Neulich auf der Barbeque-Party die beiden Amerikaner: Keine 25 Jahre alt, aber gerade zurück von 2 Jahren Weltenbummeln in Asien, Südamerika und was weiß ich wo… Sie leben jetzt grade mal in San Francisco, vermutlich um sich neu zu sortieren und die nächsten Reisen zu planen.
von mac
Solidarität mit dem schwitzenden Europa
Um mich gegenüber Europa und der dort herrschenden Hitzewelle solidarisch zu zeigen, habe ich das wohltemperierte San Francisco (natürliche Klimaanlage durch die Lage am Pazifik) verlassen. Ich war also über das Wochenende mit Freunden am nördlich gelegenen Lake Mendocino. Dort herrschten am Samstag 113° Farnheit, also exakt 45° Celsius. Da hat auch die Air-Condition im Auto versagt und der See war nicht mehr erfrischend, sondern ein heißes Jacuzzi. Aber viel Spaß hatten wir trotzdem!
Alles bitte in Laut
Hier in den USA ist immer alles super-laut: Autos, Motorräder, Motorboote am sonst ruhigen See, Polizeisirenen, Feuerwehrsirenen, Unterhaltungen, Kühlschränke… Es gibt zwar irgendein halbherziges Gesetz gegen Lärmverschmutzung, aber im wirklichen Leben wohl keine Norm die einzuhalten wäre.
Ayurveda Verschwörungstheorie
Generell soll man nach der Ayurvedischen Lehre keine kalten Getränke zu sich nehmen, da diese den Verdauungsprozess beeinträchtigen. Am besten ist natürlich heißes Wasser (so wie beim Tee – nur eben ohne Tee) aber ich trinke meist Wasser in Zimmertemperatur. Seit meiner Ayurveda-Kur beginne ich jeden Tag mit einem ¾ Liter lauwarmen Wasser: Das fährt das ganze Biosystem angenehm hoch und tut gut.
Hier in den USA ist jedes Getränk gekühlt: Riesige Kühlschränke produzieren teilweise die Soundkulisse einer startenden Boeing 747 (So beispielsweise bei Freund Dilan) und kühlen alles was in Reichweite kommt auf Temperaturen um den Gefrierpunkt runter. Aber das reicht noch nicht: Natürlich muss jedes Getränk mindestens bis zur Hälfte mit Eis aufgefüllt werden – Ich habe mir inzwischen angewöhnt jede Getränkebestellung mit „no ice, please“ abzuschließen.
Jetzt zu meiner kleinen Verschwörungstheorie: Weil hier alles gekühlt und mit Eis versetzt ist (ayurvedisch natürlich ganz schlecht!) haben die Amerikaner alle Verdauungsprobleme. Und die Kühlfront wird im Geheimen von der Pharma-Lobby (Anti-Acid Produkte und verdauungsfördernden Präparate) und den Herstellern von XXXL-Klamotten finanziert und gefördert.
Guter Kauf, Schlechter Kauf
In unserer kapitalistischen Welt hat man als Konsument Macht. Immer wieder gerne genutztes Beispiel: Die Brent Spar Nummer von Shell und der folgende weltweite Verbraucher-Boykott. Man kann mit seinem Einkauf Statements setzen: Zu Aldi oder zum Bio-Bauern aus dem ländlichen Umland? Beim Thema Nahrungsmittel hat sich inzwischen ein Bewusstsein ausgebildet („Man ist was man isst“) und sich, zumindest in Deutschland, verbreitet. In anderen Bereichen des Konsums ist man oft weniger wählerisch. Deshalb heute auf Dataloo: Anziehsachen.
Man hat auch hier die Wahl: Ein Jäckchen von Puma kostete mich 60$ und wurde in Bangladesh (eines der ärmsten Länder der Welt) in einem Sweatshop gefertigt. Das bedeutet vermutlich für die Arbeiter dort: Miese Arbeitsbedingungen, sehr wenig Arbeitslohn, totale Unterwerfung, 18 Stunden-Tage und evtl. auch Kinderarbeit.
Das Jäckchen von American Apparel kostet 48$, wurde in Downtown Los Angeles fabriziert und ist auch noch wärmer als das von Puma. Die Arbeiter in L.A. bekommen mehr als den gesetzlichen Mindestlohn, sind über den Arbeitgeber krankenversichert (nicht gerade üblich in den USA) und werden scheinbar auch gut behandelt.
Man kann sich also auch hier entscheiden: Ich hab beides gemacht.
Gleich weit vom Glück entfernt
Kann ich mir ein Leben in San Francisco vorstellen?
Irgendwie schon, irgendwie auch nicht.
Die hausgemachten Probleme sind die gleichen: Wenn man den ganzen Tag zuhause am Rechner sitzt, vergehen die Tage genau so schnell wie in Berlin. Wenn ich draußen in der Sonne und im Leben bin, dann macht mich das sowohl hier als auch dort glücklich. Der geographische Ort ist ein Faktor im Streben nach Glückseligkeit, aber man ist wohl immer gleich weit vom Glück entfernt, egal wo man sich auf der Welt befindet.
Isis meets The Cure
Nur mal so kurz zwischendurch ein Hörbefehl: Auch noch nach Monaten (und das ist selten) liebe ich die Red Sparowes, ich kann das Debütalbum At the Soundless Dawn dauernd hören. Am liebsten natürlich während ich mit dem Fahrrad über die Golden Gate Bridge reite. Der harte instrumentale Sound liegt irgendwo zwischen Mogwai, Isis und Cure: So wie das Disintegration-Album in heavy… Möglichst laut hören den Soundteppich! Auch sehr empfehlenswert zum Arbeiten am Rechner.
Thoughts become things
Die folgende Geschichte mag merkwürdig klingen, ist aber wahr.
Obwohl meine Mitbewohnerin hier im Haus einen Garagenstellplatz hat (Die Parksituation ist noch schlimmer als am Kollwitzplatz), konnte sie mir bisher keinen Schlüssel für die Garangentür geben, da sie meinte alle Zweit- und Drittschlüssel, funktionieren nicht. Also bin ich selbst zum Hardware Store: Der erste Schlüssel ging nicht mal ins Schloss. Der Zweite („If this key won’t work I owe you a coffee“) ließ sich immerhin bis zur Hälfte versenken. Und nach dem dritten Besuch im Laden, hatte ich einen Schlüssel der endlich in den Schließzylinder passte, jedoch noch immer nicht die Tür öffnete (der Original-Schlüssel meiner Mitbewohnerin funktioniert sofort). Ich muss aber unbedingt in die Garage um mein Fahrrad dort abzustellen, denn selbst die rostigste Kietzgurke wird hier nachts auf der Straße geklaut. Da ich meinen Fähigkeiten im Öffnen von US-Türschlößern nicht so ganz traute, habe ich (nach etlichen Experimenten) gemeinsam mit Freund D. mindestens 10 Minuten versucht die Tür zu öffnen: Vergebens.
Neulich nachts kam ich, leicht angetrunken, mit dem Fahrrad nach Hause und habe schon auf dem Heimweg beschlossen, dass der Schlüssel jetzt zu funktionieren hat. Ohne Groll und verzweifelte Wut (auf den Schlüsselmacher, Türschloss und überhaupt!), sondern ganz ruhig und bestimmt habe ich mich selbst gesehen: Wie ich die Tür aufschließe und das Fahrrad reinstelle (Anstatt Rad draußen abschließen, Treppenhaus hoch, Hinterhoftreppe runter, Tür von innen öffnen, Rad rein, Treppenhaus hoch). Ich habe wirklich ernsthaft keinen Augenblick daran gezweifelt, dass ich jetzt einfach die Garagentür aufsperre. Und so war es: Direkt an die Tür gefahren, Schlüssel rein, Tür auf! Und zwar sofort: Beim ersten Versuch! Ich war nicht mal wirklich überrascht, denn ich wusste ja dass es klappt. Seither funktioniert der Schlüssel regelmäßig. Gestern Abend hab ich es D. gezeigt, er hat es mir nachgemacht und wollte mir dann fast nicht glauben, dass es sich um den gleichen Schlüssel handelt.