Bio oder Normal?

Christoph Drösser, ein Profi im Entmystifizieren moderner Legenden, nimmt sich gerade dem Thema „Waschen von Obst“ an: Durch das Waschen von Obst und Gemüse mit kaltem Wasser können nur 30% (Trauben) bis 65% (Paprika) der Pestizide entfernt werden, der Rest sitzt tiefer, wird zwangsläufig gegessen, und verseucht somit unsere Körper.

Ein echt schlüssiges Argument für Bio-Produkte: sehen weniger perfekt aus – wachsen aber ohne Pestizide.
Via Stimmt’s (Zeit Nr. 45)

Habe ich ein Alkoholproblem?

Die Aktuelle Zeit widmet sich der Sucht und gibt uns zwecks Selbstdiagnose einen schnellen Alkohol-Selbsttest („Cage“-Test) an die Hand.

C für cut down drinking:
Haben Sie jemals daran gedacht, weniger zu trinken?

A wie annoyance:
Haben Sie sich jemals über andere Menschen geärgert, weil diese Ihr Trinkverhalten kritisiert haben?

G wie guilty:
Haben Sie sich jemals wegen Ihres Trinkens schuldig gefühlt?

E für eye opener:
Haben Sie jemals morgens Alkohol getrunken, um sich nervlich zu stabilisieren oder einen »Kater« loszuwerden?

Wer mindestens zwei dieser Fragen mit Ja beantwortet, hat mit großer Wahrscheinlichkeit ein Alkoholproblem.  

Aus dem Alkohol-Kasten der aktuellen Zeit.

Okay, dann will ich das mal testen…

Zu C: Ich hab mal daran gedacht gar nichts mehr zu trinken (was ich grade mache), aber weniger zu trinken?! Nö.

Zu A: Ich kann mich nicht daran erinnern, dass jemand irgendwann mein Trinkverhalten kritiserte. Vermutlich war ich immer zu besoffen um mich zu erinnern. Aber wenn mich jemand tadelte, dann habe ich mich mit Sicherheit nicht darüber geärgert.

Zu G: HaHa – Verkatert gefühlt habe ich mich schon oft, schuldig nie.

Zu E: Wie definiert man morgens? Um 4 Uhr im Rookie: Ja. Aber nach dem Rausch-Schlaf ziehe ich die Apfelsaftschorle dem Bier vor. Ich muss aber zugeben, dass ich in meiner Jugend zur Unterstreichung meiner Verwahrlosung und in Missachtung der gesellschaftlichen Normen auch schon mal Sprit zum Frühstück konsumiert habe… Dann war der Tag allerdings gelaufen! (keine Spur von nervlicher Stabilisierung)

Puhh – grade nochmal Glück gehabt.

Wie sieht das bei euch aus?
Alkoholbeichten (auch anonym) werden in den Kommentaren entgegengenommen.

Vorratsdatenspeicherung

Mit der Vorratsdatenspeicherung möchte die EU-Kommission die digitale Rasterfahndung starten und alle Europäer im Internet überwachen.

Ein Artikel in der Zeit bietet dieses anschauliche Beispiel:

Die zu speichernden Datenmengen würden sich allein am DeCIX, der in Frankfurt angesiedelten wichtigsten Schaltzentrale für den Datenverkehr in Deutschland, auf 639.000 CDs verteilen – pro Tag; ausgedruckt würden sie 81 Millionen Aktenordner füllen.
[…]
Telefondaten sollen laut Kommission zwölf, Internet-Daten sechs Monate archiviert werden.

Commodore 64Pro Tag also 639.000 CDs, das sind etwa 310 Millionen Disketten (à 1,44MB) oder 7,2 Milliarden mal die Speicherkapazität eines Commodore 64, der noch vor 20 Jahren als bester Homecomputer galt!

Eine solche Regelung würde nicht nur unsere DSL-Anschlüsse massiv verteuern (irgendwer muss diesen Wahnsinn ja bezahlen!), sondern ist vor allem völlig unsinnig: Die wirklich schlimmen Finger (z.B. Terroristen) können in jedem popligen Internetcafe anonym online gehen, sich auf der Straße unerkannt in offene WLANs einklinken oder -wenn sie Geld sparen möchten- in einer öffentlichen Bibliothek so richtig böse Sachen im Internet anstellen.

Lautgeben zeigt was ihr machen könnt.
Scheiss, schon zu spät.
Sorry Leute — bleibt uns nur abzuwarten was morgen (Mittwoch) passiert…
Notiz an mich selbst: Die Zeit bitte in Zukunft zeitiger lesen!

Behäbige Dampfer und flinke Boote

Neulich in der grandiosen ZEIT gab es ein nettes Interview mit Nicholas NegroponteMedia Lab-Gründer, Wired-Star und sowieso Godfather der digitalen Kultur. Was er im Gespräch so über die digitale Welt sagt ist zwar interessant, aber eben auch nicht außerordentlich überraschend oder visionär. Sein aktuelles Projekt, bei dem er 100 Millionen Laptops zu je 100 Dollar in die dritte Welt zu verschiffen möchte, finde ich teilweise sehr fragwürdig. Er sagt allerdings etwas über Unternehmenskultur, bei dem ich Ihm komplett zustimmen kann:

"Wird ein Unternehmen groß, braucht man 50 Prozent der Leute, um die anderen 50 zu managen. Die wiederum müssen die Hälfte ihrer Zeit aufbringen, um sich managen zu lassen. Netto leisten also nur 25 Prozent eines Unternehmens produktive Arbeit. In kleinen Start-ups liegt diese Zahl eher bei 90 Prozent."

Wie hoch wohl diese Effektivitätsquote beim deutschen Staatsapparat ist?

Ich bin zurecht paranoid

Gerade mußte ich erleben, daß ich hinter dem Mond lebe, weil ich Zeitungen, Sendungen und Politikern vertraute, die ich für zuverlässig unabhängig gehalten habe. Dabei sind sie komplett ferngesteuert.

Wie ich drauf komme?

Hab zufällig durch das Magazin Zapp auf NDR gezappt. Thema: Schleichwerbung und Public Relations in den Medien. Unter anderem ein grober Überblick über vergangene öffentlich-rechtliche Skandale: Schimanski kann Paroli nicht Paroli bieten, in Krimis wird gern auf Kosten der Deutschen Telekom kommuniziert und die LTU bringt Schauspieler und Zuschauer gleichermaßen in den wohlverdienten Urlaub. Aber auch ein aktueller Blick hinter die Kulissen des Wirtschaftszweiges PR, der den zunehmend faulen und schwächelnden Gegner Journalist mehr und mehr zum Helfer degradiert, da er vieles einfach ungefiltert und damit verpackt im Mantel der Seriosität weitergibt. Doch das ist lediglich die Spitze des Eisberges. Der Eisberg selbst ist wesentlich mächtiger und schwimmt vergnügt als Initiative „Neue Soziale Marktwirtschaft“ durch unser Land. Ein erster ernstzunehmender Schmelzversuch ist allerdings schon wieder ein halbes Jahr alt. Er stammt von der „Die Zeit“. Absolut lesenswert. Und dabei dachte ich immer:

es gibt keine