Is real – Begegnung mit dem Sabbat

Der jüdische Shabbat beginnt am Freitagabend bei Sonnenuntergang und endet am Samstagabend. Genau genommen beginnt er, wenn mindestens 3 Sterne zu sehen sind – Bewölkter Himmel ist im gelobten Land wohl nicht eingeplant. Am Shabbat wird nicht gearbeitet. Es fahren keine Busse und Bahnen. Bars, Restaurants, Cafes und Geschäfte bleiben geschlossen. Sogar das Betätigen von elektrischen Geräten sowie das An- und Ausschalten von Lampen wird als Arbeit angesehen, und ist am Shabbat nicht erlaubt. Deshalb laufen die Fahrstühle an diesem Tag im „Shabbat-Modus“: Sie fahren vollautomatisch hoch und runter und öffnen die Türen auf jedem Stockwerk damit keiner einen Knopf betätigen muss.

Als wir freitags in Jerusalem unseren Mietwagen direkt am Jaffa Gate der Altstadt parkten, fragte ich einen Passanten nach der Legitimität. Die Antwort war: “Usually it’s not okay to park here, but it’s shabatt, the police won’t give you a ticket” – So wars dann auch! Die Polizei arbeitet am Shabatt eben auch nicht. Wir haben keine Strafzettel bekommen und den Wagen erst wieder Samstagabend wegbewegt. Eigentlich eine schöner Brauch: In unserer 24-Stunden-Gesellschaft einfach mal sämtliche Aktivitäten für einen ganzen Tag runterzufahren.

Is real – Sozialpädagogen mit Sturmgewehr

Bei der Wanderung im Nationalpark von Ein Gedi überholte ich eine ganze Horde israelischer Schüler. Der begleitende Lehrer sah aus wie ein junger Sozialpädagogikstudent im 5ten Semester: Lange Haare zum Zopf gebunden und ein nettes und weiches Gesicht. Er wirkte leicht genervt, was ich auf die wuselnden und kreischenden Kinder zurückführte.

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Dann erst bemerkte ich das Sturmgewehr an seiner Schulter! Mit einem sichtlichen Unbehagen musste er beim Erklimmen der Höhenmeter, nach allen paar Schritten, den Gewehrgurt wieder neu festzurren. In der entspannten Atmosphäre des Nationalparks irgendwie bizarr…

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Is real – Gesprengte Desserts in Israel

Das bezaubernde Künstlerpaar (Danke für den Kontakt, Marion!) erzählt uns beim israelischen Frühstück in ihrer Wohnung von den Anfängen ihrer Malerei. Damals bestellten sie teure und aufwändige Desserts um diese dann auf großer Leinwand in Öl zu malen. Eine Auftragsarbeit für ein Cafe in Tel Aviv. Als die Bilder fast fertig gemalt sind, wird das Cafe bei einem Bombenanschlag zerstört. Kein Kunde mehr, kein Geld. Glücklicherweise findet sich ein paar Wochen später ein anderes Cafe, das die Bilder aufhängt.

Is real – Kurzgeschichten aus Israel

Ich komme gerade zurück von 10 Tagen Israel. Und bevor sich die intensiven bis skurrilen Erlebnisse wieder der Luft des Alltags auflösen, werde ich sie hier in kleine Kurzgeschichten verpacken.

Der Beginn der Reise stand schon mal unter dem Stern des Schlurchens: Zuerst habe ich bei der Abreise den Geldbeutel samt Kreditkarten vergessen (ist mir 10 Minuten vom Haus entfernt eingefallen und konnte so korrigiert werden). Dann bin ich gut gelaunt in die falsche S-Bahn eingestiegen (ich wohne ja erst 10 Jahre in Berlin, da passiert so was schon mal). Am Berliner Flughafen fiel mir auf, dass ich den nagelneuen Lonely Planet Reiseführer für Israel zu Hause auf der Heizung habe liegen lassen. Und kurz vor der Landung in Tel Aviv wird mir außerdem klar, dass mein Führerschein noch im anderen Geldbeutel liegt, und ich somit den reservierten Mietwagen nicht fahren darf. Ein schlechter Start für eine tolle Reise. Bald mehr auf diesem Kanal…

Finanzkrise und Realwirtschaft

In Berlin Prenzlauer Berg wirkt sich die Finanzkrise bereits jetzt auf die Realwirtschaft aus: Als ich eben um 15 Uhr zum Mittagstisch in meine Lieblings-Wirtschaft ging, war ich der erste Gast des Tages! So was gab es noch nie! Vor der Wirtschaft saßen die 2 kompetenten Köche und rauchten gelangweilt: Trotz ihrer internationaler Ausbildung (Frankreich, Thailand, Deutschland) wollte heute bis 15 Uhr niemand ihren täglichen Küchenzauber verkosten. Dann kam ich! Das Tonkabohnenpanacotta war süß und lecker…

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Aber jetzt: Back to work.

Alberne Hobbys der Vergangenheit

Gestern beim Essen mit Freunden kam irgendwie ein altes Hobby wieder auf den Tisch: In der Erwachsenenecke von Videotheken skurrile Titel von Pornofilmen suchen und laut ausrufen.

Damals sind wir gerne in kleinen bis mittelgroßen Gruppen in eine Videothek eingefallen und dort sofort in die Schmuddelecke gelaufen. Es war von Vorteil wenn es nicht die eigene Stammvideothek war. Denn wenn einer prustend „Sperminator“ durch den Laden brüllt und anschließend die Gruppe in ausschweifenden Lachanfällen fast kollektiv auf dem Boden zusammenbricht, ist das nicht unbedingt verkaufsfördernd. Das kam sowohl bei den Filmfreunden, die diskret und unerkannt Sexstreifen ausleihen wollten, als auch bei den Betreibern der Videothek nicht wirklich gut an. „Schneeflittchen“ haha, „Reinstecke Fuchs“ hihi, „Analdin und die wunde Schlampe“ prust, „Der große Ficktator“, „Die Prinzessin auf der Eichel“, „Rex Dildo“ …

Meistens haben die Betreiber uns dann mit mehr oder weniger Nachdruck aus ihrer Videothek herausgeleitet. Ein sehr alberner Zeitvertreib war das damals. Aber wenn wir wieder mal Anfang 20 sind (was bei mir öfters mal kurzzeitig passiert), dann stürmen wir wieder die Blue-Ray Stores dieser Welt. Und irgendwann dreh ich dann selbst mal einen Ritter-Porno, der heißt dann „What are you doing on a knight like this?“.

Stadt Land Fluss

Nachdem ich heute an einem Geschäft mit dem Namen „Stadt, Land, Fluss“ vorbei schlenderte, erinnerte ich mich, dass wir früher mit ein paar Zetteln und mehreren Schreibgeräten sehr viel Spaß hatten. Also so richtig analog!

Neben den leicht schnarchigen Standards „Stadt“, „Land“ und „Fluss“ waren besonders unsere eigenen Kategorien spannend: Ich erinnere mich an „Band/Musiker“, „Film“, „Buch“, „Scheidungsgrund“, „Alkoholisches Getränk“, „Krankheit“, „Berühmter Toter“, „Zigarettenmarke“ oder einfach „Arschloch“. So hatte man mit primitivsten analogen Mitteln ein Multi-User-Game gebastelt, das mindestens so viel Wonne bereitete wie Grand Theft Auto IV.

Unvergessen auch der Abend an dem durch einen Verständigungsfehler „Stadt, Land, Fuss“ gespielt wurde: „K“ – Klumpfuss, „B“ – Blutfuss und bei „R“ kam dann sogar noch ein Bekannter, der hier gelegentlich auch mal mitliest, ins Spiel…

Kennt ihr noch wilde Kategorien, die endlich mal hier in den Kommentaren genannt werden müssen?

Nestbeschmutzung

Aufwachen gegen 7 Uhr weil die Bauarbeiter sich gegenseitig anschreien und die ersten motorbetriebenen Bauwerkzeuge rattern. Bei den momentanen Nachttemperaturen oberhalb der 20°C, lass sogar ich das Fenster offen (eigentlich bin ich sehr geräuschempfänglich und daher bleibt es sonst zu). Daher trennen mich nur ca. 50 Meter Luftlinie von den Gerüsten, an einem der letzten unsanierten Häuser in der Straße.

Aber erst wenn das letzte Dachgeschoss ausgebaut, die hundertste Weinhandlung einen günstigen Imbiss verdrängt, und die Straßen nur noch mit flotten Audi TTs und SUVs beparkt sind – erst dann werden die Zugezogenen merken, dass sie auch gleich nach München hätten ziehen können.