Mogwai im Postbahnhof

Nach meinem letzten Mogwai Konzert im Rahmen des Introducing Festival 2003 war klar: ich muss ab sofort an jedes Mogwai Gig das irgendwie zu erreichen ist!

Mogwai bedeuted brachial-akribische Gitarren die harmonisch lärmen, alles ständig an der Grenze zur Ohrwurmtauglichkeit für Fluglotsen ohne Ohrenschützer. Fast jeder Song basiert auf der für Mogwai typischen Bolero-artigen Flächen-Struktur: Anfangs minimalistisch-akrobatisches Gitarrengezupfe auf die dann peu-a-peu eine Schicht nach der anderen gelegt wird. Mit jeder neuen Schicht (meistens Saiteninstrumente) erlangt der Song eine neue Komplexität, die jedoch nicht willkürlich, sondern klang-akribisch und exakt im Timing auf die vorige Struktur aufgelegt wird.

Irgendwann erreicht ein Mogwai Song dann seinen Klimax: Am Komplexitäts-Pol hört man mindestens 3 Gitarren, einen Bass und das Schlagzeug, die sich zu maximaler Lautstärke addieren. Das Gesamterlebnis ist dann deutlich mehr als die Summe der einzelnen Teile. Nach dem Höhepunkt passiert erneut etwas Mogwai typisches: das Brachial-Gewitter endet nicht einfach unvermittelt (wie sonst üblich), sondern jede aufgetragene Schicht wird fein säuberlich auch wieder abgetragen.

Mogwai spielen am 24. April 2006 im Postbahnhof, Berlin.

Ich hab schon Karten (19€ + Vorverkaufsgebühr) und werde somit ziemlich sicher (erneut in zauberhafter Begeleitung) anwesend sein.

Vorsicht Nerdkram: Automatische Aktivierung eines Internet Explorer ActiveX Steuerelements

Hab mir vor ein paar Tagen ein Sicherheitsupdate für den IE 6 zugegzogen. Mit dabei war ein seit langem angekündigtes Update samt neuem Verhalten eingebetteter Inhalte wie Flash/SWF-Filme, Quicktime-Mov´s, etc. Wie kommt´s? Microsoft hatte letztes Jahr endgültig einen Patent-Rechtsstreit gegen Eolas Technolgies verloren und mußte handeln. Folge davon: wenn man mit der Maus über ein eingebundenes SWF oder was anderes Eingebettetes fährt, zeigt der Internet Explorer einen komisch gepixelten, grauen Rahmen an, verbunden mit der Aufforderung „Klicken Sie hier, um das Steuerelement zu aktivieren und zu verwenden.“

Für alle Websitenbauer da draußen – es gibt eine ganz einfache Lösungen das zu umgehen und das Steuerelement automatisch zu aktivieren. Und das geht wesentlich einfacher als von Adobe (ehemals Macromedia) und Mircosoft vorgeschlagen. Prinzip: per Javascript den entsprechenden HTML-Code auslesen und an die gleiche Stelle zurückschreiben. 2 Dinge die man dazu braucht: Erstens ein externes Javascript das die Methode beinhaltet und zweitens den zusätzliche Javascript-Funktions-Aufruf in der HTML-Datei.

> Beides kannst du als Beispiel in nem Zip runterladen und testen. Use it, improve it.

Ein Trost bleibt – spätestens mit dem Internet Explorer 7 wärs eh gekommen und mit dem Firefox wärs erst gar nicht passiert, da ist die Plugin-Technik irgendwie anders.

Alles ist verzerrt

Das ist nun alles näher als früher... Vielleicht liegt es auch an der Neubebauung

Ich bin seit gestern im Schwarzwald: da wo ich auch aufgewachsen bin. Und heute als ich mit dem Fahrrad unterwegs war, ist mir mal wieder aufgefallen, dass nicht nur Zeit relativ ist, sondern auch Entfernungen. Weit war vor 15 Jahre noch die Strecke von Zuhause zu Freund R., und der Weg ins Nachbardorf war sowieso eine Halbtagestour. Jetzt scheinen alle Entfernungen seltsam verzerrt: alle Wege sind wesentlich kürzer geworden! Liegt das nun daran, dass man nun schon etwas mehr von der Welt gesehen hat? Verzerrt die Erfahrung mit dem Makrokosmos die Dimension der Landstrassen und wohl duftenden Waldwege? Liegt es daran, dass man nun selbst Auto fährt und Flugzeuge benutzt wie früher den Linienbus? Jedenfalls liegt das hier inzwischen alles enger beisammen als früher.

Bundesliga & Champions League live dank China

Wen es auch wie Mike (1000 Dank für Tipp) gefuxt hat, daß Jens Lehmann gestern nicht live im FreeTV zu sehen war, der sollte mal kurz die Ohren spitzen: 

das hat mich gestern anfangs schon gefuxt, dass ich das zweite halbfinale nicht zuhause sehen konnte.

also hab ich was ausprobiert, was mir ein kollege mal gemailt hat.

die loesung: ein mediaplayer, der internet-streams des chinesischen (!) fernsehens anbietet.

man hat zwar probleme, unter den zahlreichen kanaelen den richtigen rauszufinden, der fussball uebertraegt, aber ich hatte glueck und hab es schnell gefunden.

die qualitaet in fullscreen auf dem tv war zwar ein wenig bescheiden, aber man konnt es echt schauen und hat sich nach einer weile dran gewoehnt.

die uebertragen uerigens auch alle BuLi-spiele jeden samstag.

das programm heisst: PPLive 1.1.0.7

das chinesische fernsehen hat die rechte an der champions league und der bundesliga gekauft und das anbieten des streams weltweit bewegt sich noch in der rechtlichen grauzone. nix zu befuerchten derzeit, dass man was illegales tun wuerde.

also, cube, dirx, download and watch!

[mikE]

Sisyphosarbeit

Wenn ich mit Freunden spreche ist Arbeit oft das zentrale Thema. Viele sind arbeitslos oder hangeln sich von einem Job zum anderen. Bei denen die einen festen Job haben machen sich beinahe täglich Sorgen und Zukunftsängste breit, wie sie dem Arbeitgeber gegenüber einfachste Ansprüche vertreten sollen ohne den Kürzeren zu ziehen und wegen Nichtigkeiten gekündigt zu werden. Absteigen in den Hartz-4-Außenseitergesellschaftsbelastersumpf, gedemütig und verwaltet von einer großen Anzahl Menschen und einem Haufen Geld. Bei anderen kristallisiert sich die unangenehme Erkenntnis heraus, daß nicht einmal ein ehemals, gut bezahlter Job in exaltierter Position hilft erneut in einer Festanstellung zu finden. Die wenigstens sind zufrieden und sehen sich noch in Jahren den gleichen Job machen. Heutzutage weiß man ja nie. Früher wußte man es allerdings auch nie, aber es gab da wenigstens eine Ahnung, sowas wie Zuversicht.

Es ist schon ein Kreuz mit der Arbeit: willkommen im Arbeiten-Leben-Karussell.

Da fühlt sich für mich der Drang zur Wiederherstellung der Vollbeschäftigung falsch und völlig rückständig an. Die großen Parteien ganz vorne mit dabei drängen dort absolut umsonst hin. Ich will keine Sicherung der bestehenden Systeme und keine Wirtschaftswunderlebensart wie vor 40 Jahren, erzwungen mit all unserer (auch finanziellen) Kraft. Sicherung ist Rückschritt. Sicherung verbittert den Charakter. Ich will, daß das System unsere heutige Lebensart wiederspiegelt und unsere (baldigen) Errungenschaften nicht links liegen läßt. Keinesfalls will ich (andersum) mich dem System anpassen müssen, mich reinzwängen und drei Jobs machen, nur um der Arbeit willen mich kirre machen, weil die Kohle fließen muß. Ich will persönliches Wachstum, nicht stupide Anpassungsverstümmelung. Ich will Respekt, Vertrauen, Bestätigung.

Ist Arbeitslosigkeit wirklich eins unserer größten Problem?
Ja: solange Arbeit in ihrer momentanen Form und Empfindung nicht als Problem erkannt wird.
Ja aber: was geht denn zur Zeit? Was ist das Ziel, was ist die gesellschaftliche Errungenschaft? Alle am Arbeiten? Das höchste Gut? Ha! Nicht in Echt, oder?

Und jetzt? Freiheit von der Vollbeschäftigung? Star-Trek-Arbeit? Das Recht auf Einkommen statt das Recht auf Arbeit? Keine Angst mehr, nur noch Mut und Menschlichkeit? Den Blick nach vorne gerichtet? Hin zu den hart erarbeiteten Errungenschaften einer hoffentlich stets fortschreitenden Zivilisation? Neue Haltung? Neue Kraft? Neues Handeln? Neue Würde? Neue Zuversicht? Warum den schweren Weg gehen oder den faulen, wenn es einen einfachen gibt. Dieser schwere Weg der Vollbeschäftigung schmeckt mir zu sehr nach Sisyphosarbeit.

Ein Glück gibt es neue, andere Ansätze, Ideen, Aktionen. Ich finde die Initiative von Götz Werner, seines Zeichens Chef vom DM-Drogeriemarkt, einen Blick, einen Gedanken, ein Lächeln und ein neues CSS (wer bauts und schickts ihm?) wert. Ähnliche Ansätze (Wir sind die Wirtschaft!) findet man auch bei Timothy Speed – zumindest deshalb interessant, weils ein Altersgenosse ist, der sehr wahrscheinliche das gleiche Generationsbrainwashing hat erfahren dürfen. Und selbst Bill Clinton bringt schon Ken Wilber´s „A Theory of Everything“ mit ins Spiel wenns um zukünftige gesellschaftliche und wirtschaftliche Errungenschaften geht.

Es ist an der Zeit Arbeit den richtigen Platz zuzuweisen.

Das Kuckucks-Ei im Keks

Hergestellt in einem Betrieb in dem auch Ei verwendet wird

Der Keks der beim Thai zum Zitronengrass-Tee gereicht wird enthält nur Weizen und Soja (genmanipuliertes Soja vermutlich). Der Vermerk „Hergestellt in einem Betrieb, in dem auch Ei verwendet wird“ sagt für mich in etwa soviel aus wie „Gesehen in einem Restaurant in dem auch gelächelt wird“ oder „Entdeckt in einer Welt in der auch gefurzt wird“. Offensichtlich bin ich nicht der Einzige der diesen Keks-Hinweis für einen modernen Haiku hält.

Hinweis: Getippt in einer Wohnung in der auch aufs Klo gegangen wird.

Ein Heartbreaking Werk of umwerfender Genius

Dave Eggers - Ein Heartbreaking Werk of umwerfender Genius

In meiner Offlinezeit fand ich seit langem mal wieder die Muse ein Buch zu lesen. Glücklicherweise hatte ich das herzzerreißende Werk von umwerfender Genialität von Dave Eggers zu Weihnachten geschenkt bekommen. So ungefähr nach der Hälfte kam mir die Idee die deutsche Ausgabe wegzulegen, und von nun an im englischen Original von Gefährtin T weiterzulesen. Cross-Reading also. Es ist ein tolles Buch über die Gefühlslage unserer Generation (X) – von einem Autor aus unserer Generation (X). Dave Eggers Autobiographie (Ja, es ist eine wahre Geschichte!) erinnert manchmal etwas an die Geschichten von Douglas Coupland, ist aber doch emotionaler, weniger nüchtern und lebendiger. Es ist eine Lebensgeschichte über das Erwachsenwerden, Bruderliebe, Kalifornien, Tagträume, Paranoia, Frisbee und den Tod. Manchmal traurig und rührend aber aus dem entsprechenden Blickwinkel auch immer sehr lustig – so wie das Leben eben.

Ach ja: es ist sowohl in Deutsch als auch in Englisch sehr lesenswert.

Street Betteling

Ich bin wieder aus meinem 2-Wochen-Offline-Exil zurück.
Es war schön. Aber hier kein Rückblick, sondern das Leben in der Gegenwart.

Hier wurde ja schon mehrfach (1, 2, 3) über den beginnenden Frühling geschrieben, aber Leute – ich sage euch, heute habe ich den ultimativen Hinweis auf den Frühling entdeckt: Die unglaublich mittelmäßigen und Bettel-aggresiven Strassenmusiker spielen sich mit ihren Standardsongs schon jetzt bei mir in Ungnade. Vereinzelt wäre das ja zu tolerieren, aber beim Arbeiten am offenen Fenster muss ich das bei der lokalen Kneipendichte in Heavy Rotation ertragen. Argh! Es gibt doch auch gute Strassenmusik.