Jetzt ist schon wieder was passiert…

In Deutschland soll nun ein technisches System errichtet werden um bestimmte Inhalte im Internet zu sperren und die versuchten Zugriffe darauf zu protokollieren. Als Rechtfertigung für dieses System wird sehr öffentlichkeitswirksam das Thema Kinderpornographie genutzt. Welche Inhalte im Internet aber gesperrt werden sollen, bleibt dabei völlig intransparent und wird von sehr wenigen Menschen vom BKA festgelegt werden.

Ich möchte der Regierung da auch keine anderen Absichten als den Kampf gegen Kinderpornographie unterstellen. Das Problem ist dabei die technische Infrastruktur die errichtet wird: Eine Apparatur zur selektiven Zensur des Internets. Und Technologien die erst einmal da sind, werden auch verwendet werden. Das zeigen die Technologiegeschichte und der Blick über den Tellerrand. Zuerst ist es nur Kinderpornographie, dann Glücksspiel, abwegige politische Gesinnungen… Und das alles auf einer Sperrliste die geheim bleibt und nicht öffentlich kontrolliert wird?

Die Evolution der Internetzensur in Deutschland ist bestimmt nicht geplant (ich glaube da nicht an Verschwörungstheorien), wird sich aber zwangsläufig mit einem bestehenden Zensur-Apparat ergeben.

Trotz einer Petition mit mehr als 130.000 Mitzeichnern (die erfolgreichste Petition überhaupt) wurden sämtliche Expertenmeinungen (sogar Missbrauchsopfer sind gegen die Netzsperren) zu diesem Thema ignoriert und dieses populistische aber recht wirkungslose Gesetz durchgewunken. Schade eigentlich, dass man nicht auf die 130.000 Menschen gehört hat – die kennen sich im Gegensatz zu vielen Politikern auch mit dem Internet aus.

Mehr dazu:
Arbeitskreis gegen Zensur
Information on German internet censorship architecture in English

Fernweh

Ich mag dieses Bild von nomadisierenden Westentaschen-Philosophen, die durch die schäbigen Fenster eines billigen Hotels auf das Meer schielen, und nebenher Gedanken von kristalliner Reinheit auf ihren Schreibmaschinen, oder von mir aus auch Laptops, tippen. Die pure Essenz des Lebens die sich erst erfühlen lässt, wenn man sich ohne Rückzugmöglichkeit dem Augenblick an den Hals schmeißt. Die unendliche Anzahl an bereichernden Begegnungen, die vielleicht in der nächsten Bar oder auf der Straße oder wer weiss wo auf einen lauern könnten. Oder die tiefen Einsichten die sich beim meditativen Blick ins Meer wie von selbst zusammenfügen und Klarheit in ein unordentliches Weltbild bringen.

Launisch

Ja ich weiß schon: Ich wollte hier eigentlich wieder viel mehr schreiben. Allerdings ist mein Terminkalender grade mal wieder voll mit beruflichen und privaten Terminen. Irgendwie nehme ich mir grade nicht die Zeit meine launischen Beobachtungen über die Welt hier in Text zu gießen. Aber ihr wisst ja: Das wird vielleicht auch wieder anders.

Stromdetektiv entlarvt Waschmaschine im Standby

Hilfe, meine Waschmaschine hat im ausgeschalteten Zustand den Strombedarf einer Kleinstadt. Naja, also fast halt. Genau sind es 15 Watt. Das sind aber im Jahr 128 kWh und macht bei einem aktuellen Preis von 20ct für die kWh mehr als 25€ Kosten im Jahr. Wohlgemerkt nur weil der Stecker in der Dose steckt. Da leuchtet kein Lämpchen und meine Waschmaschine hat auch kein Display, Uhr oder Zeitschalter, also nichts was irgendeinen Stromverbrauch rechtfertigt. Entdeckt habe ich das nur aus Zufall, weil ich meinen Strommesser mal angeschlossen habe, um zu sehen was so ein Waschgang bei 30°C und 60°C kostet (5ct und 25ct). Das Messgerät hab ich in der Dose gelassen und es zeigt auch wenn der Schalter auf AUS steht einen Verbrauch von 15 Watt an. WTF!!!

Bisher dachte ich Standby-Verbrauch ist nur ein Thema bei Entertainment-Kram wie TV, Playstations, WLAN-Router … Aber eine Waschmaschine?! Ich besorg mir jetzt eine schaltbare Steckdose und von den gesparten 25€ im Jahr gehe ich Freitagabend fett essen.

[update]
Die Spülmaschine braucht im Standby keinen oder eine nicht messbare Menge an Strom. Mist, doch kein zusätzlicher Restaurantbesuch mehr in diesem Jahr.

Is real – Sicherheits- und Kontrollfreaks

Die Israelis sind totale Sicherheitsparanoiker. Möchte man ein Geschäft oder ein Restaurant betreten, wird die Umhängetasche nach Bomben abgefingert. Fährt man auf einen Parkplatz, öffnet man für den Mann an der Schranke den Kofferraum: Der guckt dann nach Autobomben. In der Regel ist er aber zu faul, unsere darin liegenden riesigen Rucksäcke auch nur grob zu untersuchen. An berüchtigten Orten wie der Klagemauer läuft man natürlich durch einen Metallscanner und lässt mitgeführte Taschen und Dinge durchleuchten – wie am Flughafen eben.

Apropos Flughafen: Der in Tel Aviv ist vermutlich der sicherste und nervigste Flughafen überhaupt. Bei der Anfahrt fuhr ich 1 km vor dem Flughafengebäude mit dem Auto durch einen Checkpoint und muss beantworten woher ich gerade komme („Tel Aviv“) und meinen Pass vorzeigen (1). Ich lade mein Gepäck aus und betrete das Gebäude: Fragen zum Aufenthalt („Where did you stay…?“) und Passkontrolle (2). Es wird empfohlen mindestens(!) 3 Stunden vor Abflug zum Check-In Schalter zu gehen: Völlig zu recht, die Zeit braucht man!

Beim Anstellen in die Schlange am Schalter wird der Pass kontrolliert (3). Am Ende der Schlange dann das berüchtigte große Interview mit bildhübschen, blutjungen und recht zickigen israelischen Sicherheitsbeamtinnen. Where did you go? Why did you come to Israel? Do you know anybody in Israel? Who did you meet during your stay? Eine Fragerei, die sich scheinbar auch mal auf mehrere Stunden ausdehnen kann. Der Reisepass wird hier genau analysiert (4) und es wird nachgefragt: In what year and month did you go to South Africa? What did you do there? Where are you born? Why did you go to the USA? …. Die mir zugeteilte Beamtin störte sich an meinem alten Passbild und glaubte mir nicht, dass ich das bin. Die Frage „When were you in Japan?“ beantworte ich mit „Ohh, that is long time ago…“. Ein Fehler, denn es gibt keinen Japan-Stempel in meinem Reisepass und es war eine Fangfrage. Ich werde als Lügner bezichtigt („I think you are a liar…“) und es wird Verstärkung geholt. Ich brauche etwa 10 Minuten um klarzustellen, dass ich vor 14 Jahren tatsächlich mal meine Tante in Japan besucht habe. Irgendwann lässt man mich durch.

Mein Reise- und Handgepäck wird durchleuchtet. Danach muss ich (wie übrigens alle!) zur manuellen Kontrolle meines gesamten Gepäcks. Eine junge Frau checkt noch mal meinen Pass (5) und nimmt sich 10 Minuten Zeit durch meiner stinkenden Dreckwäsche zu wühlen. Jeder Gegenstand inklusive der mit Salz aus dem toten Meer gefüllten Plastikflasche wird von ihr mit einem Filztuch abgewischt. Das Filztuch kommt dann in ein Gerät, das feststellt ob der Gegenstand irgendwann mal in Kontakt mit Sprengstoffen war. Immerhin hat diese Frau Humor, und nachdem ich vorher schon ganz schön ins Schwitzen gekommen war (die Japan-Fangfrage) kann ich hier wieder scherzen und lachen. Als ich erzähle, dass ich wegen des alten Passbilds Probleme mit ihrer Kollegin hatte, entlarvt sie diese als Anfängerin: „It is an old picture, but it is definatly you! – She is new and lacks experience“. Nach der manuellen Kontrolle darf ich dann mit meinem Pass (6) endlich einchecken. Ich beeile mich und bewege mich Richtung der Abflug-Gates. Am Eingang zur Sicherheitskontrolle muss ich meinen Pass zeigen (7) und warte dann 20 Minuten bis ich dran bin. Mein Handgepäck wird noch einmal durchleuchtet und eine andere junge Dame reibt wieder mit einem Filz-Bombentuch über Handy, Kamera, Magazin und jeden anderen Gegenstand in meiner Umhängetasche. Auch über meine Turnschuhe, Hose und das T-Shirt wird gerieben. Auch diesmal hab ich Glück und die Bombenentdeckungsmaschine piepst nicht. Nach diesem Check wird zur absoluten Sicherheit noch einmal mein Reisepass überprüft (8). Geschafft!

Ich habe noch knapp eine halbe Stunde um mich in den völlig überteuerten Duty Free Shops umzusehen und die durchgängig unattraktiven Preise zu studieren. Mit meinem Boardingpass und dem Reisepass (9) steig ich dann durch mein Gate in die Boing. Endlich! Nach 9 intensiven Passkontrollen lass ich mich dann auf das verlockende Angebot von kostenfreien alkoholischen Erfrischungsgetränken im Flugzeug ein.

Viel Lärm um Nichts

Ich hasse Klischees. Vor allem dann, wenn sie wahr werden. Dass ganz Berlin nicht nur eine Wolke, sondern auch eine ewige Baustelle ist, erlebe ich grade jeden Morgen ab 7 Uhr. Jetzt ist es nicht mehr nur die Sanierung eines Wohnhauses, sondern auch noch die Ausweitung der Gehwege. Pünktlich um 7 fangen die an, die Strasse aufzusägen. Der Geräuschpegel entspricht einer startenden Boeing gefüllt mit laufenden Benzin-Rasenmähern, Baujahr 1972. Fuck! Auch hastig eingeführte Ohrstöpsel helfen nicht: Mein Schlafpensum ist ruiniert. Jetzt sitze ich im dröhnenden Inferno und möchte Arbeiten. Auch Grün- und Schwarztee ändern nichts an meinen lähmenden Kopfschmerzen.

Am meisten ärgert mich der Grund warum hier gebohrt, gesägt und gepresslufthämmert wird: Noch breitere Gehwege?! Warum das?! Hier im Kiez sind die sowieso schon ausladend genug!!! Die klassische Berlin-Nummer: Viel Lärm (und Geld) um Nichts!

Hacker, E-Schlepper, Bauernfänger

Da ich im sensationell hippiesken mp3-Archiv von Daytrotter (alle Songs kostenlos!) gerade ein paar lässig Jam-Sessions von den Early Day Miners anhörte, wollte ich mal auf deren Internetseite nach aktuellen Tourdaten sehen.

Da ich die Adresse nicht zur Hand hatte, hab ich halt danach ge-googelt. Bei Klick auf die offizielle Seite (das erste Ergebnis) öffneten sich aber sofort aggressive Fenster und eine Seite gaukelt mir einen Virus-Scan auf meinem Rechner vor. Natürlich findet der „Antivirus 2009 Web Scanner“ auch höchstgefährliche Spyware und Trojaner auf meinem Rechner. Und egal ob ich das Fenster schließen will, „Remove All“ oder „Ignore“ drücke, wird mir eine vermutlich gefährliche Datei untergejubelt. Ich befürchte viele Internetnutzer lassen sich von den recht offiziell aussehenden Grafiken auf der Seite täuschen und führen im schlimmsten Fall die Datei auch aus. (Vorsicht: Exe-Datei nicht ausführen!)

Vorsicht Hacker

Das heimtückische an diesem Vorfall ist, dass er sich bei Klick auf eine scheinbar seriöse Band-Website ereignet, die mir von Google als Top-Ergebnis vorgeschlagen wird. Und es kommt noch härter: Tippt man die Adresse „www.earlydayminers.com“ selbst in den Browser ein, oder klickt man einen externen Link (wie diesen hier) erscheint die ganz normale Seite der Band. Die gefährliche Umleitung zum Pseudo-Virenscanner wird nur aktiv, wenn man über eine Suchmaschine wie Google oder Yahoo (technisch: http-Referrer) auf die Seite der Band kommt. Die Betreiber merken also vermutlich gar nichts vom Hack, da sie entweder ein Lesezeichen benutzen oder die Adresse von Hand eingeben. Über die anonym registrierte Domain „internet-defense2009.com“, auf die von den Hackern weitergeleitet wird, konnte ich im Netz bisher keine Informationen finden. Deshalb handelt es sich hier entweder um einen Einzelfall, oder um die Spitze eines momentan noch unbekannten Eisbergs.

Ich habe die Betreiber der Website und den Hosting Provider über das gefährliche Phänomen informiert und warte auf Reaktionen.

Nestbeschmutzung

Aufwachen gegen 7 Uhr weil die Bauarbeiter sich gegenseitig anschreien und die ersten motorbetriebenen Bauwerkzeuge rattern. Bei den momentanen Nachttemperaturen oberhalb der 20°C, lass sogar ich das Fenster offen (eigentlich bin ich sehr geräuschempfänglich und daher bleibt es sonst zu). Daher trennen mich nur ca. 50 Meter Luftlinie von den Gerüsten, an einem der letzten unsanierten Häuser in der Straße.

Aber erst wenn das letzte Dachgeschoss ausgebaut, die hundertste Weinhandlung einen günstigen Imbiss verdrängt, und die Straßen nur noch mit flotten Audi TTs und SUVs beparkt sind – erst dann werden die Zugezogenen merken, dass sie auch gleich nach München hätten ziehen können.