvorgabe zu fordern. Bisher kam da ja nix – also fordert!

Lesens- & Anschauenswertes zum Thema Datenschutz und Überwachung:

  • Wer keinen Bock auf Text hat sollte sich jetzt gleich etwas Zeit nehmen und sich diese sehr schön gemachte interaktive Aufarbeitung des Themas von Johannes Widmer zu Gemüte führen.
  • Wer Bock auf viel Text kann sich das neu erschienene Buch „Menschenrechte in Zeiten des Terrors. Kollateral­schäden an der »Heimatfront«“ von Rölf Gössner. Einen Vorabauszug kann man hier lesen.
  • Außerdem – leider verpaßt – das Symposium Datenspuren des CCC Dresden am 5. und 6. Mai. Hoffnung: bald sollten die Mitschnitte verfügbar sein. Begleitend gabs diese gelungene Kunstaktion, kopiert das doch in anderen Städten.

Ich frag mich gerade, ob Strom- & Gasverbrauch nicht auch interessante Verdachtsmomente liefern könnten …

Datenkraken oder dies ist kein Politblog

In den letzten drei Wochen hat ein unerwarteter Aufmerksamkeits-Tornado unser kleines Datenklo etwas durchgeschüttelt. Involviert in den ganzen kreativen Prozess war nicht ich, sondern mein Blog-Kollege Dirk. Unser Telefoninterview mit dem Jetzt-Magazin gibt einen knappen Überblick über den ungefähren Ablauf der Dinge.

Ich selbst halte mich für einen unpolitischen Menschen, und fühle mich keiner Partei nahe. Trotzdem betrachte ich die Entwicklung des deutschen Staates zu einer gierigen Datenkrake, die sich alle verfügbaren Informationen der Bürger einverleiben möchte, mit zunehmender Sorge. Unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung und mit geschickter Ausnutzung der herrschenden Angst-Kultur, werden die letzten Dämme gebrochen um endlich einen umfassenden Überwachungsapparat zu installieren. Die damals viel kritisierte Volkszählung wirkt im Vergleich zu den aktuellen Plänen geradezu lächerlich. Man erkauft sich hier ein klitzekleines Plus an (Pseudo-)Sicherheit mit dem Preis eines massiven Einschnittes in die Persönlichkeitsrechte und Freiheit des einzelnen Bürgers. Die Angst-Gesteuerten rufen an dieser Stelle „Ich habe nichts zu verbergen, und möchte mehr Sicherheit“, übersehen aber die wahren Folgen dieser Datensammelwut.

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[Bildquelle: Status Frustration]

Schon möglich, dass die Daten zuerst nur zweckbestimmt zur Verbrechensbekämpfung eingesetzt werden. Doch wenn der Datenpool erstmal da ist, dann werden sich auch immer mehr staatliche und privat-wirtschaftliche Organisationen Zugang dazu verschaffen (Sehen wir ja gerade mit der Datensammlung der Maut, die sollte auch nie zu anderen Zwecken als der Abrechnung verwendet werden). Die Krankenversicherungen könnten ausspähen, wer, wann und wo, welche Risikosportarten ausübt oder sämtliche Käufe an Zigarettenautomaten lückenlos über Jahre hinweg dokumentieren. Arbeitgeber könnten uns beim Einstellungsgespräch mit sämtlichen verfügbaren Peinlichkeiten und privaten Verfehlungen konfrontieren. Irgendwann werden diverse Detektiv-Services (legal und/oder illegal) Zugriff auf den zentralen Datenpool erhalten, und das Anlegen eines ausführlichen und umfassenden Reports (Bewegungsprofil, Bekannten-Netzwerk, Krankheitsgeschichte, Kommunikationsprofil, Einkäufe …) über einen beliebigen Menschen wird letztlich eine Frage des Geldes werden.

Wollen wir alle in einer zentral überwachten Welt leben?
Schon mal 1984 gelesen, Brazil oder Gattaca gesehen?
Wir bewegen uns gerade auf solch eine düstere Welt zu, nicht nur durch die Aktivitäten der Nationalstaaten und derer Vereinigungen, sondern auch durch die ungebremste Datensammelwut von Wirtschaftsunternehmen wie Google.

Das war jetzt mein Beitrag zu Stasi 2.0, und der ging mehr ins politische als ich eigentlich wollte.