Guter Kauf, Schlechter Kauf

In unserer kapitalistischen Welt hat man als Konsument Macht. Immer wieder gerne genutztes Beispiel: Die Brent Spar Nummer von Shell und der folgende weltweite Verbraucher-Boykott. Man kann mit seinem Einkauf Statements setzen: Zu Aldi oder zum Bio-Bauern aus dem ländlichen Umland? Beim Thema Nahrungsmittel hat sich inzwischen ein Bewusstsein ausgebildet („Man ist was man isst“) und sich, zumindest in Deutschland, verbreitet. In anderen Bereichen des Konsums ist man oft weniger wählerisch. Deshalb heute auf Dataloo: Anziehsachen

Guter Kauf, Schlechter Kauf

Man hat auch hier die Wahl: Ein Jäckchen von Puma kostete mich 60$ und wurde in Bangladesh (eines der ärmsten Länder der Welt) in einem Sweatshop gefertigt. Das bedeutet vermutlich für die Arbeiter dort: Miese Arbeitsbedingungen, sehr wenig Arbeitslohn, totale Unterwerfung, 18 Stunden-Tage und evtl. auch Kinderarbeit.
Das Jäckchen von American Apparel kostet 48$, wurde in Downtown Los Angeles fabriziert und ist auch noch wärmer als das von Puma. Die Arbeiter in L.A. bekommen mehr als den gesetzlichen Mindestlohn, sind über den Arbeitgeber krankenversichert (nicht gerade üblich in den USA) und werden scheinbar auch gut behandelt.

Man kann sich also auch hier entscheiden: Ich hab beides gemacht.

Gleich weit vom Glück entfernt

Kann ich mir ein Leben in San Francisco vorstellen?
Irgendwie schon, irgendwie auch nicht.
Die hausgemachten Probleme sind die gleichen: Wenn man den ganzen Tag zuhause am Rechner sitzt, vergehen die Tage genau so schnell wie in Berlin. Wenn ich draußen in der Sonne und im Leben bin, dann macht mich das sowohl hier als auch dort glücklich. Der geographische Ort ist ein Faktor im Streben nach Glückseligkeit, aber man ist wohl immer gleich weit vom Glück entfernt, egal wo man sich auf der Welt befindet.

Thoughts become things

Die folgende Geschichte mag merkwürdig klingen, ist aber wahr.

Obwohl meine Mitbewohnerin hier im Haus einen Garagenstellplatz hat (Die Parksituation ist noch schlimmer als am Kollwitzplatz), konnte sie mir bisher keinen Schlüssel für die Garangentür geben, da sie meinte alle Zweit- und Drittschlüssel, funktionieren nicht. Also bin ich selbst zum Hardware Store: Der erste Schlüssel ging nicht mal ins Schloss. Der Zweite („If this key won’t work I owe you a coffee“) ließ sich immerhin bis zur Hälfte versenken. Und nach dem dritten Besuch im Laden, hatte ich einen Schlüssel der endlich in den Schließzylinder passte, jedoch noch immer nicht die Tür öffnete (der Original-Schlüssel meiner Mitbewohnerin funktioniert sofort). Ich muss aber unbedingt in die Garage um mein Fahrrad dort abzustellen, denn selbst die rostigste Kietzgurke wird hier nachts auf der Straße geklaut. Da ich meinen Fähigkeiten im Öffnen von US-Türschlößern nicht so ganz traute, habe ich (nach etlichen Experimenten) gemeinsam mit Freund D. mindestens 10 Minuten versucht die Tür zu öffnen: Vergebens.

Neulich nachts kam ich, leicht angetrunken, mit dem Fahrrad nach Hause und habe schon auf dem Heimweg beschlossen, dass der Schlüssel jetzt zu funktionieren hat. Ohne Groll und verzweifelte Wut (auf den Schlüsselmacher, Türschloss und überhaupt!), sondern ganz ruhig und bestimmt habe ich mich selbst gesehen: Wie ich die Tür aufschließe und das Fahrrad reinstelle (Anstatt Rad draußen abschließen, Treppenhaus hoch, Hinterhoftreppe runter, Tür von innen öffnen, Rad rein, Treppenhaus hoch). Ich habe wirklich ernsthaft keinen Augenblick daran gezweifelt, dass ich jetzt einfach die Garagentür aufsperre. Und so war es: Direkt an die Tür gefahren, Schlüssel rein, Tür auf! Und zwar sofort: Beim ersten Versuch! Ich war nicht mal wirklich überrascht, denn ich wusste ja dass es klappt. Seither funktioniert der Schlüssel regelmäßig. Gestern Abend hab ich es D. gezeigt, er hat es mir nachgemacht und wollte mir dann fast nicht glauben, dass es sich um den gleichen Schlüssel handelt.

Handy heisst jetzt Cell, sonst ändert sich Nichts

Ursprünglich wollte ich hier kein Handy nutzen – so wie früher: ohne ständig erreichbar zu sein. Aber es ist auch sehr mühsam ein funktionierendes Pay-Phone (viele sind kaputt) zu finden. Nun habe ich mich doch von meinen SF-Freunden breitschlagen lassen und eine lokale Pre-Paid Karte für mein deutsches Mobiltelefon gekauft. Ganz patriotisch natürlich bei T-Mobile.

Macht’s gut und danke für den Fisch

Zwei Delfine am Baker Beach - Sehr Nahe am Strand!

Wer hat keine stereotypen Vorstellungen vom sonnigen Kalifornien: Sonne, Cabriolets, Meer, surfen, Frisbee am Strand werfen und mit Delfinen schwimmen.Und genau das durfte ich in den letzten Tagen hier erleben: Nachdem ich mit dem Miet-Cabrio in der Sonne umhergefahren bin, habe ich Frisbee am Baker Beach gespielt. Gesurft wird, sobald wieder etwas mehr Welle hier ankommt. Und was die Delfine angeht: Ich hing zwar nicht an deren Flosse, aber ich war ihnen im (sehr, sehr kalten) Wasser schon ziemlich nahe. Leider hat es heute mal locker 13 Grad abgekühlt, Nebel rollt rein und es stürmt wieder heftig: Macht keinen Spass

SF by Bike

Mein Fahrrad!Heute zum ersten Mal eine etwas größere Fahrradtour mit meinem Fahrrad unternommen und mich sofort aufs Neue in die Stadt verliebt.

Durch den riesigen, fast 5 Quadratkilometer großen, Golden Gate Park zum Pazifik (Ocean Beach), via Cliffhouse über Outer Richmond zurück zu Haight. Mit dem Fahrrad sieht man alles noch mal mit neuen Augen und es tut mir gut auch endlich mal wieder etwas Sport zu treiben.
>>> Neue Bilder!

Nerdinfo: Bei zufälligen Stops habe ich in 2 von 3 Fällen mit meinem PDA/Handy ein offenes WLAN gefunden und meine Mail gecheckt. Pro Test waren zwischen 3-10 Netzwerke zu empfangen, und bald baut Google die versprochene kostenlose WLAN-Infrastruktur für ganz San Francisco. Hintergund der „Wohltätigkeitsaktion“ ist natürlich der Feldtest neuer lokaler Werbeformate.

Live Music Overdose

Ich war in den letzten Tagen auf so vielen Live-Konzerten, dass man hier schon scherzt ich soll doch gleich im Bottom of the Hill einziehen oder zumindest dort nach einem Job anfragen. Angefangen hat es mit einem Live-Gig der Liars (In Berlin ansässige New Yorker) bei dem ich noch ziemlich verschnupft und kränklich war.
Fazit: Simples aber effektives Setup im Sinne des Albumtitels „Drums not Dead“.

Ein paar Tage später gab es ein Beatbox Festival bei dem die West- und Ostküste (Gäste aus New York) zeigte was sie alles mit dem Mund und einem Mikro machen können. Höhepunkt des Abends war Kid Beyond: ein Live-Looper der seine extremen Beatbox Loops live übereinander legt – im Gegensatz zu Ricoloop benutzt Kid Beyond keine Instrumente, sondern nur seinen Mund.
Fazit: 3 Stunden Beatbox von unbeeindruckend bis atemberaubend.

Dann spielte Barbara Morgenstern mit den Mountain Goats gleich zwei Abende im restlos ausverkauften Bottom of the Hill. Auch ganz ohne Band schaffte es Barbara das US-Publikum mit ihren deutschen Texten und spontanen Einlagen zu fesseln. Beim Titelsong ihres neuen Albums „The Grass is always greener“ gab es natürlich Extra-Jubel bei der Textzeile „Ich bin in San Francisco“, ein Song den sie tatsächlich hier in der Stadt geschrieben hat.
Fazit: Groß, ganz ganz groß! – an beiden Abenden.

Direkt im Anschluss an die beiden Morgenstern-Konzerte spielte am Mittwoch die lokale Band Scrabbel die sich anhört wie eine Mischung aus Belle and Sebastian und den Lemonheads. Im Vorprogramm gab es weiterhin die witzigen Spain Colored Orange mit Pauken und Trompeten aus Texas und die wundervollen Seventeen Evergreen aus San Francisco mit ihrem Sound zwischen den Flaming Lips und Mogwai.
Fazit: Zweimal Gut und einmal Sehr Gut (Seventeen Evergreen).