Early Day Miners & Ter Haar

Trotz des Dauerregens schaffe ich es um 21.30 ins nbi und wundere mich über das Schild an der Kasse: „6 / 7 Euro“. Man erklärt mir, ich kann zahlen was ich für richtig halte und 6 Euro ist Pflicht. Dieses Eintrittskonzept finde ich super, entscheide mich für die Kür, bezahle 7 Euro und behaupte mir den Euro wieder zu holen, falls ich das Konzert nicht gut finde. Ich kenne die Bands natürlich nicht, wollte nur mal wieder meinem Hobby an-kleine-Konzerte-gehen frönen.Nach einem Bier geht’s los: Im gut gefüllten nbi (50-70 Leute) formieren sich 3 Teenager zaghaft zu etwas was nach Gymnasial-Band aussieht. Gitarre, Schlagzeug, Bass – das übliche, aber enthusiastisch und kompetent gespielt. Keine Ansagen, kein Gesang. Ich frage mich ob das die amerikanische Band ist. Zwei Dinge sprechen dagegen: Sie sind viel zu jung um durch Europa zu touren, die müssen eher morgen früh um 7.30 zu Mathe. Außerdem trinken sie Sprudel und Bio-Saft, während Amerikaner unter 21 auf einer Europa-Tournee natürlich nur Alkohol trinken würden. Also sind es die Berliner Ter Haar, die im Übrigen sehr nette Musik machen, die mich teilweise an Sea and Cake ohne Gesangspart erinnert. Hört es euch selber an, wenn es euch interessiert.

Nach kurzem Umbau kommen die Early Day Miners aus Indian, USA. Schon bevor es losgeht bin ich beeindruckt: 3 Gitarren, 1 Bass, Schlagzeug, extra Percussions und ein Keyboard – schaut ja fast wie Mogwai aus?! Nach einem poppigen Intro-Song bin ich dann erst mal ernüchtert. Aber dann geht das geschichtete Gitarreninferno los. Also doch Mogwai meets Godspeed You Black Emperor die gestern gemeinsam Cure gehört haben? Die Band hat schon 3 Alben veröffentlicht und die älteren scheinen nett, aber auch etwas langweilig. Die neue Album „Offshore“ aber ist genau nach meinem Geschmack, und das wird auch live in epischen Ausmaßen zelebriert – es rockt!

Hier zu sehen und hören

Den Euro habe ich später jedenfalls nicht mehr zurückverlangt sondern bin fatalerweise noch mit meiner Begleitung Scotch trinken gewesen.

Holiday For Strings, Mittwoch 10.01.007

Pontus ist der blonde Schwede der bis Anfang 2004 mit JB das legendäre Rookie (meine Lieblingspinte und zweites Wohnzimmer) im Prenzlberg schmiss. Und dieser Pontus ist über den Umweg London nun in New York gelandet und spielt mit seiner schwedischen Band Holiday For Strings am Mittwoch den 10.01.007 im Berliner Lido. Bestimmt spielen Peter Bjorn And John im Vorprogramm von den Holidays noch ihren gepfiffenen Sommerhit Young Folks.

Männer haben kein Gehirn

Die Ärzte sind cool, waren immer cool (bis auf Sahni) und werden vermutlich auch im hohen Alter noch cool bleiben. Denn die Ärzte verkörpern das kompromisslose Lustprinzip: Bedingungslos das tun, was man tun will.

Wenn ich auch inzwischen das musikalische Werk der Band nicht mehr wirklich verfolge, so war ich natürlich als Teenager auch totaler Ärzte-Anhänger. Das war damals eine zentrale Entscheidung: Entweder man Stand im Lager der Toten Hosen (= humorlos, proletarisch, dumpf, simpel, Altbier, gradlinig) oder eben bei Die Ärzte (= humorvoll, twisted, komplex, verspielt, spaßig).
Männer haben kein Gehirn

Und um den wirklich absurden Humor der Ärzte selbst zu erhören, könnt ihr euch die Liveplatte der Lesereise zum Buch „Ein überdimensionales Meerschwein frisst die Erde aufselbst runterladen. Ein grandioses Spektakel der besonders absurden Art zwischen Monty Python und Dadaismus.

>> Download „Männer haben kein Gehirn“ [mp3 im ZIP-Archiv]

Datalooliste 2006

Ich muss ja echt zugeben ich mag diesen ganzen Listen-Kram. Nicht weil ich irgendwelche Rankings wie „Die wichtigsten 100 Deutschen“, „Introcharts“ oder „Nerdcore Best-of-2006“ wirklich Ernst nehmen würde, aber sie rocken einfach!
Und noch lieber als solche Listen zu lesen, bastle ich meine eigene.

Album:
Peter Licht – Lieder vom Ende des Kapitalismus
Kooks – Inside In/Inside Out
Isis – In Absence of Truth

Film:
Departed
Mysterious Skin (Leider nicht Kino sondern nur DVD Premiere)

Livekonzert:
Peter Licht am Intro Intim
Ricoloop in der Möbelfabrik (Ricoloop Video)
Von Spar am Summerize Festival 2006

Und jetzt seid IHR dran:
Eure persönlichen Album/Film/Livekonzert Listen bitte in die Kommentare — LOS jetzt sofort!

Sensation: Foto von Peter Licht

Peter Licht FotoYeah! Es gibt ihn also tatsächlich in Echt: Ich habe gestern Nacht Peter Licht gesehen und ein aussagekräftiges und deutliches Foto mit einer Profikamera von ihm geschossen. Beim dritten Versuch hat es endlich geklappt (im Rahmen des Intro wird intim 15 Jahre alt) und Peter Licht hat auch alle meine Erwartungen mehr als erfüllt: eines der besten Konzerte des Jahres, wenn auch „die Bühnenshow nur ein Begleitprogramm zum Merchandise-Stand ist“ (O-Ton Peter Licht).

Hat Peter Licht psychosomatische Leiden?

Nachdem Peter Licht schon diesen Sommer nicht zur Motor-Party auf der Insel der Jugend kam, wollte ich ihn gestern dann endlich mal live sehen. Doch auch dieses Mal kommt Peter nicht wie mit allen Fans vereinbart zum Konzert, sondern bleibt in seinem Kölner Geheimversteck. Während es im Sommer noch „familiäre Gründe“ waren, sind nun „gesundheitliche“ Faktoren der Grund für das Fernbleiben des Headliners.

Peter Licht SymbolabbildungIch bin ja totaler Fan seines neuen Albums „Lieder vom Ende des Kapitalismus“ und habe mit seinem deutschen Liedgut sogar die Westküste der USA penetriert. Peter Licht legen die meisten ja aufgrund seines Sommerhits „Sonnendeck“ im dadaistischen Spaßbereich ab, die neue Platte aber geht tiefer ins privat-politische und macht trotzdem noch viel Spaß. Noch besser sind nur seine Videos, die wie bei Heiterkeit mit einer sensationellen Stop-Motion-Kamera von Oben aufgenommen sind, oder bei Wettentspannen mit außergewöhnlichen Ideen daherkommen.

Da Peter Licht (siehe nebenstehende Symbolabbildung) ja in der Vergangenheit durch eine ausgeprägte Medienscheu (Keine Interviews, Keine Fotos) und Schüchternheit (Er ließ sich in seinen alten Videos von einem Bürostuhl vertreten) aufgefallen ist, frage ich mich, ob genau diese Wesenszüge jetzt bei echten Live-Konzerten dazu führen könnten, dass er wirklich krank wird oder familiäre Probleme bekommt. Immerhin rettete die (hier schon oft zitierte) Barbara Morgenstern und das konzeptionell interessante und musikalisch sehr energetische Projekt Station 17 den Abend. Danke.

Ist das noch populär?

Gespickt mit positiven Überraschungen war das Summerize Festival 2006 in der Kulturbrauerei Berlin. Mit nur halbstündiger Verspätung war Masha Qrella für einen gitarrigen Auftakt verantwortlich der dann von den Beautiful New Born Children in krachige 2-Minutenstücke im Stile der (ganz) frühen Pixies überführt wurden. Schneider TM war dann etwas langatmiger, nicht wirklich prickelnd aber doch auch ganz nett. Ach Herrje: Dazwischen haben ja noch die Fotos (Bandname ist recht googlesicher) mit deutschem Liedgut gerockt und sich angehört wie die blutjunge Hamburger Schule. Das Highlight war dann Von Spar die live ganz unerwartet anders waren als auf ihrer sensationellen Platte „Die uneingeschränkte Freiheit der privaten Initiative“: Die klangen bei ihrem 15 Minuten Bombast-Intro nämlich eher wie Mogwai mit Punk-Sänger – Sehr fein! Die erste Zugabe war dann auch gleich der Hit „Ist das noch populär?“. Da muss man natürlich direkt vor die Bühne und tanzen! 

Summerize 2006 - Fake Foto
Durch die zahlreich getrunkenen niedrig- (Bier) und hochprozentigen Getränke (Whiskey) ist dann aus meinem Tanz so was wie semi-unkontrollierter Pogo geworden der den Unmut eines Punk-Mädels auf sich zog. Die Irokesen-Haarpracht wollte mich mehrfach(!) zurechtweisen, dass ich hier (also direkt vor der Bühne) nicht so tanzen soll?! Was ist mit der Punkbewegung passiert? Die bewegt sich nur noch im Wiegeschritt?

Isis meets The Cure

Nur mal so kurz zwischendurch ein Hörbefehl: Auch noch nach Monaten (und das ist selten) liebe ich die Red Sparowes, ich kann das Debütalbum At the Soundless Dawn dauernd hören. Am liebsten natürlich während ich mit dem Fahrrad über die Golden Gate Bridge reite. Der harte instrumentale Sound liegt irgendwo zwischen Mogwai, Isis und Cure: So wie das Disintegration-Album in heavy… Möglichst laut hören den Soundteppich! Auch sehr empfehlenswert zum Arbeiten am Rechner.