Zahnarzt 3000

Man setzt sich in den Zahnarztstuhl. Der Dentist schiebt einen gerade noch handlichen Kamera-Finger in den Mundraum. Mit einem Fußschalter löst er die Infrarotkamera aus, die mit einer motorgesteuerten Prismen-Optik knapp 20 Fotos aus leicht unterschiedlichen Winkeln der Bissleiste schießt. Auch die gegenüberliegenden Zähne werden fotografiert. Auf dem Flachbildschirm errechnet der Computer einige Augenblicke später ein 3D-Modell der Zähne inklusive dem Gegenbiss. Der Zahnarzt nimmt einen kleinen Keramikstift mit der Zahnfarbe und steckt ihn im Labor in eine Fräsmaschine. Man liest 20 Minuten den neuen Spiegel (würg!) und trinkt ein Glas Wasser. Dann ist das neue Keramik Inlay fertig. Das Loch wird mit Wasser und Luft gesäubert und der Kleber kommt rein. Dann das gefräste super-passgenaue neue Inlay. Kurz andrücken. Passt. Und Tschüss.
Mir gerade eben genau so passiert.

Wann kommt wohl das erste Computer-Virus (läuft auf Win XP), das aus den Stiften kleine Keramikelefanten fräst?

Sommerloch

Draußen hat es 30°C. In der Wohnung 35°C. Und in meinem Körper noch mal 3 Grad mehr. Erst wenn die guten Dinge nicht mehr da sind, beginnt man sie so richtig zu schätzen: Ein klarer Kopf (statt Kopfschmerzen), körperliche Fitness (statt kalter Schweiss in Litern) und eine ruhige Nacht (statt Fieberphantasien).

Anstatt Genesungswünsche und Mitleidsbekundungen bitte hier nur Reiki, good Vibes und positive Gedanken hinterlassen. Danke.

Grand Theft Auto IV – Sim Amok

I did it! Ich habe mir eine Playstation3 in der Videothek um die Ecke ausgeliehen. Natürlich nur um dem Phänomen Grand Theft Auto IV auf den Grund zu gehen.

Um es vorweg zu nehmen: GTA 4 ist ein faszinierendes und doch sehr zwiespältiges Spiel. Das ist kein Spielspass mehr, sondern eher die Simulation einer künstlich geschaffenen Parallelwelt in der anarchistische Testosteron-Phantasien umgesetzt werden können. In der Intimsphäre des eigenen Wohnzimmers darf jeder auf sämtliche gesellschaftlichen Normen scheißen. Im Spiel geht es um die individuelle Freiheit, alles zu tun, was man tun will. Es geht nicht um die Anderen. Es geht um Egozentrik. Die Spielfigur steht sogar wortwörtlich meist im Mittelpunkt des Bildschirms. Man tut was man will.

Grand Theft Auto 4

Bei meinen ersten ungelenken Fahrmanövern mit gestohlenen Autos überrolle ich versehentlich ein paar Passanten. Die Darstellung der physischen Verhältnisse eines solchen Aufpralls ist dabei so realistisch, dass ich gleich mal mit Vollgas über die Gehwege und durch Parkanlagen fahre. Unschuldige Passanten stets im Visier. Der virtuelle Amoklauf. Klar, man zieht mit so einem destruktiven Verhalten die Aufmerksamkeit der spiel-internen Polizei auf sich. Ich werde schließlich verhaftet. Aber egal, denn sofort wache ich ja wieder ohne Geld und Waffen vor der Polizeistation auf. In einem Internetforum empfiehlt ein Spieler sich immer konsequent von der Polizei erschießen zu lassen: Denn dann wacht man vor dem Krankenhaus auf und verliert seine Waffen nicht. Wie man an Raketenwerfer, Schrotflinte oder Baseballschläger kommt, steht im gleichen Internetforum. Man ruft von seinem Handy im Spiel einfach eine bestimmte Telefonnummer an und schon hat man die „einfache“ oder „erweiterte“ Waffensammlung. Also schieße ich nachts im Park von Liberty City mit meinem Scharfschützengewehr eine Laterne nach der anderen aus. Man sollte das aber nicht zu nah an der Straße machen, sonst hat man gleich wieder einen Streifenwagen an der Ferse. Im großen Park-Springbrunnen komme ich dann auf die Idee mit einer anderen geheimen Telefonnummer (Cheat) ein völlig überdimensioniertes Jetboot erscheinen zu lassen und damit den Tümpel aufzuwühlen. Ich fahre so lange im Brunnen umher, bis ich das Boot über den Beckenrand katapultiere und es auf dem Asphalt liegen bleibt. Dann laufe ich einfach auf die nächste Straße. Bleibe mittendrin stehen und verursache damit einen Verkehrsstau. Aber Vorsicht: Nicht alle Fahrer halten an – die aggressiveren Charaktere fahren einen auch schon mal rücksichtslos über den Haufen! Dann laufe ich die Reihe der angestauten Autos und fluchenden Fahrer ab und wähle mir ein Auto aus. Mit einem Druck auf die Dreieck-Taste reißt meine Spielfigur die Autotür auf und zerrt den Fahrer auf die Straße. Die Beifahrerin flieht panisch aus der Beifahrertür. Ich steige ein, gebe Vollgas und remple mich durch die Wagen vor mir. Dann bemerke ich, dass auf dem Rücksitz des gekaperten Autos noch eine Frau sitzt, die bei jeder neuen Beule im Auto und jedem meiner Handbremsen-Manöver hysterisch schreit. Ich kümmere mich nicht darum und wähle einen guten Radiosender aus. Die zahlreichen Radiostationen im Spiel werden unter anderem von Juliette Lewis, Iggy Pop, Femi Kuti und Karl Lagerfeld moderiert. Die Musik reicht dabei von den Sisters of Mercy über John Coltrane bis zu Agnostic Front, Shaggy und Les Savy Fav. Sogar die von mir sonst gemiedenen Musikrichtungen Reggae und HipHop machen im passenden Autotyp Laune. Mit dem Handy kann man jederzeit den aktuell im Radio gespielten Song erfragen, und ihn dann auch außerhalb von Liberty City (also in der echten Welt) als MP3 bei Amazon kaufen.

Wenn man also so mit dem Soundtrack seiner Wahl durch die Stadt fährt, die Kreis-Taste für die authentische Kinokamera mit den sich ändernden Blickwinkeln gedrückt hält, dann fühlt sich das schon nach ganz großem Kino an. Und da man das alles selbst auswählt und steuert, fühlt es sich sogar noch um einiges direkter und „echter“ an. Die Komplexität des Spiels ist so hoch, dass die Gesamtheit an Möglichkeiten mehr als die Summe der einzelnen programmierten Teile ergibt. So können sich individuelle Spielerfahrungen ergeben, die von den Game-Designern eigentlich gar nicht vorgesehen waren. Wenn man nicht der relativ linearen Storyline des Spiels folgt, entdeckt man eine fremde, runtergekommene und zugleich faszinierende Welt. Die Menschen denen man auf der Straße begegnet, lesen Zeitung, nehmen Handygespräche an oder essen einen Hotdog. Und sie sehen fast alle unterschiedlich aus. Sensationell ist das Sounddesign des Spiels: Wenn man auf den Holzbrettern der Strandpromenade läuft und einen Metallmülleimer anrempelt, dann hören sich Schritte, Mülltonne und die Menschen in der unmittelbaren Umgebung auch so an, wie sie sich auch in „echt“ anhören würden!

Die überraschende Faszination für das Spiel wurde sicher auch durch einen relativ abgedunkelten Raum, gute Lautsprecherboxen und einen 40“ Fernseher unterstützt. Den Hinweis aus dem Begleitheft pro Stunde mindestens 15 Minuten Spielpause zu machen, habe ich natürlich ignoriert. Laut Spielstatistik habe ich grade mal 4,49% des Spiels gelöst.

Das Spiel ist in Deutschland frei ab 18 Jahren. Theoretisch gut so, aber gerade so etwas war für mich als Teenager ein ganz besonderer Anreiz. Und sicherlich bekommt man das heute als 14-Jähriger so einfach wie Zigaretten oder Bier. Früher war ich bei den ganzen Gewalt-durch-Computerspiele-Diskussionen meist äußerst liberal. Nach diesem Spiel muss ich meine Position irgendwie neu überdenken: Der technologische Fortschritt der Simulation von Wirklichkeit ist enorm. Die nächsten 20 Jahre werden die Simulation wohl extrem nahe an die echte Erfahrung heranrücken. Faszination und Grauen. Als ich vorgestern um kurz nach Mitternacht die Playstation zurück in die Videothek brachte, fühlte ich mich schon fast so allmächtig wie die 4 Stunden zuvor im Spiel. Soll ich einfach auf die Strasse schlendern und einen Stau provozieren? Den Fahrer rausprügeln? Im schlimmsten Fall wache ich ja sowieso nur kurze Zeit später vor dem Krankenhaus auf und bin wieder wie neu…

Grand Theft Lifetime

Auch wenn es mich nervt, dass die ganze Stadt und die Medien mit Computerspielgrafiken von GTA IV (Grand Theft Auto 4) zugekleistert sind, muss ich eine gewisse Faszination eingestehen. In dem Computerspiel geht es vorrangig darum, gewissen Missionen zu erledigen und sich so als Immigrant in New York durch und hoch zu schlagen. Vielleicht auch lustig… aber nicht soooo spannend. Interessant finde ich die nicht-lineare Komponente des Spiels: Einfach ein Auto klauen, die Stadt erkunden, in einer Bar trinken gehen und komische Sachen jenseits der vorgegebenen Missionen ausprobieren. Eigentlich kenne ich das Spiel und seine Vorgänger ja nur aus theoretischen Abhandlungen verschiedener Medien meines Vertrauens.

Gestern durfte ich dann bei einem Freund mal Probespielen: Auf einem 46“ Flatscreen. Da habe ich schnell gemerkt: Das will ich mal so richtig ausufernd alleine tun. Einen Tag und damit viel Zeit einfach totschlagen: Intensivkurs Konsolenspiele2008! Ich habe mich ja seit dem Studium vor 10 Jahren kaum noch mit dem Genre Computerspiele beschäftigt. War sogar am Überlegen mir einfach eine Spielkonsole zu kaufen. Aber ein solch gewaltsamer Übergriff auf meine Lebenszeit ist mir viel zu gefährlich. Ich leih mir mal so ein Teil in der Videothek, GTA IV und Burnout Paradise gleich dazu.

Die innovativen Isländer

Ich war ja letztens in Island, und da sind mir ein paar nobelpreisverdächtige Innovationen aufgefallen:

1. Litfassklo
Das bekannte 2-in-1 Prinzip: Von außen nur Litfasssäule, von innen ein voll ausgestattetes Klo. Auch geeignet für Konfirmandenblasen und Vielpisser, denn pro Runde kostet das nur 10 ISK (ca. 9Cent).

island-litfassklo.jpg

2. Badeklamottenschleuder
Nach der Öko-Therme (ist ja in Island alles geo-thermisch gespeist) wartete im Duschraum eine Trockenschleuder für Badekleidung: Badehose rein, Knopf 30 Sekunden gedrückt halten, Badehose trocken. Natürlich ohne Münzeinwurf, einfach als Service.

3. Gadget-Ladestation
Ebenfalls in der Therme stand eine CD-Ständer-große Geräteladestation für Handys und digitale Gadgets wie iPod, PSP und was weiss ich noch alles. Da kann man dann, während man selbst im Dampfbad entspannt, seine Gerätschaft aufladen lassen. Einfach Gerät ins Fach, richtigen Stecker stöpseln, abschließen und Schlüssel mitnehmen.

4. Pissoirtheken
Die aber wohl bahnbrechendste Innovation konnte man in ausnahmslos allen Kneipen und Bars begutachten: Fest installierte Getränkeablagen über allen Pissoirs. Da muss man dann sein Bierglas nicht am Waschbecken oder in der Ecke abstellen, sondern man platziert es direkt über die Schüssel. Smart!

Home cooking is killing Restaurants

Am Samstag gab’s mal wieder ein ausuferndes Herrendinner: 6 selbsternannte Köche machen jeweils einen Gang und bringen den begleitenden Wein mit.

Es gab:
1. Gang: Carpaccio vom Island-Lachs mit frittierten Kapern an Limettenvinaigrette.
2. Gang: Pastinakensuppe
3. Gang: Frischer Belitz-Spargel in Sauce Hollandaise
4. Gang: Lamm-Maultaschen aus frischer Pasta an dunklem Rotweinfond
5. Gang: Crépinette von Lachs und Thunfisch mit Sellerie-Kartoffel Mousseline an Fisch-Sossenwunder
6. Gang: Brownies aux trois Chocolats accompagnés par les white russians

Die begleitenden Weine möchte ich hier gar nicht erst aufführen, sondern schließe mit einem deutsch-französischen Definitionsduo.
Alkoholismus:
In Deutschland eine Krankheit – in Frankreich eine Lebensphilosophie.

Prenzlauerberg gentrifiziert!

Gentrifizierung fördert solch Statements zu Tage – zumeist denk ich dabei: zu recht und ich mitten drin!

Das Snob Stop Schild
Oderberger Strasse. Snob-Stop.

Die Yuppisierungs-Schablone
Fehrbelliner Strasse. Yuppies über alles!?

(Jaja ich weiß… Schild und Schablone sind schon wieder ein Stückchen alt – mit 240h-Tag und 5h Schlafbedarf wärs ja auch kein Problem das früher zu posten…)

Kontaktformulartherapie

Wenn man hilflos ist, dann sind Kontaktformulare echt richtig gut zum Dampfablassen – heute:

GLS – General Logistics Systems – nicht erwischt bei der Zustellung eines richtig schweren Paketes

Beschwerde über Zusteller / Zustellung Paket Nr. 3031013xxxx

Obwohl heute den ganzen Tag jemand bei uns anwesend war, wurde weder geklingelt, noch eine Benachrichtigung bei uns im Briefkasten, auch nicht an den 3 Hauseingängen (xa, x und x Strasse x) und auch nicht an den Häusern daneben hinterlassen. Und das nachdem zuvor auch noch behauptet wurde, die Adresse wäre falsch.

Ihr Zusteller für diesen Bereich macht defacto seinen Job NICHT und betrügt Sie, den Versender und uns mit falschen Angaben.

Bitte prüfen sie intern was Sache ist.

Für diese Dienstleistung wurde bezahlt – führen sie die Dienstleistung sach-und wahrheitsgemäß aus.

Auf ein Paket 11 Tage (vom 17.4. bis 28.4.) zu warten ist zu lange! Ihre Werte – in diesem Fall triffts die Zuverlässigkeit und die Transparenz – am Arsch!

Räumen sie intern auf! Liefern sie! Und zwar bis an unsere Tür!

Viele Grüße
x

Ich wette mit Euch – das Paket taucht Montag unten im nächsten Laden auf. Nach zwei erfolglosen Zustellungen sagt deren AGB daß sie das dürfen: Faule Postsäcke!

Witzig, das hier dachte ich mir eben auch: GLS – Bei uns ist Ihr Geschäft in den richtigen Händen.

[update] Ahja, liebe GLS. Klappt doch. Paket Montag bis schön unters Dach geliefert. Warum nicht gleich so?