Sisyphosarbeit

Wenn ich mit Freunden spreche ist Arbeit oft das zentrale Thema. Viele sind arbeitslos oder hangeln sich von einem Job zum anderen. Bei denen die einen festen Job haben machen sich beinahe täglich Sorgen und Zukunftsängste breit, wie sie dem Arbeitgeber gegenüber einfachste Ansprüche vertreten sollen ohne den Kürzeren zu ziehen und wegen Nichtigkeiten gekündigt zu werden. Absteigen in den Hartz-4-Außenseitergesellschaftsbelastersumpf, gedemütig und verwaltet von einer großen Anzahl Menschen und einem Haufen Geld. Bei anderen kristallisiert sich die unangenehme Erkenntnis heraus, daß nicht einmal ein ehemals, gut bezahlter Job in exaltierter Position hilft erneut in einer Festanstellung zu finden. Die wenigstens sind zufrieden und sehen sich noch in Jahren den gleichen Job machen. Heutzutage weiß man ja nie. Früher wußte man es allerdings auch nie, aber es gab da wenigstens eine Ahnung, sowas wie Zuversicht.

Es ist schon ein Kreuz mit der Arbeit: willkommen im Arbeiten-Leben-Karussell.

Da fühlt sich für mich der Drang zur Wiederherstellung der Vollbeschäftigung falsch und völlig rückständig an. Die großen Parteien ganz vorne mit dabei drängen dort absolut umsonst hin. Ich will keine Sicherung der bestehenden Systeme und keine Wirtschaftswunderlebensart wie vor 40 Jahren, erzwungen mit all unserer (auch finanziellen) Kraft. Sicherung ist Rückschritt. Sicherung verbittert den Charakter. Ich will, daß das System unsere heutige Lebensart wiederspiegelt und unsere (baldigen) Errungenschaften nicht links liegen läßt. Keinesfalls will ich (andersum) mich dem System anpassen müssen, mich reinzwängen und drei Jobs machen, nur um der Arbeit willen mich kirre machen, weil die Kohle fließen muß. Ich will persönliches Wachstum, nicht stupide Anpassungsverstümmelung. Ich will Respekt, Vertrauen, Bestätigung.

Ist Arbeitslosigkeit wirklich eins unserer größten Problem?
Ja: solange Arbeit in ihrer momentanen Form und Empfindung nicht als Problem erkannt wird.
Ja aber: was geht denn zur Zeit? Was ist das Ziel, was ist die gesellschaftliche Errungenschaft? Alle am Arbeiten? Das höchste Gut? Ha! Nicht in Echt, oder?

Und jetzt? Freiheit von der Vollbeschäftigung? Star-Trek-Arbeit? Das Recht auf Einkommen statt das Recht auf Arbeit? Keine Angst mehr, nur noch Mut und Menschlichkeit? Den Blick nach vorne gerichtet? Hin zu den hart erarbeiteten Errungenschaften einer hoffentlich stets fortschreitenden Zivilisation? Neue Haltung? Neue Kraft? Neues Handeln? Neue Würde? Neue Zuversicht? Warum den schweren Weg gehen oder den faulen, wenn es einen einfachen gibt. Dieser schwere Weg der Vollbeschäftigung schmeckt mir zu sehr nach Sisyphosarbeit.

Ein Glück gibt es neue, andere Ansätze, Ideen, Aktionen. Ich finde die Initiative von Götz Werner, seines Zeichens Chef vom DM-Drogeriemarkt, einen Blick, einen Gedanken, ein Lächeln und ein neues CSS (wer bauts und schickts ihm?) wert. Ähnliche Ansätze (Wir sind die Wirtschaft!) findet man auch bei Timothy Speed – zumindest deshalb interessant, weils ein Altersgenosse ist, der sehr wahrscheinliche das gleiche Generationsbrainwashing hat erfahren dürfen. Und selbst Bill Clinton bringt schon Ken Wilber´s „A Theory of Everything“ mit ins Spiel wenns um zukünftige gesellschaftliche und wirtschaftliche Errungenschaften geht.

Es ist an der Zeit Arbeit den richtigen Platz zuzuweisen.

Ein Heartbreaking Werk of umwerfender Genius

Dave Eggers - Ein Heartbreaking Werk of umwerfender Genius

In meiner Offlinezeit fand ich seit langem mal wieder die Muse ein Buch zu lesen. Glücklicherweise hatte ich das herzzerreißende Werk von umwerfender Genialität von Dave Eggers zu Weihnachten geschenkt bekommen. So ungefähr nach der Hälfte kam mir die Idee die deutsche Ausgabe wegzulegen, und von nun an im englischen Original von Gefährtin T weiterzulesen. Cross-Reading also. Es ist ein tolles Buch über die Gefühlslage unserer Generation (X) – von einem Autor aus unserer Generation (X). Dave Eggers Autobiographie (Ja, es ist eine wahre Geschichte!) erinnert manchmal etwas an die Geschichten von Douglas Coupland, ist aber doch emotionaler, weniger nüchtern und lebendiger. Es ist eine Lebensgeschichte über das Erwachsenwerden, Bruderliebe, Kalifornien, Tagträume, Paranoia, Frisbee und den Tod. Manchmal traurig und rührend aber aus dem entsprechenden Blickwinkel auch immer sehr lustig – so wie das Leben eben.

Ach ja: es ist sowohl in Deutsch als auch in Englisch sehr lesenswert.

Rock´n´Roll Fucker LIVE!

RoyWilde&ElPerro:BASSY

Endlich geben die beiden Rock’n’Rollfucker ROY WILDE & EL PERRO wieder eine ihrer berstenden Undergroundtrashpopshows zum Besten!
Achtung! Diesmal nehmen sie sich den New Yorker Singer/Songwriter ZACHARY CALE für ein paar Nummern zur Seite, um Euch mit geballter Gewalt die dreckige Seele des Fuck’n’Roll vor die Füsse zu brettern!

SAMSTAG 8.APRIL AB 22UHR ->BASSY COWBOYCLUB (STADTBAHNBÖGEN 157-158 AM MONBIJOUPARK / S-BAHN HACKESCHER MARKT)

Berlin: Fußball vertreibt Frisbee Freestyle

Ups – Tageszeitungen (1, 2 ,3, 4) heute schon gelesen?

Die Fußball WM wirft ihren ersten kalten Schatten voraus: Adidas baut ne fette Arena (Stil: Mini-Olympiastadion) direkt vor den Reichstag und vertreibt damit nen ganzen Haufen Frisbee Freestyler die sich seit Jahren täglich dort zum Jammen treffen. Ist einfach eine Superlocation wegen Wind und Wiese, Ost und West.

Außerdem war bisher im Gespräch die Teilnehmer der Frisbee Freestyle WM 2006 (die vom 28.-30. Juli in Berlin zum ersten Mal überhaupt in Deutschland und zum dritten Mal überhaupt in Europa stattfinden wird) mit vor den Reichstag zum After-Event-Jammen zu nehmen. Das wird dann leider nicht mehr so stattfinden können.

Ab Sommer muß jetzt eine alternative Jamsite her – dank Ex-Bundestagspräsident Thierse.

Jack Johnson, der Prediger der Schlichtheit

Ich muss mich hier und jetzt outen: Ich stehe voll auf Jack Johnson.
J
ack ist das lebende Klischee: aufgewachsen in Hawaii ist er quasi mit dem Surfbrett geboren. Es folgt eine kurze Karriere als Profi-Surfer, die er aber bewußt abbricht um seine Lebenseinstellung „Surfen“ nicht zu einem profitorientierten Leistungssport verkommen zu lassen. Dann eine Kurzkarriere als Filmemacher (z.B. „Thicker Than Water“). Als er schließlich anfängt für seine Surf-Filme den Soundtrack selbst auf der Gitarre einzuspielen, legt er den Grundstein fur seine Plattenfirma „Brushfire Records„. Was dann kam ist legendär und muss ihn wie ein Tsunami beim Surfen erfasst haben: Platin-Alben, ausverkaufte Mega-Hallen, vier erfolgreiche Platten in schneller Abfolge: Ein Platin-Junge eben!

 Jack Johnson Arena Berlin

Entdeckt habe ich Mr. Johnson am 20.05.2004 beim Frühstück in einem dieser Cafes am Helmholtzplatz. Am Sonntag habe ich dann Jack Johnson in der Berliner Arena gesehen. Er kann es auch live! Sowohl mit Unterstützung seiner 3-koepfigen Band als auch ganz alleine mit Gitarre: Es war alles gut! Extrem beeindruckend fand ich auch die Tatsache, dass er kaum schwächeren Songs hat: Die Qualität war fast durchgängig hoch. Ein Zauberer der Einfachheit ist er mit seiner simplen Musik. Einer der alle berührt, mit seinen Lagerfeuer-Songs im Grossformat. Er deutet auf die schlichten und einfachen Dinge im Leben, zeigt das Glück welches in jedem Sandkorn und Salzwassermolekül lauern kann. Und alle die es zulassen sich auf die Sonne im Leben einzulassen, dürfen gerne mit ihm leichtfuessig durch die Welt flanieren…

Was für ein euphorisches Geschwafel für einen meiner peinlichsten Lieblingsmusiker. Gefaehrtin T steht ja zu ihrer Jack Johnson Abneigung und ist immer leicht genervt wenn im heissen Auto mal wieder der Surfer spielt.    

Angst essen Liebe auf

Immer das Gleiche: Wenn ich es dann doch mal wieder ins Theater schaffe (und das Stück auch sehenswert ist), nehme ich mir vor, ab jetzt viel öfters ins Theater zu gehen. Bis ich dann nach einem Jahr mal wieder ins Theater gehe…

Weltuntergänge
Letzte Woche sah ich das zeitgenössische Stück „Weltuntergänge“ von Marc Becker im Theater unterm Dach. Das Stück handelt von den hochmodernen Ängsten unserer Generation: Einsamkeit, Atomkrieg, Isolation, Terroranschläge, Altersarmut, Vogelgrippe, Versagensängste, Altern… Die Angst als Triebfeder des (modernen) Menschen. Es war Fragen-aufwerfend, aktivierend, inspirierend, lustig, oberflächlich, dicht, tief und auch heiter. Widersprüche sind eben nicht zwangsläufig unlösbar, sondern dürfen sich gerne auch mal gegenseitig umarmen und etwas völlig neues bilden.

Das Stück hat mich an eines der einfachsten Modelle für Taten und deren Motivation erinnert: Danach gibt es nur zwei Grundmotivationen des Menschen, und jede Aktivität ist entweder durch Angst oder durch Liebe motiviert.

ps – In Stuttgart startet Weltuntergänge am 17.März.

Moderne Schamanen

Gestern nach dem Sport hat mich mal wieder die Brand Eins begeistert.
Doch ohne mich in der Wiedergabe des Artikels „Alles funktioniert“ zu versuchen, schmeisse ich euch ein paar ausgesuchte Zitatbrocken aus dem Artikel vor die Füsse.

Über Glauben:

Menschen glauben an sehr unterschiedliche Dinge. Nur einen Glauben teilen fast alle: dass das, was sie selbst glauben, richtig ist.

Über Indianer:

„In der indianischen Tradition gilt einer, der nicht geben kann, als armer Mensch. Dagegen ist einer, der alles weggeben kann, reich.
(Dieter Scholz)

Über Komplexität:

Emergenz: Die Tendenz komplexer Systeme zur Selbstorganisation, um einen stabilen Zustand zu erreichen. Was das bedeutet, ist kaum zu ermessen oder auch nur zu begreifen. Aber man kann sich darauf verlassen.

Über Entscheidungen:

Es gebe nur Entscheidungen, und die führten irgendwo hin, vielleicht an das Ziel, das man vor Augen hatte, vielleicht woanders hin, doch ob das besser oder schlechter sei als eine andere Entscheidung oder ein anderes Ziel, sei nicht zu überprüfen. Auch nicht nachträglich, denn eine Entscheidung schließe die andere aus, und so kann man nie wissen, wie es anders gewesen wäre.
(Fritz B. Simon)

Über Kontrollfreaks:

„Wenn man etwas Komplexem ausgesetzt ist, versucht man, es zu kontrollieren. Doch umso stärker jemand versucht, ein System zu kontrollieren, das sich seiner Kontrolle widersetzt, umso stärker wächst sein Gefühl der Hilflosigkeit. Du kannst nur Kontrolle haben, indem du loslässt. Folge dem Fluss, auch wenn du nicht weißt, warum.“
(Marcus Birkenkrahe)

Über Weisheit:

„Und was man früher Magier oder Schamane genannt hat, heißt heute systemischer Berater. Das ist die Fortsetzung einer alten Tradition der Weisheit. Denn Weisheit ist nicht der Inbegriff des Wissens, sondern die Fähigkeit, Wissen und Nichtwissen in Relation zu setzen.“
(Dirk Baecker)

Hier der gesamte Artikel „Alles funktioniert“ in der letzten Ausgabe der Brand Eins (Ich krieche beim Lesen immer eine Ausgabe hinterher).

Arab Strap im Magnet Club

Arab Strap sind neben meinen Helden Mogwai eine der wichtigsten Bands aus Schottland.
Sie spielen am Montag den 13. Februar im Magnet-Club, Berlin. Da ich schon Karten habe (14€ + Vorverkauf) werde ich mit zauberhafter Begleitung ziemlich sicher dort anzutreffen sein.

Pre-Listening für unentschlossene gibt’s beim Tonspion gleich zweimal.
Und immer dran denken: Live ist Arab Strap noch gitarriger, krachiger und schrubbiger – also nicht nur auf die Bühne getragen Konservenkost!

Das Konzert war sehr angenehm, meine Begleitung J. kannte Arab Strap im Vorfeld nicht und war danach begeisterte Anhängerin.
Arab Strap Shirt - and it\'s illegal...
Und mal wieder meiner Leidenschaft für Konzert-Merchandise gefröhnt: Ich liebe bedruckte T-Shirts.