Alles ist verzerrt

Das ist nun alles näher als früher... Vielleicht liegt es auch an der Neubebauung

Ich bin seit gestern im Schwarzwald: da wo ich auch aufgewachsen bin. Und heute als ich mit dem Fahrrad unterwegs war, ist mir mal wieder aufgefallen, dass nicht nur Zeit relativ ist, sondern auch Entfernungen. Weit war vor 15 Jahre noch die Strecke von Zuhause zu Freund R., und der Weg ins Nachbardorf war sowieso eine Halbtagestour. Jetzt scheinen alle Entfernungen seltsam verzerrt: alle Wege sind wesentlich kürzer geworden! Liegt das nun daran, dass man nun schon etwas mehr von der Welt gesehen hat? Verzerrt die Erfahrung mit dem Makrokosmos die Dimension der Landstrassen und wohl duftenden Waldwege? Liegt es daran, dass man nun selbst Auto fährt und Flugzeuge benutzt wie früher den Linienbus? Jedenfalls liegt das hier inzwischen alles enger beisammen als früher.

Street Betteling

Ich bin wieder aus meinem 2-Wochen-Offline-Exil zurück.
Es war schön. Aber hier kein Rückblick, sondern das Leben in der Gegenwart.

Hier wurde ja schon mehrfach (1, 2, 3) über den beginnenden Frühling geschrieben, aber Leute – ich sage euch, heute habe ich den ultimativen Hinweis auf den Frühling entdeckt: Die unglaublich mittelmäßigen und Bettel-aggresiven Strassenmusiker spielen sich mit ihren Standardsongs schon jetzt bei mir in Ungnade. Vereinzelt wäre das ja zu tolerieren, aber beim Arbeiten am offenen Fenster muss ich das bei der lokalen Kneipendichte in Heavy Rotation ertragen. Argh! Es gibt doch auch gute Strassenmusik.

Berlin erwacht aus dem Winterschlaf

14 Uhr rund um den Helmholtzplatz: Die Cafe-Tische auf der Strasse sind belegt von amerikanischen Dauer-Touristen die rauchend über ihrer Berlin-Erlebnisse diskutieren. Zwischendrin Prenzlberg-Hipster mit dunklen Sonnenbrillen und auch die ersten Strassenmusiker die sich von Cafe zu Restaurant schlängeln. Nach den zurückliegenden dunklen Monaten trägt man die Mundwinkel wieder nach oben.

Jack Johnson, der Prediger der Schlichtheit

Ich muss mich hier und jetzt outen: Ich stehe voll auf Jack Johnson.
J
ack ist das lebende Klischee: aufgewachsen in Hawaii ist er quasi mit dem Surfbrett geboren. Es folgt eine kurze Karriere als Profi-Surfer, die er aber bewußt abbricht um seine Lebenseinstellung „Surfen“ nicht zu einem profitorientierten Leistungssport verkommen zu lassen. Dann eine Kurzkarriere als Filmemacher (z.B. „Thicker Than Water“). Als er schließlich anfängt für seine Surf-Filme den Soundtrack selbst auf der Gitarre einzuspielen, legt er den Grundstein fur seine Plattenfirma „Brushfire Records„. Was dann kam ist legendär und muss ihn wie ein Tsunami beim Surfen erfasst haben: Platin-Alben, ausverkaufte Mega-Hallen, vier erfolgreiche Platten in schneller Abfolge: Ein Platin-Junge eben!

 Jack Johnson Arena Berlin

Entdeckt habe ich Mr. Johnson am 20.05.2004 beim Frühstück in einem dieser Cafes am Helmholtzplatz. Am Sonntag habe ich dann Jack Johnson in der Berliner Arena gesehen. Er kann es auch live! Sowohl mit Unterstützung seiner 3-koepfigen Band als auch ganz alleine mit Gitarre: Es war alles gut! Extrem beeindruckend fand ich auch die Tatsache, dass er kaum schwächeren Songs hat: Die Qualität war fast durchgängig hoch. Ein Zauberer der Einfachheit ist er mit seiner simplen Musik. Einer der alle berührt, mit seinen Lagerfeuer-Songs im Grossformat. Er deutet auf die schlichten und einfachen Dinge im Leben, zeigt das Glück welches in jedem Sandkorn und Salzwassermolekül lauern kann. Und alle die es zulassen sich auf die Sonne im Leben einzulassen, dürfen gerne mit ihm leichtfuessig durch die Welt flanieren…

Was für ein euphorisches Geschwafel für einen meiner peinlichsten Lieblingsmusiker. Gefaehrtin T steht ja zu ihrer Jack Johnson Abneigung und ist immer leicht genervt wenn im heissen Auto mal wieder der Surfer spielt.    

Helles is the new Tannenzäpfle

Becks hat ja lange den gesamten Berliner Biermakrt beherrscht: Da war es Ende der 90er keine Frage welches Bier man in irgendeinem muffigen Keller in die Hand gedrückt bekam (Becks Gold war ja noch nicht erfunden). Seit etwa 5 Jahren hat sich Rothaus mit der Hauptstadt einen neuen Absatzmarkt fürs Tannenzäpfle erobert: Anfangs nur in hippen Bars und Clubs, inzwischen grinst die „Biergit“ vom Tannenzäpfle einen von jedem schäbigen Kiosk an. Natürlich gibt es nur Tannenzäpfle, die großen im Schwarzwald gern getrunkenen 0,5er Flaschen (Pils, Märzen oder Dunkles Hefeweizen) kennt hier absolut niemand. Seit ein paar Jahren ist ein neuer Aufsteiger auf der Theke erschienen: Staropramen, das süffige Bier aus Prag, welches man immer öfters auch in kleinen Club-tauglichen 0,33-Flaschen (mehr Umsatz!) in die Hand gedrückt bekommt. Aber der wahre Newcomer unter den Bieren der Hauptstadt ist ein anderes, eines aus dem tiefsten Bayern, weit entfernt von den herben Nord-Bieren wie Jever oder Holsten: Augustiner Helles! Angefangen hat es in kleinen Heimatbars wie dem Alois S, dann ist es übergesprungen auf diverse Getränkemärkte, Kioske und Spätkauf-Buden. Als ich gestern im Hebbel-Theater das Premierepublikum mit den weiss-grünen Flaschen gesehen habe, war es klar: Augustiner Helles is the new Tannenzäpfle!

Bierentwicklung in Berlin

Für alle Bier-Spekulanten, Kneipenbetreiber, Trendscouts, Suffköppe und Dataloo Leser zeigt mein Schaubild die exakte Entwicklung des Berliner Biermarktes von 1998 bis 2010 (Prognose). Natürlich aus top-seriösen Quellen wie meinen Träumen, Kugelschreiberskizzen auf Bierdeckeln und göttlicher Eingebung. Prost.

Spuren des Alters

Scheisse, wo steht denn jetzt das Auto?

Eine Frage dich ich in meinen Zwanzigern nicht kannte: Da bin ich ohne nachzudenken (unbewusste Kompetenz) einfach in die richtige Seitenstrasse gelaufen und haben den Ford Fiasco aufgeschlossen. Inzwischen suche ich öfters erfolglos erst mal 10 Minuten nach dem Auto (bewusste Inkompetenz). Ich rede mir aber gerne ein, dass es an meinen wenigen Autobewegungen liegt (grade im Winter) – wäre ’ne Möglichkeit…