Unterwegs mit der Bahn

Über die Bahn zu lästern ist einfach: Verspätungen, überteuert und organisatorisches Bilderbuch-Chaos. Um es vorweg zu nehmen: Ich bin sowieso schon absoluter Bahnhasser und ziehe es vor, Mittel- bis Langstrecken mit den klimaunfreundlichen Billigflieger zurückzulegen. Jetzt musste ich allerdings aus familiären Gründen kurzfristig eine Fahrt in die alte Heimat buchen und die Flieger waren schon bei Spitzenpreisen. Sonntagmittag am Berliner Hauptbahnhof schon ausufernde Menschenmassen die ein zügiges Vorankommen im Keime ersticken. Ist das Gebäude aufgrund von diversen Sturmschäden jetzt schon im Sightseeing-Programm der Wochenendtouristen? Und ich habe Glück: Der erste Kartenautomat funktioniert und druckt mir meine vorläufige Bahncard25 aus. Die Bahncard war für mich bisher Ausdruck der Kleinbürgerlichkeit und lag in der Nähe von Campingplätzen, Gartenzwergen und Tchibo-Snowboardjacken (hab ich selbst eine). Der Zug kommt tatsächlich pünktlich. Allerdings ist die Reihenfolge der Wagen heute ausnahmsweise invertiert, was 5 Minuten vor Zugeinfahrt über die Lautsprecher verkündet wird. Sofortiges Chaos: Panische Großmütter kämpfen sich mit ihren Rollkoffern von Abschnitt „G“ zu „A“, also über den gesamten Bahnsteig. Natürlich versuchen die von Abschnitt „A“ zu ihrem reservierten Platz auf Abschnitt „G“ zu sprinten. Ich versuche ruhig zu bleiben und meinen Kater zu ignorieren.

Im Wagen angekommen entdecke ich, dass sich meine Platz-Reservierung entgegen meinen Wünschen im Raucherabteil befindet. Hier sitzen Susi, Maik und Ben wenn sie grade mal nicht in den Nachmittags-Talkshows sind: German White Trash. Außerdem ein kettenrauchendes Elternpaar das wie 50 aussieht, aufgrund ihres 5-jährigen leicht mutierten Sohnes allerdings wohl eher Anfang 30 ist. Sat1 und RTL hätten hier sicherlich eine hohe Erfolgsquote beim Rekrutieren von Talkshow-Kandidaten zum Thema „Inzucht schändete unser Kind“ oder „6 Aus 49 – Wer ist wohl der Vater?“. Ich bin total sauer weil ich keine Steckdosen finde um mein Laptop zu versorgen, denn das sollte doch der Vorteil der Bahnfahrt sein: 8 Stunden Arbeit, Spiel und Spaß mit dem Computer.

Diesen Text habe ich mit Akkustrom geschrieben, bis mir gerade der Schaffner erklärte wo die Steckdosen an jedem(!) Platz zu finden sind. Bahnfahren ist gar nicht so schlecht.

Frühblüher Allergieschock

Nachdem mein Immunsystem in der letzten Woche auf 1800 – 3500 Metern Meereshöhe (Saas Fee) nur mit Kälte, geringer Luftfeuchtigkeit und erhöhter Alkoholzufuhr zu tun hatte, werden jetzt, zurück in Berlin, die Pollen der Frühblüher (Esche, Erle…) zum Feinbild stilisiert. Die Pollenkörner sind ja an sich völlig harmlos, werden aber von meinem Körper als Angriff der Vogelgrippe fehlinterpretiert: Kopf in wummernder Watte, tränende Augen und unerwartete Niesanfälle.

Da hilft nur Nasendusche mit Meersalz, Körperdusche mit Seife und Haardusche mit Biershampoo – Am Besten morgens und abends.

Reisebekanntschaften

Wenn man mit Flugzeug, Bus und Bahn unterwegs ist, dann begegnen einem die unterschiedlichsten Zeitgenossen.

Gestern bei Easyjet ganz hinten den Fensterplatz belegt und mich gefreut, dass rechts neben mir nur noch eine junge Schweizerin auf dem Gangplatz sitzt. Kurz vor Abflug kommt ein hoch-kommunikativer Mann (Mitte 40) den Gang entlang, und kündigt lautstark an wie viel Glück wir doch hätten, denn er würde sich zwischen uns setzen. Ich ziehe mich unter meine Koss-Kopfhörer zu Bloc Party zurück (laut!). Da kommt der Ellenbogen und er fragt mich ob ich auch gute Musik hören würde – Aber ja doch! Ab jetzt zeigt der Mensch sich als hyperaktiver Pausenclown: Er bestellt lautstark Kaffee, Wasser, Weißwein und irgendwelche Snacks während er die Schweizerin in wirre Diskussionen über (Schweizer) Dialekt, Astrologische Beratung und Homöopathie verwickelt. Als ich nach einem Powernapp aufwache ist mein Tablett ausgeklappt und mehrere randvoll gefüllte Becher vom Pausenclown stehen drauf. Nachdem er von der Toilette zurückkommt, komme ich nicht mal dazu nachzufragen was das soll: „Ich habe den Kaffee nicht vertragen, Verdauungsprobleme!“ schleudert er mir zuviel Information entgegen. Eine umständliche Hinsetz-Aktion mit zahlreichen Taschen, Bechern, Magazinen und sonstigem Kram folgt. Hey ich bin müde und will einfach nur meine Ruhe!

Nachdem ich den Pausenclown stoisch ertragen habe und das Gepäck vom Band gefischt ist, schlendere ich zur S-Bahn um mein Schicksal der BVG anzuvertrauen. Auf dem Weg spricht mich jemand mit „Are you from Berlin?“ an, und es zeigt sich, dass wir beiden den Alexanderplatz als gemeinsames Ziel haben. Edward kommt aus Neuseeland, ist Schlagzeuger einer Band mit der er gerade in Europa spielt und ein angenehmer Gesprächspartner mit gutem Musikgeschmack. Man unterhält sich über das Leben in unterschiedlichen Städten (London, Sydney, Berlin, Paris), über Musik (Die CD mit seiner Musik muss ich mir dann auch mal anhören) und Konzerte und überbrückt so die fast 2 Stunden Fahrzeit mit 3-maligem Umsteigen (Danke BVG!). Wenn die Gefährtin nicht zu Hause gewartet hätte, dann wäre ich eventuell noch mit Ihm und weiteren 5 WeltenbummlerInnen (die Ihn am Alexanderplatz erwarteten) ein „local beer“ (kein Becks!) trinken gegangen. So fand die lange Reise (Elektroauto, Auto, Flugzeug, S-Bahn, U-Bahn) dann aber mit der Süßen im heimeligen Wohnzimmer ein angenehmes Ende.

Mundwinkel drehen von unten nach oben

Dieses Jahr schon 10 Tage früher als im letzten Jahr: In Berlin trägt man die Mundwinkel wieder nach oben – der Frühling ist da.
Und die bei der konzentrierten Arbeit wirklich extrem störenden Straßenmusikanten sind auch schon wieder auf ihren Wir-nerven-Mac-Touren.

Spamschlucken

Warum immer das tun was alle tun?

Spamhereinfallen, Spamerkennen, Spamfiltern, Spamhassen, Spamverschieben, Spamlöschen, Spamvermeiden …

Spamschlucker aka stephan@spamschlucker.org will das nicht. Er will Spam sammeln so viel und so schnell wie´s nur geht. Dabei gewinnt er lustige Einblicke in die düsterdreckigen Ecken des Spamgeschäfts – ein herzliches Willkommen auf den Kaffeefahrten der Neuzeit.

Wünschen wir ihm viel Erfolg bei seinem heeren Ziel eine halbe Mille Spammails im Jahr 2007 für uns zu schlucken und hoffen, daß seiner Emailadresse kein Spamaufmerksamkeitsdefizit widerfährt und die Googleanzeigen prima konvertieren…

Hundebesitzerzwischenfall

Heute morgen wieder einer dieser Zwischenfälle: ich laufe die Wörtherstrasse entlang, da kackt doch tatsächlich ein Hund direkt vor meinen Augen und denen des älteren Hundebesitzers hin. Ich konnte mich natürlich nicht mit einem Kommentar zurückhalten, hab dabei aber völlig übersehen, daß der Hundebesitzer bereits nach einer Plastiktüte in der Hosentasche kruschtelte. Und das nach meinem Kommentar auch noch mit hochrotem Kopf, bei dem man sich offensichtlich Sorgen um seine Gesundheit und dann auch um meine machen mußte. Da blieb mir nichts anderes übrig als mich – inzwischen ebenfalls mit rotem Kopf – zu entschuldigen, was ich hier an dieser Stelle ebenfalls nochmals nachdrücklich wiederholen möchte:

Entschuldigung, Herr Hundebesitzer, tut mir leid Sie von vorneherein falsch des „Maldenhundeinfachhinkackenundliegenlassens“ verdächtigt zu haben. Sie sind wirklich ein Vorbild für andere Hundebesitzer und darüberhinaus echt mutig, weil die Kacke ihres Hundes extrem weichwarmflüssig aussah – bestimmt kein Leckerbissen das wieder einzusammeln soweit ich das erkennen konnte.

Ich gelobe also hiermit Falschverdächtigungsbesserung und hoffe die vielen anderen Hundebesitzer tuns ihm gleich mit dem Plastiktütenkruschteln.